Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

dachte ein lustiges Abentheuer zu finden und
erschrak etwas, als ich in dem Mädchen den
blonden Ferdinand, den Bedienten Ro-
sa's
erkannte.

Wir setzten uns, ich war betreten und in
Verlegenheit.

Um Gotteswillen, fing sie an sehr ängstlich
zu sprechen, ich kann es Ihnen nicht länger ber-
gen, es drückt mir sonst das Herz ab: seit dem
ersten Tage, da ich Sie kennen lernte, ward ich
unwillkührlich zu Ihnen hingezogen; ich weiß
manches, was Sie nahe angeht -- hüten Sie
sich vor Rosa
!

Sie sagte die letzten Worte mit einer son-
derbaren Bedeutung; der fürchterliche Alte
ging meiner Seele wieder vorüber, ein kalter
Schauer schlich über meinen Rücken hinab. --
In demselben Augenblicke trat Rosa herein, der
eben von Neapel kam. Er war anfangs ver-
legen, mich hier zu finden, und entdeckte mir
endlich das Geheimniß, das er mir schon lange
habe eröffnen wollen, daß nehmlich sein Bedien-
ter Ferdinand ein artiges Mädchen sey, das
er schon aus Paris mitgenommen habe.

Seitdem habe ich das Mädchen nicht wieder

A a 2

dachte ein luſtiges Abentheuer zu finden und
erſchrak etwas, als ich in dem Maͤdchen den
blonden Ferdinand, den Bedienten Ro-
ſa’s
erkannte.

Wir ſetzten uns, ich war betreten und in
Verlegenheit.

Um Gotteswillen, fing ſie an ſehr aͤngſtlich
zu ſprechen, ich kann es Ihnen nicht laͤnger ber-
gen, es druͤckt mir ſonſt das Herz ab: ſeit dem
erſten Tage, da ich Sie kennen lernte, ward ich
unwillkuͤhrlich zu Ihnen hingezogen; ich weiß
manches, was Sie nahe angeht — huͤten Sie
ſich vor Roſa
!

Sie ſagte die letzten Worte mit einer ſon-
derbaren Bedeutung; der fuͤrchterliche Alte
ging meiner Seele wieder voruͤber, ein kalter
Schauer ſchlich uͤber meinen Ruͤcken hinab. —
In demſelben Augenblicke trat Roſa herein, der
eben von Neapel kam. Er war anfangs ver-
legen, mich hier zu finden, und entdeckte mir
endlich das Geheimniß, das er mir ſchon lange
habe eroͤffnen wollen, daß nehmlich ſein Bedien-
ter Ferdinand ein artiges Maͤdchen ſey, das
er ſchon aus Paris mitgenommen habe.

Seitdem habe ich das Maͤdchen nicht wieder

A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0373" n="365[363]"/>
dachte ein lu&#x017F;tiges Abentheuer zu finden und<lb/>
er&#x017F;chrak etwas, als ich in dem Ma&#x0364;dchen den<lb/>
blonden <hi rendition="#g">Ferdinand</hi>, den <hi rendition="#g">Bedienten Ro-<lb/>
&#x017F;a&#x2019;s</hi> erkannte.</p><lb/>
          <p>Wir &#x017F;etzten uns, ich war betreten und in<lb/>
Verlegenheit.</p><lb/>
          <p>Um Gotteswillen, fing &#x017F;ie an &#x017F;ehr a&#x0364;ng&#x017F;tlich<lb/>
zu &#x017F;prechen, ich kann es Ihnen nicht la&#x0364;nger ber-<lb/>
gen, es dru&#x0364;ckt mir &#x017F;on&#x017F;t das Herz ab: &#x017F;eit dem<lb/>
er&#x017F;ten Tage, da ich Sie kennen lernte, ward ich<lb/>
unwillku&#x0364;hrlich zu Ihnen hingezogen; ich weiß<lb/>
manches, was Sie nahe angeht &#x2014; <hi rendition="#g">hu&#x0364;ten Sie<lb/>
&#x017F;ich vor Ro&#x017F;a</hi>!</p><lb/>
          <p>Sie &#x017F;agte die letzten Worte mit einer &#x017F;on-<lb/>
derbaren Bedeutung; der <hi rendition="#g">fu&#x0364;rchterliche Alte</hi><lb/>
ging meiner Seele wieder voru&#x0364;ber, ein kalter<lb/>
Schauer &#x017F;chlich u&#x0364;ber meinen Ru&#x0364;cken hinab. &#x2014;<lb/>
In dem&#x017F;elben Augenblicke trat <hi rendition="#g">Ro&#x017F;a</hi> herein, der<lb/>
eben von <hi rendition="#g">Neapel</hi> kam. Er war anfangs ver-<lb/>
legen, mich <hi rendition="#g">hier</hi> zu finden, und entdeckte mir<lb/>
endlich das Geheimniß, das er mir &#x017F;chon lange<lb/>
habe ero&#x0364;ffnen wollen, daß nehmlich &#x017F;ein Bedien-<lb/>
ter <hi rendition="#g">Ferdinand</hi> ein artiges Ma&#x0364;dchen &#x017F;ey, das<lb/>
er &#x017F;chon aus <hi rendition="#g">Paris</hi> mitgenommen habe.</p><lb/>
          <p>Seitdem habe ich das Ma&#x0364;dchen nicht wieder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365[363]/0373] dachte ein luſtiges Abentheuer zu finden und erſchrak etwas, als ich in dem Maͤdchen den blonden Ferdinand, den Bedienten Ro- ſa’s erkannte. Wir ſetzten uns, ich war betreten und in Verlegenheit. Um Gotteswillen, fing ſie an ſehr aͤngſtlich zu ſprechen, ich kann es Ihnen nicht laͤnger ber- gen, es druͤckt mir ſonſt das Herz ab: ſeit dem erſten Tage, da ich Sie kennen lernte, ward ich unwillkuͤhrlich zu Ihnen hingezogen; ich weiß manches, was Sie nahe angeht — huͤten Sie ſich vor Roſa! Sie ſagte die letzten Worte mit einer ſon- derbaren Bedeutung; der fuͤrchterliche Alte ging meiner Seele wieder voruͤber, ein kalter Schauer ſchlich uͤber meinen Ruͤcken hinab. — In demſelben Augenblicke trat Roſa herein, der eben von Neapel kam. Er war anfangs ver- legen, mich hier zu finden, und entdeckte mir endlich das Geheimniß, das er mir ſchon lange habe eroͤffnen wollen, daß nehmlich ſein Bedien- ter Ferdinand ein artiges Maͤdchen ſey, das er ſchon aus Paris mitgenommen habe. Seitdem habe ich das Maͤdchen nicht wieder A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/373
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 365[363]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/373>, abgerufen am 27.11.2024.