ben, und von entgegenesetzter Richtung wandeln nun die unglückseligen verkehrten Pilgrimme hin, wo keine Rettung zu erwarten steht. Ich hatte an meinen beiden Söhnen schon seit lange keine Freude mehr erlebt, sie waren wüst und ohne Sit- ten, sie verachteten so Eltern wie Religion; nun hat sie der Klang ergriffen und angefaßt, sie sind davon und in die Weite, die Welt ist ihnen zu enge, und sie suchen in der Hölle Raum.
Und was denkt Ihr bei diesen Dingen zu thun? fragte Eckart.
Mit dieser Krücke habe ich mich aufgemacht, antwortete der Alte, um die Welt zu durchstreifen, sie wieder zu finden, oder vor Müdigkeit und Gram zu sterben.
Mit diesen Worten riß er sich mit großer An- strengung aus seiner Ruhe auf, und eilte fort so schnell er nur konnte, als wenn er sein Liebstes auf der Welt versäumen möchte, und Eckart sah mit Bedauern seiner unnützen Bemühung nach, und achtete ihn in seinen Gedanken für wahnwitzig. --
Es war Nacht geworden und wurde Tag, und Conrad kam nicht zurück, da irrte Eckart durch das Gebirge und wandte seine sehnenden Augen nach dem Schlosse, aber er ersah ihn nicht. Ein Getümmel zog aus der Burg daher, da trachtete er nicht mehr, sich zu verbergen, sondern er be- stieg sein Roß, das frei weidete, und ritt in die Schaar hinein, die frölich und guter Dinge über das Blachfeld zog. Als er unter ihnen war, er-
Erſte Abtheilung.
ben, und von entgegeneſetzter Richtung wandeln nun die ungluͤckſeligen verkehrten Pilgrimme hin, wo keine Rettung zu erwarten ſteht. Ich hatte an meinen beiden Soͤhnen ſchon ſeit lange keine Freude mehr erlebt, ſie waren wuͤſt und ohne Sit- ten, ſie verachteten ſo Eltern wie Religion; nun hat ſie der Klang ergriffen und angefaßt, ſie ſind davon und in die Weite, die Welt iſt ihnen zu enge, und ſie ſuchen in der Hoͤlle Raum.
Und was denkt Ihr bei dieſen Dingen zu thun? fragte Eckart.
Mit dieſer Kruͤcke habe ich mich aufgemacht, antwortete der Alte, um die Welt zu durchſtreifen, ſie wieder zu finden, oder vor Muͤdigkeit und Gram zu ſterben.
Mit dieſen Worten riß er ſich mit großer An- ſtrengung aus ſeiner Ruhe auf, und eilte fort ſo ſchnell er nur konnte, als wenn er ſein Liebſtes auf der Welt verſaͤumen moͤchte, und Eckart ſah mit Bedauern ſeiner unnuͤtzen Bemuͤhung nach, und achtete ihn in ſeinen Gedanken fuͤr wahnwitzig. —
Es war Nacht geworden und wurde Tag, und Conrad kam nicht zuruͤck, da irrte Eckart durch das Gebirge und wandte ſeine ſehnenden Augen nach dem Schloſſe, aber er erſah ihn nicht. Ein Getuͤmmel zog aus der Burg daher, da trachtete er nicht mehr, ſich zu verbergen, ſondern er be- ſtieg ſein Roß, das frei weidete, und ritt in die Schaar hinein, die froͤlich und guter Dinge uͤber das Blachfeld zog. Als er unter ihnen war, er-
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Erſte Abtheilung.
ben, und von entgegeneſetzter Richtung wandeln
nun die ungluͤckſeligen verkehrten Pilgrimme hin,
wo keine Rettung zu erwarten ſteht. Ich hatte
an meinen beiden Soͤhnen ſchon ſeit lange keine
Freude mehr erlebt, ſie waren wuͤſt und ohne Sit-
ten, ſie verachteten ſo Eltern wie Religion; nun
hat ſie der Klang ergriffen und angefaßt, ſie ſind
davon und in die Weite, die Welt iſt ihnen zu
enge, und ſie ſuchen in der Hoͤlle Raum.
Und was denkt Ihr bei dieſen Dingen zu
thun? fragte Eckart.
Mit dieſer Kruͤcke habe ich mich aufgemacht,
antwortete der Alte, um die Welt zu durchſtreifen,
ſie wieder zu finden, oder vor Muͤdigkeit und Gram
zu ſterben.
Mit dieſen Worten riß er ſich mit großer An-
ſtrengung aus ſeiner Ruhe auf, und eilte fort ſo
ſchnell er nur konnte, als wenn er ſein Liebſtes
auf der Welt verſaͤumen moͤchte, und Eckart ſah
mit Bedauern ſeiner unnuͤtzen Bemuͤhung nach, und
achtete ihn in ſeinen Gedanken fuͤr wahnwitzig. —
Es war Nacht geworden und wurde Tag, und
Conrad kam nicht zuruͤck, da irrte Eckart durch
das Gebirge und wandte ſeine ſehnenden Augen
nach dem Schloſſe, aber er erſah ihn nicht. Ein
Getuͤmmel zog aus der Burg daher, da trachtete
er nicht mehr, ſich zu verbergen, ſondern er be-
ſtieg ſein Roß, das frei weidete, und ritt in die
Schaar hinein, die froͤlich und guter Dinge uͤber
das Blachfeld zog. Als er unter ihnen war, er-
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/217>, abgerufen am 23.11.2024.
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