Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
26.
Rosa an William Lovell.


Sie dauern mich mit Ihrer neuen Liebschaft.
Rosaline mag nach Ihrer Beschreibung ein ganz
hübsches Mädchen seyn, aber Sie sind und blei-
ben doch wahrhaftig ein Schwärmer. -- Und
die Noth bekannt mit ihr, und von ihr erhört
zu werden! -- Lieber Lovell, haben Sie denn
Ihren ganzen Cursum mit so geringem Nutzen
gemacht? -- Es ist höchst unrecht, daß Sie
noch von irgend einem Mädchen können in Ver-
legenheit gesetzt werden!

Wenn Sie einmal so sehr von ihr entzückt
sind, so müssen Sie alles versuchen, ihr näher
zu kommen. Es giebt nichts verdrießlichers,
als Leute zu sehn, die ein Gut über alles wün-
schen, und nicht die kleinsten Mittel anwenden,
seiner habhaft zu werden. Ich wollte, ich könn-
te Troclus seyn, um meinen armen Pandäus zu

26.
Roſa an William Lovell.


Sie dauern mich mit Ihrer neuen Liebſchaft.
Roſaline mag nach Ihrer Beſchreibung ein ganz
huͤbſches Maͤdchen ſeyn, aber Sie ſind und blei-
ben doch wahrhaftig ein Schwaͤrmer. — Und
die Noth bekannt mit ihr, und von ihr erhoͤrt
zu werden! — Lieber Lovell, haben Sie denn
Ihren ganzen Curſum mit ſo geringem Nutzen
gemacht? — Es iſt hoͤchſt unrecht, daß Sie
noch von irgend einem Maͤdchen koͤnnen in Ver-
legenheit geſetzt werden!

Wenn Sie einmal ſo ſehr von ihr entzuͤckt
ſind, ſo muͤſſen Sie alles verſuchen, ihr naͤher
zu kommen. Es giebt nichts verdrießlichers,
als Leute zu ſehn, die ein Gut uͤber alles wuͤn-
ſchen, und nicht die kleinſten Mittel anwenden,
ſeiner habhaft zu werden. Ich wollte, ich koͤnn-
te Troclus ſeyn, um meinen armen Pandaͤus zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0126" n="120"/>
        <div n="2">
          <head>26.<lb/><hi rendition="#g">Ro&#x017F;a</hi> an <hi rendition="#g">William Lovell</hi>.</head><lb/>
          <dateline>
            <placeName> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Tivoli</hi>.</hi> </placeName>
          </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>ie dauern mich mit Ihrer neuen Lieb&#x017F;chaft.<lb/>
Ro&#x017F;aline mag nach Ihrer Be&#x017F;chreibung ein ganz<lb/>
hu&#x0364;b&#x017F;ches Ma&#x0364;dchen &#x017F;eyn, aber Sie &#x017F;ind und blei-<lb/>
ben doch wahrhaftig ein Schwa&#x0364;rmer. &#x2014; Und<lb/>
die Noth bekannt mit ihr, und von ihr erho&#x0364;rt<lb/>
zu werden! &#x2014; Lieber Lovell, haben Sie denn<lb/>
Ihren ganzen Cur&#x017F;um mit &#x017F;o geringem Nutzen<lb/>
gemacht? &#x2014; Es i&#x017F;t ho&#x0364;ch&#x017F;t unrecht, daß Sie<lb/>
noch von irgend einem Ma&#x0364;dchen ko&#x0364;nnen in Ver-<lb/>
legenheit ge&#x017F;etzt werden!</p><lb/>
          <p>Wenn Sie einmal &#x017F;o &#x017F;ehr von ihr entzu&#x0364;ckt<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Sie alles ver&#x017F;uchen, ihr na&#x0364;her<lb/>
zu kommen. Es giebt nichts verdrießlichers,<lb/>
als Leute zu &#x017F;ehn, die ein Gut u&#x0364;ber alles wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chen, und nicht die klein&#x017F;ten Mittel anwenden,<lb/>
&#x017F;einer habhaft zu werden. Ich wollte, ich ko&#x0364;nn-<lb/>
te Troclus &#x017F;eyn, um meinen armen Panda&#x0364;us zu<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0126] 26. Roſa an William Lovell. Tivoli. Sie dauern mich mit Ihrer neuen Liebſchaft. Roſaline mag nach Ihrer Beſchreibung ein ganz huͤbſches Maͤdchen ſeyn, aber Sie ſind und blei- ben doch wahrhaftig ein Schwaͤrmer. — Und die Noth bekannt mit ihr, und von ihr erhoͤrt zu werden! — Lieber Lovell, haben Sie denn Ihren ganzen Curſum mit ſo geringem Nutzen gemacht? — Es iſt hoͤchſt unrecht, daß Sie noch von irgend einem Maͤdchen koͤnnen in Ver- legenheit geſetzt werden! Wenn Sie einmal ſo ſehr von ihr entzuͤckt ſind, ſo muͤſſen Sie alles verſuchen, ihr naͤher zu kommen. Es giebt nichts verdrießlichers, als Leute zu ſehn, die ein Gut uͤber alles wuͤn- ſchen, und nicht die kleinſten Mittel anwenden, ſeiner habhaft zu werden. Ich wollte, ich koͤnn- te Troclus ſeyn, um meinen armen Pandaͤus zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/126
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/126>, abgerufen am 24.11.2024.