leitung oder Vorrede dienen soll. Seine Gene- sung wird sich hier ganz vollenden.
Ich hoffe, sagte Ernst, auch Friedrich soll genesen, ich hege das schöne Vertrauen, daß unser aller Freundschaft sich hier noch fester knüp- fen und für die Ewigkeit härten wird. Sieh, mein Geliebter, das Flimmern in lauer Luft die- ser vergänglichen, flüchtigen Leben, die wie Dia- manten durch das dunkle Grün der Gebüsche zucken, und bald in zitternden Wolken, bald ein- zeln schimmernd, wie sanfte Töne, unsre Rüh- rung wecken, -- und über uns den Glanz der ewigen Gestirne! Steht nicht der Himmel über der stillen dunkeln Erde wie ein Freund, aus dessen Augen Liebe und Zuversicht leuchten, dem man so recht mit ganzem Herzen in allen Le- bensgefahren und allem Wandel vertrauen möchte? Diese heilige ernste Ruhe erweckt im Herzen alle entschlafenen Schmerzen, die zu stillen Freuden werden, und so schaut mich jetzt groß und milde mit seinem menschlichen Blick der edle Novalis an, und erinnert mich jener Nacht, als ich nach einem fröhlichen Feste in schöner Gegend mit ihm durch Berge schweifte, und wir, keine so nahe Trennung ahndend, von der Natur und ihrer Schönheit und dem Göttlichen der Freund- schaft sprachen. Vielleicht, da ich so innig sei- ner gedenke, umfängt mich sein Herz so liebend, wie dieser glühende Sternenhimmel. Ruhe sanft, ich will mich auf mein Lager werfen, um ihm im Traum zu begegnen.
Einleitung.
leitung oder Vorrede dienen ſoll. Seine Gene- ſung wird ſich hier ganz vollenden.
Ich hoffe, ſagte Ernſt, auch Friedrich ſoll geneſen, ich hege das ſchoͤne Vertrauen, daß unſer aller Freundſchaft ſich hier noch feſter knuͤp- fen und fuͤr die Ewigkeit haͤrten wird. Sieh, mein Geliebter, das Flimmern in lauer Luft die- ſer vergaͤnglichen, fluͤchtigen Leben, die wie Dia- manten durch das dunkle Gruͤn der Gebuͤſche zucken, und bald in zitternden Wolken, bald ein- zeln ſchimmernd, wie ſanfte Toͤne, unſre Ruͤh- rung wecken, — und uͤber uns den Glanz der ewigen Geſtirne! Steht nicht der Himmel uͤber der ſtillen dunkeln Erde wie ein Freund, aus deſſen Augen Liebe und Zuverſicht leuchten, dem man ſo recht mit ganzem Herzen in allen Le- bensgefahren und allem Wandel vertrauen moͤchte? Dieſe heilige ernſte Ruhe erweckt im Herzen alle entſchlafenen Schmerzen, die zu ſtillen Freuden werden, und ſo ſchaut mich jetzt groß und milde mit ſeinem menſchlichen Blick der edle Novalis an, und erinnert mich jener Nacht, als ich nach einem froͤhlichen Feſte in ſchoͤner Gegend mit ihm durch Berge ſchweifte, und wir, keine ſo nahe Trennung ahndend, von der Natur und ihrer Schoͤnheit und dem Goͤttlichen der Freund- ſchaft ſprachen. Vielleicht, da ich ſo innig ſei- ner gedenke, umfaͤngt mich ſein Herz ſo liebend, wie dieſer gluͤhende Sternenhimmel. Ruhe ſanft, ich will mich auf mein Lager werfen, um ihm im Traum zu begegnen.
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Einleitung.
leitung oder Vorrede dienen ſoll. Seine Gene-
ſung wird ſich hier ganz vollenden.
Ich hoffe, ſagte Ernſt, auch Friedrich ſoll
geneſen, ich hege das ſchoͤne Vertrauen, daß
unſer aller Freundſchaft ſich hier noch feſter knuͤp-
fen und fuͤr die Ewigkeit haͤrten wird. Sieh,
mein Geliebter, das Flimmern in lauer Luft die-
ſer vergaͤnglichen, fluͤchtigen Leben, die wie Dia-
manten durch das dunkle Gruͤn der Gebuͤſche
zucken, und bald in zitternden Wolken, bald ein-
zeln ſchimmernd, wie ſanfte Toͤne, unſre Ruͤh-
rung wecken, — und uͤber uns den Glanz der
ewigen Geſtirne! Steht nicht der Himmel uͤber
der ſtillen dunkeln Erde wie ein Freund, aus
deſſen Augen Liebe und Zuverſicht leuchten, dem
man ſo recht mit ganzem Herzen in allen Le-
bensgefahren und allem Wandel vertrauen moͤchte?
Dieſe heilige ernſte Ruhe erweckt im Herzen alle
entſchlafenen Schmerzen, die zu ſtillen Freuden
werden, und ſo ſchaut mich jetzt groß und milde
mit ſeinem menſchlichen Blick der edle Novalis
an, und erinnert mich jener Nacht, als ich nach
einem froͤhlichen Feſte in ſchoͤner Gegend mit
ihm durch Berge ſchweifte, und wir, keine ſo
nahe Trennung ahndend, von der Natur und
ihrer Schoͤnheit und dem Goͤttlichen der Freund-
ſchaft ſprachen. Vielleicht, da ich ſo innig ſei-
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/144>, abgerufen am 25.11.2024.
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