Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Caspar. Das ist nichts, nichts, wahre
Lumperei.
Winfred. Für die Deklamation edler Ge-
dichte seid Ihr auch nicht?
Caspar. Nichts da, -- Katzensprünge, Bock-
sprünge, das ist unser Geschmack.
Winfred. (tanzt und springt.) Seht Freunde,
das sind Künste, Gelt?
(alle lachen.)
Caspar. Recht so! Was er die dünnen
Beine kann durch einander werfen!
Winfred. fallt nieder.) O weh! o weh! mein
Kopf! mein Arm! Unglück über Unglück!
Leopold. Komm! hilf dir auf.
Winfred. Ade, ich gehe wieder auf mein
Zimmer, ich bin für dergleichen nicht gemacht. Ich
lege mich wieder zu Bett und will schlafen.

(geht hinkend nach dem obern Gemach.)
Caspar. Ich kann kaum noch die Augen
offen halten, -- und die Beine liegen schon seit
einer Stunde stockstill unter dem Tische. -- Wo ist
denn unser Gaukler? -- Wahrlich, in die Erde
hinein geschlagen, und verschwunden. -- Je nun,
eben so gut. --
(schläft ein. Alle übrigen schlafen bereits.)
Leopold. (singt vor der einen Thür.)
Wer klopft an die Thür?
Ich, Liebste, bin hier,
Wo ist dein Gemach?
Erkennst du mein Ach?
Auf, liebst du mich kühn,
So laß uns entfliehn,
Schnell schwindet die Zeit
Zweite Abtheilung.
Caspar. Das iſt nichts, nichts, wahre
Lumperei.
Winfred. Fuͤr die Deklamation edler Ge-
dichte ſeid Ihr auch nicht?
Caspar. Nichts da, — Katzenſpruͤnge, Bock-
ſpruͤnge, das iſt unſer Geſchmack.
Winfred. (tanzt und ſpringt.) Seht Freunde,
das ſind Kuͤnſte, Gelt?
(alle lachen.)
Caspar. Recht ſo! Was er die duͤnnen
Beine kann durch einander werfen!
Winfred. fallt nieder.) O weh! o weh! mein
Kopf! mein Arm! Ungluͤck uͤber Ungluͤck!
Leopold. Komm! hilf dir auf.
Winfred. Ade, ich gehe wieder auf mein
Zimmer, ich bin fuͤr dergleichen nicht gemacht. Ich
lege mich wieder zu Bett und will ſchlafen.

(geht hinkend nach dem obern Gemach.)
Caspar. Ich kann kaum noch die Augen
offen halten, — und die Beine liegen ſchon ſeit
einer Stunde ſtockſtill unter dem Tiſche. — Wo iſt
denn unſer Gaukler? — Wahrlich, in die Erde
hinein geſchlagen, und verſchwunden. — Je nun,
eben ſo gut. —
(ſchlaͤft ein. Alle uͤbrigen ſchlafen bereits.)
Leopold. (ſingt vor der einen Thuͤr.)
Wer klopft an die Thuͤr?
Ich, Liebſte, bin hier,
Wo iſt dein Gemach?
Erkennſt du mein Ach?
Auf, liebſt du mich kuͤhn,
So laß uns entfliehn,
Schnell ſchwindet die Zeit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0101" n="92"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#CAS">
                <speaker><hi rendition="#g">Caspar</hi>.</speaker>
                <p>Das i&#x017F;t nichts, nichts, wahre<lb/>
Lumperei.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#WINFRED">
                <speaker><hi rendition="#g">Winfred</hi>.</speaker>
                <p>Fu&#x0364;r die Deklamation edler Ge-<lb/>
dichte &#x017F;eid Ihr auch nicht?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#CAS">
                <speaker><hi rendition="#g">Caspar</hi>.</speaker>
                <p>Nichts da, &#x2014; Katzen&#x017F;pru&#x0364;nge, Bock-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;nge, das i&#x017F;t un&#x017F;er Ge&#x017F;chmack.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#WINFRED">
                <speaker><hi rendition="#g">Winfred</hi>.</speaker>
                <stage>(tanzt und &#x017F;pringt.)</stage>
                <p>Seht Freunde,<lb/>
das &#x017F;ind Ku&#x0364;n&#x017F;te, Gelt?</p>
                <stage>(alle lachen.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#CAS">
                <speaker><hi rendition="#g">Caspar</hi>.</speaker>
                <p>Recht &#x017F;o! Was er die du&#x0364;nnen<lb/>
Beine kann durch einander werfen!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#WINFRED">
                <speaker><hi rendition="#g">Winfred</hi>.</speaker>
                <stage> fallt nieder.)</stage>
                <p>O weh! o weh! mein<lb/>
Kopf! mein Arm! Unglu&#x0364;ck u&#x0364;ber Unglu&#x0364;ck!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker>
                <p>Komm! hilf dir auf.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#WINFRED">
                <speaker><hi rendition="#g">Winfred</hi>.</speaker>
                <p>Ade, ich gehe wieder auf mein<lb/>
Zimmer, ich bin fu&#x0364;r dergleichen nicht gemacht. Ich<lb/>
lege mich wieder zu Bett und will &#x017F;chlafen.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(geht hinkend nach dem obern Gemach.)</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#CAS">
                <speaker><hi rendition="#g">Caspar</hi>.</speaker>
                <p>Ich kann kaum noch die Augen<lb/>
offen halten, &#x2014; und die Beine liegen &#x017F;chon &#x017F;eit<lb/>
einer Stunde &#x017F;tock&#x017F;till unter dem Ti&#x017F;che. &#x2014; Wo i&#x017F;t<lb/>
denn un&#x017F;er Gaukler? &#x2014; Wahrlich, in die Erde<lb/>
hinein ge&#x017F;chlagen, und ver&#x017F;chwunden. &#x2014; Je nun,<lb/>
eben &#x017F;o gut. &#x2014;</p>
                <stage>(&#x017F;chla&#x0364;ft ein. Alle u&#x0364;brigen &#x017F;chlafen bereits.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker>
                <stage>(&#x017F;ingt vor der einen Thu&#x0364;r.)</stage><lb/>
                <lg type="poem">
                  <l>Wer klopft an die Thu&#x0364;r?</l><lb/>
                  <l>Ich, Lieb&#x017F;te, bin hier,</l><lb/>
                  <l>Wo i&#x017F;t dein Gemach?</l><lb/>
                  <l>Erkenn&#x017F;t du mein Ach?</l><lb/>
                  <l>Auf, lieb&#x017F;t du mich ku&#x0364;hn,</l><lb/>
                  <l>So laß uns entfliehn,</l><lb/>
                  <l>Schnell &#x017F;chwindet die Zeit</l><lb/>
                </lg>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0101] Zweite Abtheilung. Caspar. Das iſt nichts, nichts, wahre Lumperei. Winfred. Fuͤr die Deklamation edler Ge- dichte ſeid Ihr auch nicht? Caspar. Nichts da, — Katzenſpruͤnge, Bock- ſpruͤnge, das iſt unſer Geſchmack. Winfred. (tanzt und ſpringt.) Seht Freunde, das ſind Kuͤnſte, Gelt? (alle lachen.) Caspar. Recht ſo! Was er die duͤnnen Beine kann durch einander werfen! Winfred. fallt nieder.) O weh! o weh! mein Kopf! mein Arm! Ungluͤck uͤber Ungluͤck! Leopold. Komm! hilf dir auf. Winfred. Ade, ich gehe wieder auf mein Zimmer, ich bin fuͤr dergleichen nicht gemacht. Ich lege mich wieder zu Bett und will ſchlafen. (geht hinkend nach dem obern Gemach.) Caspar. Ich kann kaum noch die Augen offen halten, — und die Beine liegen ſchon ſeit einer Stunde ſtockſtill unter dem Tiſche. — Wo iſt denn unſer Gaukler? — Wahrlich, in die Erde hinein geſchlagen, und verſchwunden. — Je nun, eben ſo gut. — (ſchlaͤft ein. Alle uͤbrigen ſchlafen bereits.) Leopold. (ſingt vor der einen Thuͤr.) Wer klopft an die Thuͤr? Ich, Liebſte, bin hier, Wo iſt dein Gemach? Erkennſt du mein Ach? Auf, liebſt du mich kuͤhn, So laß uns entfliehn, Schnell ſchwindet die Zeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/101
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/101>, abgerufen am 06.05.2024.