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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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braucht hat? -- O gewiß, nur waren Sie zu
gutmüthig, den Argwohn in sich deutlich
werden zu lassen und meine Zurückhaltung ver-
anlaßte die Ihrige.

Wozu waren jene seltsamen nächtlichen
Versammlungen, in denen er uns immer in
eine gewaltsame Spannung zu versetzen suchte?
Ich war Thor genug, einigemal dort mit Hef-
tigkeit zu deklamiren, um von einer Schaar
von Dummköpfen bewundert zu werden, die bei
Andrea in der verächtlichsten Knechtschaft ste-
hen. -- Aus welchen Ursachen kettete Andrea
den jungen Lovell so fest an sich? Wozu jene
Gaukeleyen und Erscheinungen, von denen Sie
doch so wenig wie ich werden hintergangen seyn,
und die den jungen Engländer fast wahnsinnig
machten? Ich stand seitwärts und zum ersten-
male schlich sich ein verachtender Widerwille gegen
Andrea in mein Herz. -- Wozu Lovell's ge-
heimnißvolle Abreise? -- Was will er mit die-
sem jungen Menschen, und warum muß er uns
als mittelbare Maschinen brauchen, seine Plane,
seyen sie auch welche sie wollen, durchzu-
setzen? --

Alle diese Gedanken fielen mir schon seit

braucht hat? — O gewiß, nur waren Sie zu
gutmuͤthig, den Argwohn in ſich deutlich
werden zu laſſen und meine Zuruͤckhaltung ver-
anlaßte die Ihrige.

Wozu waren jene ſeltſamen naͤchtlichen
Verſammlungen, in denen er uns immer in
eine gewaltſame Spannung zu verſetzen ſuchte?
Ich war Thor genug, einigemal dort mit Hef-
tigkeit zu deklamiren, um von einer Schaar
von Dummkoͤpfen bewundert zu werden, die bei
Andrea in der veraͤchtlichſten Knechtſchaft ſte-
hen. — Aus welchen Urſachen kettete Andrea
den jungen Lovell ſo feſt an ſich? Wozu jene
Gaukeleyen und Erſcheinungen, von denen Sie
doch ſo wenig wie ich werden hintergangen ſeyn,
und die den jungen Englaͤnder faſt wahnſinnig
machten? Ich ſtand ſeitwaͤrts und zum erſten-
male ſchlich ſich ein verachtender Widerwille gegen
Andrea in mein Herz. — Wozu Lovell's ge-
heimnißvolle Abreiſe? — Was will er mit die-
ſem jungen Menſchen, und warum muß er uns
als mittelbare Maſchinen brauchen, ſeine Plane,
ſeyen ſie auch welche ſie wollen, durchzu-
ſetzen? —

Alle dieſe Gedanken fielen mir ſchon ſeit

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[170/0177] braucht hat? — O gewiß, nur waren Sie zu gutmuͤthig, den Argwohn in ſich deutlich werden zu laſſen und meine Zuruͤckhaltung ver- anlaßte die Ihrige. Wozu waren jene ſeltſamen naͤchtlichen Verſammlungen, in denen er uns immer in eine gewaltſame Spannung zu verſetzen ſuchte? Ich war Thor genug, einigemal dort mit Hef- tigkeit zu deklamiren, um von einer Schaar von Dummkoͤpfen bewundert zu werden, die bei Andrea in der veraͤchtlichſten Knechtſchaft ſte- hen. — Aus welchen Urſachen kettete Andrea den jungen Lovell ſo feſt an ſich? Wozu jene Gaukeleyen und Erſcheinungen, von denen Sie doch ſo wenig wie ich werden hintergangen ſeyn, und die den jungen Englaͤnder faſt wahnſinnig machten? Ich ſtand ſeitwaͤrts und zum erſten- male ſchlich ſich ein verachtender Widerwille gegen Andrea in mein Herz. — Wozu Lovell's ge- heimnißvolle Abreiſe? — Was will er mit die- ſem jungen Menſchen, und warum muß er uns als mittelbare Maſchinen brauchen, ſeine Plane, ſeyen ſie auch welche ſie wollen, durchzu- ſetzen? — Alle dieſe Gedanken fielen mir ſchon ſeit

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/177>, abgerufen am 23.11.2024.