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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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21.
Eduard Burton an Mortimer.

Meine Betty hat mir eine Tochter ge-
boren, die wir Amalie genannt haben.
Warum soll ich heucheln und nicht lie-
ber gestehn, daß ich mich ganz außerordentlich
freue? Ich habe nicht jene Größe der Seele,
die mich immer über die Erde und ihre kleinen
Glückseeligkeiten hinüberhebt. Das Leben thut
sich bey mir immer enger zusammen, ich habe
alle Reisen und alle meine jugendlichen Plane
aufgegeben, jedem glänzenden Glücke entsagt,
aber eben dadurch eröffnet sich mir eine immer
hellere Ebene, die Aussicht der Zukunft wird
immer breiter und glänzender. Unglück und
Schmerz sind wie ein heftiger Regen, der zwar
die Pflanzen niederschlägt, sie aber nachher nur
desto frischer wieder aufrichtet: so ist es auch
vielleicht mit mir und mit meinen Empfindun-
gen gewesen. Lovell's Schicksal wird mir im-

Lovell. 3r. Bd. B b
21.
Eduard Burton an Mortimer.

Meine Betty hat mir eine Tochter ge-
boren, die wir Amalie genannt haben.
Warum ſoll ich heucheln und nicht lie-
ber geſtehn, daß ich mich ganz außerordentlich
freue? Ich habe nicht jene Groͤße der Seele,
die mich immer uͤber die Erde und ihre kleinen
Gluͤckſeeligkeiten hinuͤberhebt. Das Leben thut
ſich bey mir immer enger zuſammen, ich habe
alle Reiſen und alle meine jugendlichen Plane
aufgegeben, jedem glaͤnzenden Gluͤcke entſagt,
aber eben dadurch eroͤffnet ſich mir eine immer
hellere Ebene, die Ausſicht der Zukunft wird
immer breiter und glaͤnzender. Ungluͤck und
Schmerz ſind wie ein heftiger Regen, der zwar
die Pflanzen niederſchlaͤgt, ſie aber nachher nur
deſto friſcher wieder aufrichtet: ſo iſt es auch
vielleicht mit mir und mit meinen Empfindun-
gen geweſen. Lovell's Schickſal wird mir im-

Lovell. 3r. Bd. B b
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[385/0392] 21. Eduard Burton an Mortimer. Bonſtreek. Meine Betty hat mir eine Tochter ge- boren, die wir Amalie genannt haben. Warum ſoll ich heucheln und nicht lie- ber geſtehn, daß ich mich ganz außerordentlich freue? Ich habe nicht jene Groͤße der Seele, die mich immer uͤber die Erde und ihre kleinen Gluͤckſeeligkeiten hinuͤberhebt. Das Leben thut ſich bey mir immer enger zuſammen, ich habe alle Reiſen und alle meine jugendlichen Plane aufgegeben, jedem glaͤnzenden Gluͤcke entſagt, aber eben dadurch eroͤffnet ſich mir eine immer hellere Ebene, die Ausſicht der Zukunft wird immer breiter und glaͤnzender. Ungluͤck und Schmerz ſind wie ein heftiger Regen, der zwar die Pflanzen niederſchlaͤgt, ſie aber nachher nur deſto friſcher wieder aufrichtet: ſo iſt es auch vielleicht mit mir und mit meinen Empfindun- gen geweſen. Lovell's Schickſal wird mir im- Lovell. 3r. Bd. B b

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/392>, abgerufen am 25.11.2024.