drückte mich dann heftig in ihre Arme, indeß ich mich ungestört damit beschäfftigte, sie aus- zukleiden. Welche himmlische Reize entwickel- ten sich nach und nach unter meinen geschäffti- gen Händen! Die letzte Hülle sank, und sie stand nun nackt mit schamhafter Röthe und bren- nendem Auge vor mir. -- O Rosa, ich werde es nie, nie vergessen; diesen weißen Busen und diesen zarten Lilienhals, die schlanken Seiten und die blendend weißen Schenkel, alles im schönsten Ebenmaaße, in einer grünen Dämme- rung die mediceische Venus vor mir, indem vor dem Fenster das grüne Weinlaub zitterte, und einen Flimmerschein durch das Gemach warf. Mein Busen kochte, meine Hände zitterten. -- In zwey Minuten war auch ich entkleidet, sie hatte sich ganz vergessen, und flehte mein Mit- leid an und stürzte zu meinen Füßen. Ich drück- te sie an mich, sie zitterte, die zarten Muskeln des Körpers spielten wie die leisesten Wellen eines Baches durcheinander. Unvermerkt sank sie auf ihr Bette und ich mit ihr, und nun verlohr ich alle Besinnung, ich sah nur den schönen Busen, unter dem zum Halse hinauf die feinsten blauen Adern liefen, ich versank in
druͤckte mich dann heftig in ihre Arme, indeß ich mich ungeſtoͤrt damit beſchaͤfftigte, ſie aus- zukleiden. Welche himmliſche Reize entwickel- ten ſich nach und nach unter meinen geſchaͤffti- gen Haͤnden! Die letzte Huͤlle ſank, und ſie ſtand nun nackt mit ſchamhafter Roͤthe und bren- nendem Auge vor mir. — O Roſa, ich werde es nie, nie vergeſſen; dieſen weißen Buſen und dieſen zarten Lilienhals, die ſchlanken Seiten und die blendend weißen Schenkel, alles im ſchoͤnſten Ebenmaaße, in einer gruͤnen Daͤmme- rung die mediceiſche Venus vor mir, indem vor dem Fenſter das gruͤne Weinlaub zitterte, und einen Flimmerſchein durch das Gemach warf. Mein Buſen kochte, meine Haͤnde zitterten. — In zwey Minuten war auch ich entkleidet, ſie hatte ſich ganz vergeſſen, und flehte mein Mit- leid an und ſtuͤrzte zu meinen Fuͤßen. Ich druͤck- te ſie an mich, ſie zitterte, die zarten Muskeln des Koͤrpers ſpielten wie die leiſeſten Wellen eines Baches durcheinander. Unvermerkt ſank ſie auf ihr Bette und ich mit ihr, und nun verlohr ich alle Beſinnung, ich ſah nur den ſchoͤnen Buſen, unter dem zum Halſe hinauf die feinſten blauen Adern liefen, ich verſank in
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druͤckte mich dann heftig in ihre Arme, indeß
ich mich ungeſtoͤrt damit beſchaͤfftigte, ſie aus-
zukleiden. Welche himmliſche Reize entwickel-
ten ſich nach und nach unter meinen geſchaͤffti-
gen Haͤnden! Die letzte Huͤlle ſank, und ſie
ſtand nun nackt mit ſchamhafter Roͤthe und bren-
nendem Auge vor mir. — O Roſa, ich werde
es nie, nie vergeſſen; dieſen weißen Buſen und
dieſen zarten Lilienhals, die ſchlanken Seiten
und die blendend weißen Schenkel, alles im
ſchoͤnſten Ebenmaaße, in einer gruͤnen Daͤmme-
rung die mediceiſche Venus vor mir, indem vor
dem Fenſter das gruͤne Weinlaub zitterte, und
einen Flimmerſchein durch das Gemach warf.
Mein Buſen kochte, meine Haͤnde zitterten. —
In zwey Minuten war auch ich entkleidet, ſie
hatte ſich ganz vergeſſen, und flehte mein Mit-
leid an und ſtuͤrzte zu meinen Fuͤßen. Ich druͤck-
te ſie an mich, ſie zitterte, die zarten Muskeln
des Koͤrpers ſpielten wie die leiſeſten Wellen
eines Baches durcheinander. Unvermerkt ſank
ſie auf ihr Bette und ich mit ihr, und nun
verlohr ich alle Beſinnung, ich ſah nur den
ſchoͤnen Buſen, unter dem zum Halſe hinauf
die feinſten blauen Adern liefen, ich verſank in
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/193>, abgerufen am 24.11.2024.
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