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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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mer wie ein Gewicht in meiner Seele liegen
und so die Spannung derselben erhalten. Ich
habe von ihm viel gelernt, ich habe gesehn,
wie leicht bloßer Eigensinn und die Sucht, et-
was Besonderes zu seyn, den Menschen viel
weiter locken können, als er anfangs gedacht
hat, ich bin dadurch gegen die Unglücklichen
toleranter geworden, die wir oft zu schnell und
zu strenge Bösewichter nennen, da wir ihnen
nur den Namen der Thoren beilegen sollten:
ihre Thorheit dient uns nur nicht zum Geläch-
ter, sondern wir fürchten sie, und darum wer-
den wir so strenge Richter. -- Es kommt mir
in manchen Stunden vor, als wäre ich seit
zwey Jahren außerordentlich alt geworden; wenn
ich mich zurückerinnere, so dünken mich diese
Jahre eine Ewigkeit.

Wir müssen irgend ein Mittel ausfinden,
lieber Mortimer, um uns öfter zu sehn; wie
wär' es, wenn Sie das nahgelegene Water-
hall
von mir zu einem billigen Preise kauften
und Ihr Roger-place einem andern überließen?
Dann wären wir ganz nahe Nachbarn, dann
könnte ich Sie recht genießen. Je mehr ich
darüber nachdenke, je fester wird der Gedanke

mer wie ein Gewicht in meiner Seele liegen
und ſo die Spannung derſelben erhalten. Ich
habe von ihm viel gelernt, ich habe geſehn,
wie leicht bloßer Eigenſinn und die Sucht, et-
was Beſonderes zu ſeyn, den Menſchen viel
weiter locken koͤnnen, als er anfangs gedacht
hat, ich bin dadurch gegen die Ungluͤcklichen
toleranter geworden, die wir oft zu ſchnell und
zu ſtrenge Boͤſewichter nennen, da wir ihnen
nur den Namen der Thoren beilegen ſollten:
ihre Thorheit dient uns nur nicht zum Gelaͤch-
ter, ſondern wir fuͤrchten ſie, und darum wer-
den wir ſo ſtrenge Richter. — Es kommt mir
in manchen Stunden vor, als waͤre ich ſeit
zwey Jahren außerordentlich alt geworden; wenn
ich mich zuruͤckerinnere, ſo duͤnken mich dieſe
Jahre eine Ewigkeit.

Wir muͤſſen irgend ein Mittel ausfinden,
lieber Mortimer, um uns oͤfter zu ſehn; wie
waͤr' es, wenn Sie das nahgelegene Water-
hall
von mir zu einem billigen Preiſe kauften
und Ihr Roger-place einem andern uͤberließen?
Dann waͤren wir ganz nahe Nachbarn, dann
koͤnnte ich Sie recht genießen. Je mehr ich
daruͤber nachdenke, je feſter wird der Gedanke

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[386/0393] mer wie ein Gewicht in meiner Seele liegen und ſo die Spannung derſelben erhalten. Ich habe von ihm viel gelernt, ich habe geſehn, wie leicht bloßer Eigenſinn und die Sucht, et- was Beſonderes zu ſeyn, den Menſchen viel weiter locken koͤnnen, als er anfangs gedacht hat, ich bin dadurch gegen die Ungluͤcklichen toleranter geworden, die wir oft zu ſchnell und zu ſtrenge Boͤſewichter nennen, da wir ihnen nur den Namen der Thoren beilegen ſollten: ihre Thorheit dient uns nur nicht zum Gelaͤch- ter, ſondern wir fuͤrchten ſie, und darum wer- den wir ſo ſtrenge Richter. — Es kommt mir in manchen Stunden vor, als waͤre ich ſeit zwey Jahren außerordentlich alt geworden; wenn ich mich zuruͤckerinnere, ſo duͤnken mich dieſe Jahre eine Ewigkeit. Wir muͤſſen irgend ein Mittel ausfinden, lieber Mortimer, um uns oͤfter zu ſehn; wie waͤr' es, wenn Sie das nahgelegene Water- hall von mir zu einem billigen Preiſe kauften und Ihr Roger-place einem andern uͤberließen? Dann waͤren wir ganz nahe Nachbarn, dann koͤnnte ich Sie recht genießen. Je mehr ich daruͤber nachdenke, je feſter wird der Gedanke

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/393>, abgerufen am 22.11.2024.