Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
5.
Adriano an Francesko.

Sie zweifeln an der Möglichkeit, sich von
Andrea loszumachen? Er selbst sagt in einem
andern Bezuge in seinem Briefe an mich, daß
es uns leicht sey, uns von jeder Verbindung
loszureißen, und daß dem standhaften Eigen-
sinne endlich ein jeder Mensch erliege. Ich
glaube nur, daß Sie bei diesem Entschlusse ei-
nige kühne Schritte werden thun müssen, denn
beides läßt sich unmöglich vereinigen, sich von
ihm zu entfernen und ihm doch diese Entfer-
nung unmerklich zu machen. Je mehr Sie ihn
auf die Bemerkung hinleiten, um so viel leich-
ter haben Sie Ihr Spiel gewonnen, denn er
wird gewiß nicht mehr als Einen vergeblichen
Versuch anstellen, Sie wieder zurückzubringen,
dazu verachtet er die Menschen viel zu sehr.
Ob Rosa unsrer Meinung seyn werde, ist eine
andre Frage: und wenn er auch unsre Ueberzeu-
gung hat, ob er dann auch zu uns übertreten

Lovell. 3r Bd. M
5.
Adriano an Francesko.

Sie zweifeln an der Moͤglichkeit, ſich von
Andrea loszumachen? Er ſelbſt ſagt in einem
andern Bezuge in ſeinem Briefe an mich, daß
es uns leicht ſey, uns von jeder Verbindung
loszureißen, und daß dem ſtandhaften Eigen-
ſinne endlich ein jeder Menſch erliege. Ich
glaube nur, daß Sie bei dieſem Entſchluſſe ei-
nige kuͤhne Schritte werden thun muͤſſen, denn
beides laͤßt ſich unmoͤglich vereinigen, ſich von
ihm zu entfernen und ihm doch dieſe Entfer-
nung unmerklich zu machen. Je mehr Sie ihn
auf die Bemerkung hinleiten, um ſo viel leich-
ter haben Sie Ihr Spiel gewonnen, denn er
wird gewiß nicht mehr als Einen vergeblichen
Verſuch anſtellen, Sie wieder zuruͤckzubringen,
dazu verachtet er die Menſchen viel zu ſehr.
Ob Roſa unſrer Meinung ſeyn werde, iſt eine
andre Frage: und wenn er auch unſre Ueberzeu-
gung hat, ob er dann auch zu uns uͤbertreten

Lovell. 3r Bd. M
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0184" n="177"/>
        <div n="2">
          <head>5.<lb/><hi rendition="#g">Adriano</hi> an <hi rendition="#g">Francesko</hi>.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Florenz</hi>.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>ie zweifeln an der Mo&#x0364;glichkeit, &#x017F;ich von<lb/>
Andrea loszumachen? Er &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;agt in einem<lb/>
andern Bezuge in &#x017F;einem Briefe an mich, daß<lb/>
es uns leicht &#x017F;ey, uns von jeder Verbindung<lb/>
loszureißen, und daß dem &#x017F;tandhaften Eigen-<lb/>
&#x017F;inne endlich ein jeder Men&#x017F;ch erliege. Ich<lb/>
glaube nur, daß Sie bei die&#x017F;em Ent&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e ei-<lb/>
nige ku&#x0364;hne Schritte werden thun mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, denn<lb/>
beides la&#x0364;ßt &#x017F;ich unmo&#x0364;glich vereinigen, &#x017F;ich von<lb/>
ihm zu entfernen und ihm doch die&#x017F;e Entfer-<lb/>
nung unmerklich zu machen. Je mehr Sie ihn<lb/>
auf die Bemerkung hinleiten, um &#x017F;o viel leich-<lb/>
ter haben Sie Ihr Spiel gewonnen, denn er<lb/>
wird gewiß nicht mehr als Einen vergeblichen<lb/>
Ver&#x017F;uch an&#x017F;tellen, Sie wieder zuru&#x0364;ckzubringen,<lb/>
dazu verachtet er die Men&#x017F;chen viel zu &#x017F;ehr.<lb/>
Ob Ro&#x017F;a un&#x017F;rer Meinung &#x017F;eyn werde, i&#x017F;t eine<lb/>
andre Frage: und wenn er auch un&#x017F;re Ueberzeu-<lb/>
gung hat, ob er dann auch zu uns u&#x0364;bertreten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Lovell. 3r Bd. M</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0184] 5. Adriano an Francesko. Florenz. Sie zweifeln an der Moͤglichkeit, ſich von Andrea loszumachen? Er ſelbſt ſagt in einem andern Bezuge in ſeinem Briefe an mich, daß es uns leicht ſey, uns von jeder Verbindung loszureißen, und daß dem ſtandhaften Eigen- ſinne endlich ein jeder Menſch erliege. Ich glaube nur, daß Sie bei dieſem Entſchluſſe ei- nige kuͤhne Schritte werden thun muͤſſen, denn beides laͤßt ſich unmoͤglich vereinigen, ſich von ihm zu entfernen und ihm doch dieſe Entfer- nung unmerklich zu machen. Je mehr Sie ihn auf die Bemerkung hinleiten, um ſo viel leich- ter haben Sie Ihr Spiel gewonnen, denn er wird gewiß nicht mehr als Einen vergeblichen Verſuch anſtellen, Sie wieder zuruͤckzubringen, dazu verachtet er die Menſchen viel zu ſehr. Ob Roſa unſrer Meinung ſeyn werde, iſt eine andre Frage: und wenn er auch unſre Ueberzeu- gung hat, ob er dann auch zu uns uͤbertreten Lovell. 3r Bd. M

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/184
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/184>, abgerufen am 23.11.2024.