Moder nimmt, -- daß sie nichts als eine ver- kleidete Verwesung ist?
Du hast eine schreckliche Fähigkeit, allenthal- ben unter den lachendsten Farben ein trübes Bild zu finden.
Balder. Nimm mir jenes Grauen aus der Natur hinweg, das mir allenthalben durch ihre Freuden entgegengrinst, und ich will fröh- lich seyn.
Es liegt nur in deiner Seele, Balder, dei- ne Augen sind finster und die ganze Welt er- scheint dir schwarz. -- Ueberlaß dich der Hei- terkeit, daß dein Blut schneller durch die Adern fließt, daß deine Lebensgeister wieder lebendiger werden, -- dann wird der Flor niederfallen und du wirst die Welt in ihrer ursprünglichen Ge- stalt erblicken.
Balder. Das heißt, ich werde sie sehn, so wie Du sie siehst, -- aber auch wirklich in ihrer wahren ursprünglichen Gestalt? -- Jeder sieht mit seinen Augen und jeder glaubt recht zu sehn, und am Ende werden wir alle be- trogen.
Mag es seyn, aber so laß uns doch wenig-
Moder nimmt, — daß ſie nichts als eine ver- kleidete Verweſung iſt?
Du haſt eine ſchreckliche Faͤhigkeit, allenthal- ben unter den lachendſten Farben ein truͤbes Bild zu finden.
Balder. Nimm mir jenes Grauen aus der Natur hinweg, das mir allenthalben durch ihre Freuden entgegengrinſt, und ich will froͤh- lich ſeyn.
Es liegt nur in deiner Seele, Balder, dei- ne Augen ſind finſter und die ganze Welt er- ſcheint dir ſchwarz. — Ueberlaß dich der Hei- terkeit, daß dein Blut ſchneller durch die Adern fließt, daß deine Lebensgeiſter wieder lebendiger werden, — dann wird der Flor niederfallen und du wirſt die Welt in ihrer urſpruͤnglichen Ge- ſtalt erblicken.
Balder. Das heißt, ich werde ſie ſehn, ſo wie Du ſie ſiehſt, — aber auch wirklich in ihrer wahren urſpruͤnglichen Geſtalt? — Jeder ſieht mit ſeinen Augen und jeder glaubt recht zu ſehn, und am Ende werden wir alle be- trogen.
Mag es ſeyn, aber ſo laß uns doch wenig-
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[265[263]/0273]
Moder nimmt, — daß ſie nichts als eine ver-
kleidete Verweſung iſt?
Du haſt eine ſchreckliche Faͤhigkeit, allenthal-
ben unter den lachendſten Farben ein truͤbes
Bild zu finden.
Balder. Nimm mir jenes Grauen aus
der Natur hinweg, das mir allenthalben durch
ihre Freuden entgegengrinſt, und ich will froͤh-
lich ſeyn.
Es liegt nur in deiner Seele, Balder, dei-
ne Augen ſind finſter und die ganze Welt er-
ſcheint dir ſchwarz. — Ueberlaß dich der Hei-
terkeit, daß dein Blut ſchneller durch die Adern
fließt, daß deine Lebensgeiſter wieder lebendiger
werden, — dann wird der Flor niederfallen und
du wirſt die Welt in ihrer urſpruͤnglichen Ge-
ſtalt erblicken.
Balder. Das heißt, ich werde ſie ſehn,
ſo wie Du ſie ſiehſt, — aber auch wirklich in
ihrer wahren urſpruͤnglichen Geſtalt? — Jeder
ſieht mit ſeinen Augen und jeder glaubt recht
zu ſehn, und am Ende werden wir alle be-
trogen.
Mag es ſeyn, aber ſo laß uns doch wenig-
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 265[263]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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