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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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Sie haben schon oft über meine Verse ge-
spottet, und hier gebe ich Ihnen eine neue und
noch bessere Gelegenheit, denn ich habe die Syl-
ben und ihre Längen und Kürzen nicht nachzäh-
len mögen; ein so korrekter Kritiker, wie Sie,
findet also für seine Bemerkungen Stoff genug. --

Ich durchschweife oft in meinen abentheuer-
lichen Stimmungen die Stadt, und labe mich
in der magischen Nacht an den wunderbaren und
räthselhaften Bildern der äußern Gegenstände.
Oft schwebt die Welt mit ihren Menschen und
Zufälligkeiten wie ein bestandloses Schattenspiel
vor meinen Augen. -- Oft erschein ich mir
dann selbst, wie ein mitspielender Schatten, der
kömmt und geht, und sich wunderlich geberdet,
ohne zu wissen warum. Die Straßen kommen
mir dann nur vor, wie Reihen von nachgemach-
ten Häusern mit ihren närrischen Bewohnern,
die Menschen vorstellen; und der Mondschein,
der sich mit seinem wehmüthigen Schimmer
über die Gassen ausstreckt, ist wie ein Licht,
das für andere Gegenstände glänzt, und durch
einen Zufall auch in diese elende lächerliche
Welt hineinfällt.


Denn

Sie haben ſchon oft uͤber meine Verſe ge-
ſpottet, und hier gebe ich Ihnen eine neue und
noch beſſere Gelegenheit, denn ich habe die Syl-
ben und ihre Laͤngen und Kuͤrzen nicht nachzaͤh-
len moͤgen; ein ſo korrekter Kritiker, wie Sie,
findet alſo fuͤr ſeine Bemerkungen Stoff genug. —

Ich durchſchweife oft in meinen abentheuer-
lichen Stimmungen die Stadt, und labe mich
in der magiſchen Nacht an den wunderbaren und
raͤthſelhaften Bildern der aͤußern Gegenſtaͤnde.
Oft ſchwebt die Welt mit ihren Menſchen und
Zufaͤlligkeiten wie ein beſtandloſes Schattenſpiel
vor meinen Augen. — Oft erſchein ich mir
dann ſelbſt, wie ein mitſpielender Schatten, der
koͤmmt und geht, und ſich wunderlich geberdet,
ohne zu wiſſen warum. Die Straßen kommen
mir dann nur vor, wie Reihen von nachgemach-
ten Haͤuſern mit ihren naͤrriſchen Bewohnern,
die Menſchen vorſtellen; und der Mondſchein,
der ſich mit ſeinem wehmuͤthigen Schimmer
uͤber die Gaſſen ausſtreckt, iſt wie ein Licht,
das fuͤr andere Gegenſtaͤnde glaͤnzt, und durch
einen Zufall auch in dieſe elende laͤcherliche
Welt hineinfaͤllt.


Denn
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[80/0086] Sie haben ſchon oft uͤber meine Verſe ge- ſpottet, und hier gebe ich Ihnen eine neue und noch beſſere Gelegenheit, denn ich habe die Syl- ben und ihre Laͤngen und Kuͤrzen nicht nachzaͤh- len moͤgen; ein ſo korrekter Kritiker, wie Sie, findet alſo fuͤr ſeine Bemerkungen Stoff genug. — Ich durchſchweife oft in meinen abentheuer- lichen Stimmungen die Stadt, und labe mich in der magiſchen Nacht an den wunderbaren und raͤthſelhaften Bildern der aͤußern Gegenſtaͤnde. Oft ſchwebt die Welt mit ihren Menſchen und Zufaͤlligkeiten wie ein beſtandloſes Schattenſpiel vor meinen Augen. — Oft erſchein ich mir dann ſelbſt, wie ein mitſpielender Schatten, der koͤmmt und geht, und ſich wunderlich geberdet, ohne zu wiſſen warum. Die Straßen kommen mir dann nur vor, wie Reihen von nachgemach- ten Haͤuſern mit ihren naͤrriſchen Bewohnern, die Menſchen vorſtellen; und der Mondſchein, der ſich mit ſeinem wehmuͤthigen Schimmer uͤber die Gaſſen ausſtreckt, iſt wie ein Licht, das fuͤr andere Gegenſtaͤnde glaͤnzt, und durch einen Zufall auch in dieſe elende laͤcherliche Welt hineinfaͤllt. Denn

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/86>, abgerufen am 24.11.2024.