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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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dreißig Jahre älter, aber alle jene schrecklichen
Grundlinien, jenes unerklärliche Furchtbare, je-
nes verdammnißvolle Schreckliche. -- Er hatte
mein Erschrecken bemerkt, -- er sah mich an,
-- und lächelte, -- und ging fort! -- Eduard,
ich kann keine Worte finden, Dir diesen Blick
und dieses Lächeln zu beschreiben. Mir war's,
als stände mein böser Engel in sichtbarlicher Ge-
stalt vor mir, als hört' ich in diesem Augenblicke
alle glücklichen Blätter aus dem Buche meines
Lebens reißen, -- wie ein Prolog zu einem lan-
gen unglückseeligen Lebenslaufe fiel dieser Blick,
dieses Lächeln auf mich, -- o Eduard, es hat
mich erschüttert, darum verzeih' mir, wenn ich
zu ernsthaft davon spreche.

Wer mag es seyn? frag' ich mich izt unauf-
hörlich, -- und wie hat mein Vater ein ihm so
ähnliches Bild erhalten? --

Ich sollte mich lieber fragen, wie mich ein
bloßer, nicht einmahl ganz ungewöhnlicher Zu-
fall so tief und innig bewegen können. -- Lebe
wohl.



dreißig Jahre aͤlter, aber alle jene ſchrecklichen
Grundlinien, jenes unerklaͤrliche Furchtbare, je-
nes verdammnißvolle Schreckliche. — Er hatte
mein Erſchrecken bemerkt, — er ſah mich an,
— und laͤchelte, — und ging fort! — Eduard,
ich kann keine Worte finden, Dir dieſen Blick
und dieſes Laͤcheln zu beſchreiben. Mir war’s,
als ſtaͤnde mein boͤſer Engel in ſichtbarlicher Ge-
ſtalt vor mir, als hoͤrt’ ich in dieſem Augenblicke
alle gluͤcklichen Blaͤtter aus dem Buche meines
Lebens reißen, — wie ein Prolog zu einem lan-
gen ungluͤckſeeligen Lebenslaufe fiel dieſer Blick,
dieſes Laͤcheln auf mich, — o Eduard, es hat
mich erſchuͤttert, darum verzeih’ mir, wenn ich
zu ernſthaft davon ſpreche.

Wer mag es ſeyn? frag’ ich mich izt unauf-
hoͤrlich, — und wie hat mein Vater ein ihm ſo
aͤhnliches Bild erhalten? —

Ich ſollte mich lieber fragen, wie mich ein
bloßer, nicht einmahl ganz ungewoͤhnlicher Zu-
fall ſo tief und innig bewegen koͤnnen. — Lebe
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[279[277]/0287] dreißig Jahre aͤlter, aber alle jene ſchrecklichen Grundlinien, jenes unerklaͤrliche Furchtbare, je- nes verdammnißvolle Schreckliche. — Er hatte mein Erſchrecken bemerkt, — er ſah mich an, — und laͤchelte, — und ging fort! — Eduard, ich kann keine Worte finden, Dir dieſen Blick und dieſes Laͤcheln zu beſchreiben. Mir war’s, als ſtaͤnde mein boͤſer Engel in ſichtbarlicher Ge- ſtalt vor mir, als hoͤrt’ ich in dieſem Augenblicke alle gluͤcklichen Blaͤtter aus dem Buche meines Lebens reißen, — wie ein Prolog zu einem lan- gen ungluͤckſeeligen Lebenslaufe fiel dieſer Blick, dieſes Laͤcheln auf mich, — o Eduard, es hat mich erſchuͤttert, darum verzeih’ mir, wenn ich zu ernſthaft davon ſpreche. Wer mag es ſeyn? frag’ ich mich izt unauf- hoͤrlich, — und wie hat mein Vater ein ihm ſo aͤhnliches Bild erhalten? — Ich ſollte mich lieber fragen, wie mich ein bloßer, nicht einmahl ganz ungewoͤhnlicher Zu- fall ſo tief und innig bewegen koͤnnen. — Lebe wohl.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 279[277]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/287>, abgerufen am 25.11.2024.