mögen mitnehmen konnte, und das wenige, das ich hatte, ist fort. Was soll ich anfangen, wenn Du noch länger ausbleibst? Aber nein, Du kömmst, Du bist nicht grausam, Du bist nicht leichtsinnig; und beides müßtest Du seyn, wenn Dich meine Bitte nicht rührte.
Ich werde hier auf das benachbarte Dorf ziehn, das uns beyden auf der Reise hieher so sehr gefiel, dort wirst Du mich antreffen.
Mein Brief wird Dich doch finden? -- Es wäre ein Unglück, wenn Du nicht grade da wä- rest, und er müßte einen Tag oder noch länger liegen bleiben. Lovell, ich würde untröstlich seyn.
Ich habe schlimm geträumet, denn es war im Schlafe als habest Du mich verlassen und ich hörte Dich ganz deutlich über meine Schwäche und meine Liebe lachen. Da that sich die ganze Welt wie ein Gefängniß eng und immer enger über mir zusammen, alles Helle wurde dunkel, die ganze Zukunft war schwar; und ohne Mor- genroth. -- Aber nein, Du liebst mich? nicht wahr Lovell? -- O, die Träume werden uns nur geschickt, um unser armes Leben zu ängsti- gen; schon von Kindheit auf haben sie mich da- durch gequält, daß sie mir alles als nichtig und
moͤgen mitnehmen konnte, und das wenige, das ich hatte, iſt fort. Was ſoll ich anfangen, wenn Du noch laͤnger ausbleibſt? Aber nein, Du koͤmmſt, Du biſt nicht grauſam, Du biſt nicht leichtſinnig; und beides muͤßteſt Du ſeyn, wenn Dich meine Bitte nicht ruͤhrte.
Ich werde hier auf das benachbarte Dorf ziehn, das uns beyden auf der Reiſe hieher ſo ſehr gefiel, dort wirſt Du mich antreffen.
Mein Brief wird Dich doch finden? — Es waͤre ein Ungluͤck, wenn Du nicht grade da waͤ- reſt, und er muͤßte einen Tag oder noch laͤnger liegen bleiben. Lovell, ich wuͤrde untroͤſtlich ſeyn.
Ich habe ſchlimm getraͤumet, denn es war im Schlafe als habeſt Du mich verlaſſen und ich hoͤrte Dich ganz deutlich uͤber meine Schwaͤche und meine Liebe lachen. Da that ſich die ganze Welt wie ein Gefaͤngniß eng und immer enger uͤber mir zuſammen, alles Helle wurde dunkel, die ganze Zukunft war ſchwar; und ohne Mor- genroth. — Aber nein, Du liebſt mich? nicht wahr Lovell? — O, die Traͤume werden uns nur geſchickt, um unſer armes Leben zu aͤngſti- gen; ſchon von Kindheit auf haben ſie mich da- durch gequaͤlt, daß ſie mir alles als nichtig und
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moͤgen mitnehmen konnte, und das wenige, das
ich hatte, iſt fort. Was ſoll ich anfangen,
wenn Du noch laͤnger ausbleibſt? Aber nein,
Du koͤmmſt, Du biſt nicht grauſam, Du biſt
nicht leichtſinnig; und beides muͤßteſt Du ſeyn,
wenn Dich meine Bitte nicht ruͤhrte.
Ich werde hier auf das benachbarte Dorf
ziehn, das uns beyden auf der Reiſe hieher ſo
ſehr gefiel, dort wirſt Du mich antreffen.
Mein Brief wird Dich doch finden? — Es
waͤre ein Ungluͤck, wenn Du nicht grade da waͤ-
reſt, und er muͤßte einen Tag oder noch laͤnger
liegen bleiben. Lovell, ich wuͤrde untroͤſtlich ſeyn.
Ich habe ſchlimm getraͤumet, denn es war
im Schlafe als habeſt Du mich verlaſſen und ich
hoͤrte Dich ganz deutlich uͤber meine Schwaͤche
und meine Liebe lachen. Da that ſich die ganze
Welt wie ein Gefaͤngniß eng und immer enger
uͤber mir zuſammen, alles Helle wurde dunkel,
die ganze Zukunft war ſchwar; und ohne Mor-
genroth. — Aber nein, Du liebſt mich? nicht
wahr Lovell? — O, die Traͤume werden uns
nur geſchickt, um unſer armes Leben zu aͤngſti-
gen; ſchon von Kindheit auf haben ſie mich da-
durch gequaͤlt, daß ſie mir alles als nichtig und
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/111>, abgerufen am 24.11.2024.
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