Ich schicke Ihnen hier einige Papiere, die Sie, wie ich glaube, mit Intresse lesen wer- den. Unsre neulichen herzlichen Gespräche ge- [g]en mir ein Recht, nicht geheimnißvoll gegen Sie zu seyn, ob ich Sie gleich ersuche, diese Blätter in keine andre Hände zu geben, denn sie sind von meinem Vater.
Vorn habe ich mehrere Bogen weggeschnit- ten, die, wie es scheint, zu Exercitien in der Sprache gedient haben, durch einen Zufall hat er in diesem Buche dann für sich weiter ge- schrieben und so sind diese Geständnisse entstan- den. Es giebt vielen Aufschluß über seine Art zu denken und über den Menschen vielleicht überhaupt. Er hat es selbst späterhin ange- merkt, was er in seiner Jugend geschrieben hat.
Mich hat die Lectüre betrübt und nachden- kend gemacht. -- Ist es nicht wunderbar, daß sich aus einem Schreibebuche der Charakter ei- nes Menschen zum Theil entwickeln konnte?
9. Eduard Burton an Mortimer.
Bonſtreet.
Ich ſchicke Ihnen hier einige Papiere, die Sie, wie ich glaube, mit Intreſſe leſen wer- den. Unſre neulichen herzlichen Geſpraͤche ge- [g]en mir ein Recht, nicht geheimnißvoll gegen Sie zu ſeyn, ob ich Sie gleich erſuche, dieſe Blaͤtter in keine andre Haͤnde zu geben, denn ſie ſind von meinem Vater.
Vorn habe ich mehrere Bogen weggeſchnit- ten, die, wie es ſcheint, zu Exercitien in der Sprache gedient haben, durch einen Zufall hat er in dieſem Buche dann fuͤr ſich weiter ge- ſchrieben und ſo ſind dieſe Geſtaͤndniſſe entſtan- den. Es giebt vielen Aufſchluß uͤber ſeine Art zu denken und uͤber den Menſchen vielleicht uͤberhaupt. Er hat es ſelbſt ſpaͤterhin ange- merkt, was er in ſeiner Jugend geſchrieben hat.
Mich hat die Lectuͤre betruͤbt und nachden- kend gemacht. — Iſt es nicht wunderbar, daß ſich aus einem Schreibebuche der Charakter ei- nes Menſchen zum Theil entwickeln konnte?
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9.
Eduard Burton an Mortimer.
Bonſtreet.
Ich ſchicke Ihnen hier einige Papiere, die
Sie, wie ich glaube, mit Intreſſe leſen wer-
den. Unſre neulichen herzlichen Geſpraͤche ge-
gen mir ein Recht, nicht geheimnißvoll gegen
Sie zu ſeyn, ob ich Sie gleich erſuche, dieſe
Blaͤtter in keine andre Haͤnde zu geben, denn
ſie ſind von meinem Vater.
Vorn habe ich mehrere Bogen weggeſchnit-
ten, die, wie es ſcheint, zu Exercitien in der
Sprache gedient haben, durch einen Zufall hat
er in dieſem Buche dann fuͤr ſich weiter ge-
ſchrieben und ſo ſind dieſe Geſtaͤndniſſe entſtan-
den. Es giebt vielen Aufſchluß uͤber ſeine Art
zu denken und uͤber den Menſchen vielleicht
uͤberhaupt. Er hat es ſelbſt ſpaͤterhin ange-
merkt, was er in ſeiner Jugend geſchrieben hat.
Mich hat die Lectuͤre betruͤbt und nachden-
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ſich aus einem Schreibebuche der Charakter ei-
nes Menſchen zum Theil entwickeln konnte?
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/401>, abgerufen am 23.11.2024.
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