Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ernsthaft, und doch ist es wahr. Wie zittert
der Sünder vor dem Tage seiner Hinrichtung
-- und kann einer von uns diesem Schicksale
entgehn? -- Ach, das Leben ist verächtlich und
fürchterlich, aber der Tod ist entsetzlich und
abscheulich; der arme, geängstigte Mensch steht
in der Mitte und weiß nicht, wonach er grei-
fen soll. -- Wie kaltblütig uns die Dichter
immer Sterbliche! anreden, und wie wenig
wir selbst meistentheils dabey empfinden!


ernſthaft, und doch iſt es wahr. Wie zittert
der Suͤnder vor dem Tage ſeiner Hinrichtung
— und kann einer von uns dieſem Schickſale
entgehn? — Ach, das Leben iſt veraͤchtlich und
fuͤrchterlich, aber der Tod iſt entſetzlich und
abſcheulich; der arme, geaͤngſtigte Menſch ſteht
in der Mitte und weiß nicht, wonach er grei-
fen ſoll. — Wie kaltbluͤtig uns die Dichter
immer Sterbliche! anreden, und wie wenig
wir ſelbſt meiſtentheils dabey empfinden!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0203" n="196"/>
ern&#x017F;thaft, und doch i&#x017F;t es wahr. Wie zittert<lb/>
der Su&#x0364;nder vor dem Tage &#x017F;einer Hinrichtung<lb/>
&#x2014; und kann einer von uns die&#x017F;em Schick&#x017F;ale<lb/>
entgehn? &#x2014; Ach, das Leben i&#x017F;t vera&#x0364;chtlich und<lb/>
fu&#x0364;rchterlich, aber der Tod i&#x017F;t ent&#x017F;etzlich und<lb/>
ab&#x017F;cheulich; der arme, gea&#x0364;ng&#x017F;tigte Men&#x017F;ch &#x017F;teht<lb/>
in der Mitte und weiß nicht, wonach er grei-<lb/>
fen &#x017F;oll. &#x2014; Wie kaltblu&#x0364;tig uns die Dichter<lb/>
immer <hi rendition="#g">Sterbliche</hi>! anreden, und wie wenig<lb/>
wir &#x017F;elb&#x017F;t mei&#x017F;tentheils dabey empfinden!</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0203] ernſthaft, und doch iſt es wahr. Wie zittert der Suͤnder vor dem Tage ſeiner Hinrichtung — und kann einer von uns dieſem Schickſale entgehn? — Ach, das Leben iſt veraͤchtlich und fuͤrchterlich, aber der Tod iſt entſetzlich und abſcheulich; der arme, geaͤngſtigte Menſch ſteht in der Mitte und weiß nicht, wonach er grei- fen ſoll. — Wie kaltbluͤtig uns die Dichter immer Sterbliche! anreden, und wie wenig wir ſelbſt meiſtentheils dabey empfinden!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/203
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/203>, abgerufen am 04.05.2024.