dachte ein lustiges Abentheuer zu finden und erschrak etwas, als ich in dem Mädchen den blonden Ferdinand, den Bedienten Ro- sa's erkannte.
Wir setzten uns, ich war betreten und in Verlegenheit.
Um Gotteswillen, fing sie an sehr ängstlich zu sprechen, ich kann es Ihnen nicht länger ber- gen, es drückt mir sonst das Herz ab: seit dem ersten Tage, da ich Sie kennen lernte, ward ich unwillkührlich zu Ihnen hingezogen; ich weiß manches, was Sie nahe angeht -- hüten Sie sich vor Rosa!
Sie sagte die letzten Worte mit einer son- derbaren Bedeutung; der fürchterliche Alte ging meiner Seele wieder vorüber, ein kalter Schauer schlich über meinen Rücken hinab. -- In demselben Augenblicke trat Rosa herein, der eben von Neapel kam. Er war anfangs ver- legen, mich hier zu finden, und entdeckte mir endlich das Geheimniß, das er mir schon lange habe eröffnen wollen, daß nehmlich sein Bedien- ter Ferdinand ein artiges Mädchen sey, das er schon aus Paris mitgenommen habe.
Seitdem habe ich das Mädchen nicht wieder
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dachte ein luſtiges Abentheuer zu finden und erſchrak etwas, als ich in dem Maͤdchen den blonden Ferdinand, den Bedienten Ro- ſa’s erkannte.
Wir ſetzten uns, ich war betreten und in Verlegenheit.
Um Gotteswillen, fing ſie an ſehr aͤngſtlich zu ſprechen, ich kann es Ihnen nicht laͤnger ber- gen, es druͤckt mir ſonſt das Herz ab: ſeit dem erſten Tage, da ich Sie kennen lernte, ward ich unwillkuͤhrlich zu Ihnen hingezogen; ich weiß manches, was Sie nahe angeht — huͤten Sie ſich vor Roſa!
Sie ſagte die letzten Worte mit einer ſon- derbaren Bedeutung; der fuͤrchterliche Alte ging meiner Seele wieder voruͤber, ein kalter Schauer ſchlich uͤber meinen Ruͤcken hinab. — In demſelben Augenblicke trat Roſa herein, der eben von Neapel kam. Er war anfangs ver- legen, mich hier zu finden, und entdeckte mir endlich das Geheimniß, das er mir ſchon lange habe eroͤffnen wollen, daß nehmlich ſein Bedien- ter Ferdinand ein artiges Maͤdchen ſey, das er ſchon aus Paris mitgenommen habe.
Seitdem habe ich das Maͤdchen nicht wieder
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[365[363]/0373]
dachte ein luſtiges Abentheuer zu finden und
erſchrak etwas, als ich in dem Maͤdchen den
blonden Ferdinand, den Bedienten Ro-
ſa’s erkannte.
Wir ſetzten uns, ich war betreten und in
Verlegenheit.
Um Gotteswillen, fing ſie an ſehr aͤngſtlich
zu ſprechen, ich kann es Ihnen nicht laͤnger ber-
gen, es druͤckt mir ſonſt das Herz ab: ſeit dem
erſten Tage, da ich Sie kennen lernte, ward ich
unwillkuͤhrlich zu Ihnen hingezogen; ich weiß
manches, was Sie nahe angeht — huͤten Sie
ſich vor Roſa!
Sie ſagte die letzten Worte mit einer ſon-
derbaren Bedeutung; der fuͤrchterliche Alte
ging meiner Seele wieder voruͤber, ein kalter
Schauer ſchlich uͤber meinen Ruͤcken hinab. —
In demſelben Augenblicke trat Roſa herein, der
eben von Neapel kam. Er war anfangs ver-
legen, mich hier zu finden, und entdeckte mir
endlich das Geheimniß, das er mir ſchon lange
habe eroͤffnen wollen, daß nehmlich ſein Bedien-
ter Ferdinand ein artiges Maͤdchen ſey, das
er ſchon aus Paris mitgenommen habe.
Seitdem habe ich das Maͤdchen nicht wieder
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 365[363]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/373>, abgerufen am 27.11.2024.
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