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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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sogleich ermorden, wenn ich es ihnen entdeckte.
-- Ich habe ihre Leichensteine besuchen müssen,
die ihnen die ganze Gesellschaft gesetzt hat; sie
dienen diesen Menschen zur Kirche. --

Warum könnt' ich nicht nächstens Rosali-
nen, oder meinen Vater wiederfinden? -- In
dieser seltsamen Welt ist nichts unmöglich. --

Der Morgen bricht an, der Mondschein
wird bleicher, ich will mich niederlegen, um
noch einige Stunden zu schlafen. -- Jetzt habe
ich vor dem Schaudern Ruhe: die Gespensterzeit
ist vorüber. -- Sie lachen vielleicht, Rosa, --
leben Sie wohl.


Ich durchsuche heute meine Brieftasche und
finde noch ein altes, uraltes Blatt darinn; es
ist ein Gedicht, das ich einst auf Amaliens
Geburtstag machte. Das Papier ist schon gelb
und abgerieben, die Worte kaum noch zu lesen:
darinn lag ihre Silhouette, die ich im Garten
in Bonstreet an einem schönen Nachmittage
schnitt. Mein ganzes Herz hat sich bey diesen
Entdeckungen umgewandt. Alles Ehemalige,
Längstverflossene und Längstvergessene kömmt zu

ſogleich ermorden, wenn ich es ihnen entdeckte.
— Ich habe ihre Leichenſteine beſuchen muͤſſen,
die ihnen die ganze Geſellſchaft geſetzt hat; ſie
dienen dieſen Menſchen zur Kirche. —

Warum koͤnnt' ich nicht naͤchſtens Roſali-
nen, oder meinen Vater wiederfinden? — In
dieſer ſeltſamen Welt iſt nichts unmoͤglich. —

Der Morgen bricht an, der Mondſchein
wird bleicher, ich will mich niederlegen, um
noch einige Stunden zu ſchlafen. — Jetzt habe
ich vor dem Schaudern Ruhe: die Geſpenſterzeit
iſt voruͤber. — Sie lachen vielleicht, Roſa, —
leben Sie wohl.


Ich durchſuche heute meine Brieftaſche und
finde noch ein altes, uraltes Blatt darinn; es
iſt ein Gedicht, das ich einſt auf Amaliens
Geburtstag machte. Das Papier iſt ſchon gelb
und abgerieben, die Worte kaum noch zu leſen:
darinn lag ihre Silhouette, die ich im Garten
in Bonſtreet an einem ſchoͤnen Nachmittage
ſchnitt. Mein ganzes Herz hat ſich bey dieſen
Entdeckungen umgewandt. Alles Ehemalige,
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[287/0294] ſogleich ermorden, wenn ich es ihnen entdeckte. — Ich habe ihre Leichenſteine beſuchen muͤſſen, die ihnen die ganze Geſellſchaft geſetzt hat; ſie dienen dieſen Menſchen zur Kirche. — Warum koͤnnt' ich nicht naͤchſtens Roſali- nen, oder meinen Vater wiederfinden? — In dieſer ſeltſamen Welt iſt nichts unmoͤglich. — Der Morgen bricht an, der Mondſchein wird bleicher, ich will mich niederlegen, um noch einige Stunden zu ſchlafen. — Jetzt habe ich vor dem Schaudern Ruhe: die Geſpenſterzeit iſt voruͤber. — Sie lachen vielleicht, Roſa, — leben Sie wohl. Ich durchſuche heute meine Brieftaſche und finde noch ein altes, uraltes Blatt darinn; es iſt ein Gedicht, das ich einſt auf Amaliens Geburtstag machte. Das Papier iſt ſchon gelb und abgerieben, die Worte kaum noch zu leſen: darinn lag ihre Silhouette, die ich im Garten in Bonſtreet an einem ſchoͤnen Nachmittage ſchnitt. Mein ganzes Herz hat ſich bey dieſen Entdeckungen umgewandt. Alles Ehemalige, Laͤngſtverfloſſene und Laͤngſtvergeſſene koͤmmt zu

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/294>, abgerufen am 25.11.2024.