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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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9.
William Lovell an seinen Freund Eduard
Burton.


In einigen Tagen komme ich zu Dir zurück,
um auf lange Abschied zu nehmen. Mein Va-
ter wünscht meine Abreise aus England früher,
er ist fast immer krank und ich fürchte wirklich
viel für ihn. Es ist also Kindespflicht, es ist
die Pflicht des Menschen, daß ich jedem seiner
Wünsche zuvorkomme, es könnte sonst eine Zeit
kommen, wo es mich sehr reuen würde, nicht
ganz seine Zärtlichkeit gegen mich erwiedert zu
haben. -- Mein Vater wohnt izt nahe bei Lon-
don -- und Eduard, ich werde sie wiedersehn! --
Meine traurigen Ahndungen sind izt nichts als
Träume gewesen, über deren Schrecken man
beim Aufgange der Sonne lacht. Hofnungen
wachen in meinem Busen auf, ich vertraue der
Liebe meines Vaters; wenn ich es nun wagte,
ihm ein Gemählde won dem Glücke zu entwer-
fen, wie ich es in ihren Armen genießen werde,
wenn ich ihn in das innerste Heiligthum mei-

C 2
9.
William Lovell an ſeinen Freund Eduard
Burton.


In einigen Tagen komme ich zu Dir zuruͤck,
um auf lange Abſchied zu nehmen. Mein Va-
ter wuͤnſcht meine Abreiſe aus England fruͤher,
er iſt faſt immer krank und ich fuͤrchte wirklich
viel fuͤr ihn. Es iſt alſo Kindespflicht, es iſt
die Pflicht des Menſchen, daß ich jedem ſeiner
Wuͤnſche zuvorkomme, es koͤnnte ſonſt eine Zeit
kommen, wo es mich ſehr reuen wuͤrde, nicht
ganz ſeine Zaͤrtlichkeit gegen mich erwiedert zu
haben. — Mein Vater wohnt izt nahe bei Lon-
don — und Eduard, ich werde ſie wiederſehn! —
Meine traurigen Ahndungen ſind izt nichts als
Traͤume geweſen, uͤber deren Schrecken man
beim Aufgange der Sonne lacht. Hofnungen
wachen in meinem Buſen auf, ich vertraue der
Liebe meines Vaters; wenn ich es nun wagte,
ihm ein Gemaͤhlde won dem Gluͤcke zu entwer-
fen, wie ich es in ihren Armen genießen werde,
wenn ich ihn in das innerſte Heiligthum mei-

C 2
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[35[33]/0043] 9. William Lovell an ſeinen Freund Eduard Burton. Waterhall. In einigen Tagen komme ich zu Dir zuruͤck, um auf lange Abſchied zu nehmen. Mein Va- ter wuͤnſcht meine Abreiſe aus England fruͤher, er iſt faſt immer krank und ich fuͤrchte wirklich viel fuͤr ihn. Es iſt alſo Kindespflicht, es iſt die Pflicht des Menſchen, daß ich jedem ſeiner Wuͤnſche zuvorkomme, es koͤnnte ſonſt eine Zeit kommen, wo es mich ſehr reuen wuͤrde, nicht ganz ſeine Zaͤrtlichkeit gegen mich erwiedert zu haben. — Mein Vater wohnt izt nahe bei Lon- don — und Eduard, ich werde ſie wiederſehn! — Meine traurigen Ahndungen ſind izt nichts als Traͤume geweſen, uͤber deren Schrecken man beim Aufgange der Sonne lacht. Hofnungen wachen in meinem Buſen auf, ich vertraue der Liebe meines Vaters; wenn ich es nun wagte, ihm ein Gemaͤhlde won dem Gluͤcke zu entwer- fen, wie ich es in ihren Armen genießen werde, wenn ich ihn in das innerſte Heiligthum mei- C 2

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 35[33]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/43>, abgerufen am 24.11.2024.