umgeben, darin stand das Mädchen, o ich kann- te sie gleich wieder, und mein Herz schlug schon, noch ehe sie mein Auge sah. -- Aber aller Ver- stand und alle Ueberlegung verließ mich, ich wagte es kaum, das göttliche Geschöpf zu grüßen, sie dankte fremd, -- warum lächelte sie mich nicht an? -- Ihr Lächeln muß wohlthun, wie die Frühlingssonne. -- Ich habe tausend Plane im Kopfe. -- Sie war fort, als ich wieder umkehrte. -- Ich habe keine Ruhe, ich werde heut am Abend wieder dort seyn; wenn ich in der Gegend stehe, ist mir zu Muth, wie in meiner Kindheit, wenn ich die schönen und abentheuerlichen Märchen hörte, die die jugend liche Phantasie gänzlich aus dieser Welt ent- rücken. --
umgeben, darin ſtand das Maͤdchen, o ich kann- te ſie gleich wieder, und mein Herz ſchlug ſchon, noch ehe ſie mein Auge ſah. — Aber aller Ver- ſtand und alle Ueberlegung verließ mich, ich wagte es kaum, das goͤttliche Geſchoͤpf zu gruͤßen, ſie dankte fremd, — warum laͤchelte ſie mich nicht an? — Ihr Laͤcheln muß wohlthun, wie die Fruͤhlingsſonne. — Ich habe tauſend Plane im Kopfe. — Sie war fort, als ich wieder umkehrte. — Ich habe keine Ruhe, ich werde heut am Abend wieder dort ſeyn; wenn ich in der Gegend ſtehe, iſt mir zu Muth, wie in meiner Kindheit, wenn ich die ſchoͤnen und abentheuerlichen Maͤrchen hoͤrte, die die jugend liche Phantaſie gaͤnzlich aus dieſer Welt ent- ruͤcken. —
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umgeben, darin ſtand das Maͤdchen, o ich kann-
te ſie gleich wieder, und mein Herz ſchlug ſchon,
noch ehe ſie mein Auge ſah. — Aber aller Ver-
ſtand und alle Ueberlegung verließ mich, ich
wagte es kaum, das goͤttliche Geſchoͤpf zu gruͤßen,
ſie dankte fremd, — warum laͤchelte ſie mich
nicht an? — Ihr Laͤcheln muß wohlthun, wie
die Fruͤhlingsſonne. — Ich habe tauſend Plane
im Kopfe. — Sie war fort, als ich wieder
umkehrte. — Ich habe keine Ruhe, ich werde
heut am Abend wieder dort ſeyn; wenn ich in
der Gegend ſtehe, iſt mir zu Muth, wie in
meiner Kindheit, wenn ich die ſchoͤnen und
abentheuerlichen Maͤrchen hoͤrte, die die jugend
liche Phantaſie gaͤnzlich aus dieſer Welt ent-
ruͤcken. —
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/114>, abgerufen am 21.11.2024.
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