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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Liebeszauber.
gesprächig, ließ sich bei den Eltern des Mädchens
vorstellen, und hielt sogleich beim ersten Besuch
um ihre Hand an, die sie ihm auch zusagte, da die
Eltern ihre Einwilligung nicht verweigerten. Er
war glücklich und ein neues Leben ging in ihm auf;
mit jedem Tage ward er gesunder und zufriedener.
So besuchte er mich vor acht Tagen auf meinem
Landgute hier; es gefiel ihm über die Maßen, und
zwar so, daß er nicht ruhte, bis ich es ihm ver-
kaufen mußte. Es lag nur an mir, seine Leiden-
schaftlichkeit zu meinem Vortheil und seinem Scha-
den zu benutzen, denn was er will, will er heftig
und plötzlich vollendet. Sogleich machte er seine
Einrichtungen, ließ Geräthe herschaffen, um hier
noch die Sommermonate zu wohnen, und so sind
wir denn alle heut zu seiner Hochzeit in meinem
ehemaligen Wohnsitze versammelt.

Das Haus war groß und lag in der schönsten
Gegend. Die eine Seite sah nach einem Flusse
und angenehmen Hügeln hinüber, rund um von
mannichfaltigen Gebüschen und Bäumen umgeben,
unmittelbar davor lag ein Garten mit duftenden
Blumen. Hier waren die Orangen und Citronen-
Bäume in einem großen offenen Saale aufgestellt,
nur kleine Thüren führten zu Vorrathskammern,
Kellern und Speisegewölben. Von der andern
Seite breitete sich ein grünender Wiesenplan aus,
an welchen ohne andre Verbindung ein Park gränzte;
hier bildeten die beiden langen Flügel des Hauses
einen geräumigen Hof, und auf dreien über ein-
ander stehenden Säulenreihen verbanden breite of-

Liebeszauber.
geſpraͤchig, ließ ſich bei den Eltern des Maͤdchens
vorſtellen, und hielt ſogleich beim erſten Beſuch
um ihre Hand an, die ſie ihm auch zuſagte, da die
Eltern ihre Einwilligung nicht verweigerten. Er
war gluͤcklich und ein neues Leben ging in ihm auf;
mit jedem Tage ward er geſunder und zufriedener.
So beſuchte er mich vor acht Tagen auf meinem
Landgute hier; es gefiel ihm uͤber die Maßen, und
zwar ſo, daß er nicht ruhte, bis ich es ihm ver-
kaufen mußte. Es lag nur an mir, ſeine Leiden-
ſchaftlichkeit zu meinem Vortheil und ſeinem Scha-
den zu benutzen, denn was er will, will er heftig
und ploͤtzlich vollendet. Sogleich machte er ſeine
Einrichtungen, ließ Geraͤthe herſchaffen, um hier
noch die Sommermonate zu wohnen, und ſo ſind
wir denn alle heut zu ſeiner Hochzeit in meinem
ehemaligen Wohnſitze verſammelt.

Das Haus war groß und lag in der ſchoͤnſten
Gegend. Die eine Seite ſah nach einem Fluſſe
und angenehmen Huͤgeln hinuͤber, rund um von
mannichfaltigen Gebuͤſchen und Baͤumen umgeben,
unmittelbar davor lag ein Garten mit duftenden
Blumen. Hier waren die Orangen und Citronen-
Baͤume in einem großen offenen Saale aufgeſtellt,
nur kleine Thuͤren fuͤhrten zu Vorrathskammern,
Kellern und Speiſegewoͤlben. Von der andern
Seite breitete ſich ein gruͤnender Wieſenplan aus,
an welchen ohne andre Verbindung ein Park graͤnzte;
hier bildeten die beiden langen Fluͤgel des Hauſes
einen geraͤumigen Hof, und auf dreien uͤber ein-
ander ſtehenden Saͤulenreihen verbanden breite of-

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[299/0310] Liebeszauber. geſpraͤchig, ließ ſich bei den Eltern des Maͤdchens vorſtellen, und hielt ſogleich beim erſten Beſuch um ihre Hand an, die ſie ihm auch zuſagte, da die Eltern ihre Einwilligung nicht verweigerten. Er war gluͤcklich und ein neues Leben ging in ihm auf; mit jedem Tage ward er geſunder und zufriedener. So beſuchte er mich vor acht Tagen auf meinem Landgute hier; es gefiel ihm uͤber die Maßen, und zwar ſo, daß er nicht ruhte, bis ich es ihm ver- kaufen mußte. Es lag nur an mir, ſeine Leiden- ſchaftlichkeit zu meinem Vortheil und ſeinem Scha- den zu benutzen, denn was er will, will er heftig und ploͤtzlich vollendet. Sogleich machte er ſeine Einrichtungen, ließ Geraͤthe herſchaffen, um hier noch die Sommermonate zu wohnen, und ſo ſind wir denn alle heut zu ſeiner Hochzeit in meinem ehemaligen Wohnſitze verſammelt. Das Haus war groß und lag in der ſchoͤnſten Gegend. Die eine Seite ſah nach einem Fluſſe und angenehmen Huͤgeln hinuͤber, rund um von mannichfaltigen Gebuͤſchen und Baͤumen umgeben, unmittelbar davor lag ein Garten mit duftenden Blumen. Hier waren die Orangen und Citronen- Baͤume in einem großen offenen Saale aufgeſtellt, nur kleine Thuͤren fuͤhrten zu Vorrathskammern, Kellern und Speiſegewoͤlben. Von der andern Seite breitete ſich ein gruͤnender Wieſenplan aus, an welchen ohne andre Verbindung ein Park graͤnzte; hier bildeten die beiden langen Fluͤgel des Hauſes einen geraͤumigen Hof, und auf dreien uͤber ein- ander ſtehenden Saͤulenreihen verbanden breite of-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/310>, abgerufen am 26.11.2024.