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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Der blonde Eckbert.
tert. Ist das Zufall? Hat er den Namen erra-
then, weiß er ihn und hat er ihn mit Vorsatz ge-
nannt? Und wie hängt dieser Mensch dann mit
meinem Schicksale zusammen? Zuweilen kämpfe
ich mit mir, als ob ich mir diese Seltsamkeit nur
einbilde, aber es ist gewiß, nur zu gewiß. Ein
gewaltiges Entsetzen befiel mich, als mir ein frem-
der Mensch, so zu meinen Erinnerungen half.
Was sagst du, Eckbert?

Eckbert sah seine leidende Gattinn mit einem
tiefen Gefühle an, er schwieg und dachte bei sich
nach, dann sagte er ihr einige tröstende Worte und
verließ sie. In einem abgelegenen Gemache ging
er in unbeschreiblicher Unruhe auf und ab. Wal-
ther war seit vielen Jahren sein einziger Umgang
gewesen, und doch war dieser Mensch jetzt der ein-
zige in der Welt, dessen Daseyn ihn drückte und
peinigte. Es schien ihm, als würde ihm froh und
leicht sein, wenn nur dieses einzige Wesen aus
seinem Wege gerückt werden könnte. Er nahm
seine Armbrust, um sich zu zerstreuen und auf die
Jagd zu gehn.

Es war ein rauher stürmischer Wintertag, tie-
fer Schnee lag auf den Bergen und bog die Zweige
der Bäume nieder. Er streifte umher, der Schweiß
stand ihm auf der Stirne, er traf auf kein Wild,
und das vermehrte seinen Unmuth. Plötzlich sah
er sich etwas in der Ferne bewegen, es war Wal-
ther, der Moos von den Bäumen sammelte; ohne
zu wissen was er that legte er an, Walther sah
sich um, und drohte mit einer stummen Gebehrde,

Der blonde Eckbert.
tert. Iſt das Zufall? Hat er den Namen erra-
then, weiß er ihn und hat er ihn mit Vorſatz ge-
nannt? Und wie haͤngt dieſer Menſch dann mit
meinem Schickſale zuſammen? Zuweilen kaͤmpfe
ich mit mir, als ob ich mir dieſe Seltſamkeit nur
einbilde, aber es iſt gewiß, nur zu gewiß. Ein
gewaltiges Entſetzen befiel mich, als mir ein frem-
der Menſch, ſo zu meinen Erinnerungen half.
Was ſagſt du, Eckbert?

Eckbert ſah ſeine leidende Gattinn mit einem
tiefen Gefuͤhle an, er ſchwieg und dachte bei ſich
nach, dann ſagte er ihr einige troͤſtende Worte und
verließ ſie. In einem abgelegenen Gemache ging
er in unbeſchreiblicher Unruhe auf und ab. Wal-
ther war ſeit vielen Jahren ſein einziger Umgang
geweſen, und doch war dieſer Menſch jetzt der ein-
zige in der Welt, deſſen Daſeyn ihn druͤckte und
peinigte. Es ſchien ihm, als wuͤrde ihm froh und
leicht ſein, wenn nur dieſes einzige Weſen aus
ſeinem Wege geruͤckt werden koͤnnte. Er nahm
ſeine Armbruſt, um ſich zu zerſtreuen und auf die
Jagd zu gehn.

Es war ein rauher ſtuͤrmiſcher Wintertag, tie-
fer Schnee lag auf den Bergen und bog die Zweige
der Baͤume nieder. Er ſtreifte umher, der Schweiß
ſtand ihm auf der Stirne, er traf auf kein Wild,
und das vermehrte ſeinen Unmuth. Ploͤtzlich ſah
er ſich etwas in der Ferne bewegen, es war Wal-
ther, der Moos von den Baͤumen ſammelte; ohne
zu wiſſen was er that legte er an, Walther ſah
ſich um, und drohte mit einer ſtummen Gebehrde,

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[187/0198] Der blonde Eckbert. tert. Iſt das Zufall? Hat er den Namen erra- then, weiß er ihn und hat er ihn mit Vorſatz ge- nannt? Und wie haͤngt dieſer Menſch dann mit meinem Schickſale zuſammen? Zuweilen kaͤmpfe ich mit mir, als ob ich mir dieſe Seltſamkeit nur einbilde, aber es iſt gewiß, nur zu gewiß. Ein gewaltiges Entſetzen befiel mich, als mir ein frem- der Menſch, ſo zu meinen Erinnerungen half. Was ſagſt du, Eckbert? Eckbert ſah ſeine leidende Gattinn mit einem tiefen Gefuͤhle an, er ſchwieg und dachte bei ſich nach, dann ſagte er ihr einige troͤſtende Worte und verließ ſie. In einem abgelegenen Gemache ging er in unbeſchreiblicher Unruhe auf und ab. Wal- ther war ſeit vielen Jahren ſein einziger Umgang geweſen, und doch war dieſer Menſch jetzt der ein- zige in der Welt, deſſen Daſeyn ihn druͤckte und peinigte. Es ſchien ihm, als wuͤrde ihm froh und leicht ſein, wenn nur dieſes einzige Weſen aus ſeinem Wege geruͤckt werden koͤnnte. Er nahm ſeine Armbruſt, um ſich zu zerſtreuen und auf die Jagd zu gehn. Es war ein rauher ſtuͤrmiſcher Wintertag, tie- fer Schnee lag auf den Bergen und bog die Zweige der Baͤume nieder. Er ſtreifte umher, der Schweiß ſtand ihm auf der Stirne, er traf auf kein Wild, und das vermehrte ſeinen Unmuth. Ploͤtzlich ſah er ſich etwas in der Ferne bewegen, es war Wal- ther, der Moos von den Baͤumen ſammelte; ohne zu wiſſen was er that legte er an, Walther ſah ſich um, und drohte mit einer ſtummen Gebehrde,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/198>, abgerufen am 24.11.2024.