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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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ward nicht vorgelassen. -- Zornig ritt ich nach
Hause und überließ mich meinen trübsinnigen
Untersuchungen von neuem, aber meine Gedan-
ken fanden keinen Ausweg aus diesem Labyrin-
the, ich entdeckte Waterlao meine seltsame La-
ge, der mich auf jede Art zu trösten suchte; er
versprach mir zu untersuchen, was diesen Vor-
fall veranlaßt habe. Er hatte es durch die
Kunst seiner Ueberredung, und durch die freund-
schaftliche Art, mit der er mich zu zerstreuen
suchte, dahin gebracht, daß ich etwas zufriede-
ner von ihm ging. -- Meine peinliche Lage
dauerte einige Wochen hindurch, in welcher
Zeit mir Waterloo bald tröstende, bald nieder-
schlagende Nachrichten brachte; ich ritt einige-
mahl vor Milford's Hause vorbei und sah Ma-
ria weinend am Fenster stehn. Waterloo that
alles, meinen Schmerz zu erleichtern, er war
itzt mein einziger Freund, denn Burton war
schon seit einigen Wochen nach London gereist.
Wir machten mannichfaltige Plane, die wir alle
wieder verwarfen. Endlich schlug mir Waterloo
eine Reise nach London vor, die mich zerstreuen
sollte, er wollte indeß als mein Anwald meine
Sache unermüdet beim Lord Milford fortführen,

ward nicht vorgelaſſen. — Zornig ritt ich nach
Hauſe und uͤberließ mich meinen truͤbſinnigen
Unterſuchungen von neuem, aber meine Gedan-
ken fanden keinen Ausweg aus dieſem Labyrin-
the, ich entdeckte Waterlao meine ſeltſame La-
ge, der mich auf jede Art zu troͤſten ſuchte; er
verſprach mir zu unterſuchen, was dieſen Vor-
fall veranlaßt habe. Er hatte es durch die
Kunſt ſeiner Ueberredung, und durch die freund-
ſchaftliche Art, mit der er mich zu zerſtreuen
ſuchte, dahin gebracht, daß ich etwas zufriede-
ner von ihm ging. — Meine peinliche Lage
dauerte einige Wochen hindurch, in welcher
Zeit mir Waterloo bald troͤſtende, bald nieder-
ſchlagende Nachrichten brachte; ich ritt einige-
mahl vor Milford’s Hauſe vorbei und ſah Ma-
ria weinend am Fenſter ſtehn. Waterloo that
alles, meinen Schmerz zu erleichtern, er war
itzt mein einziger Freund, denn Burton war
ſchon ſeit einigen Wochen nach London gereiſt.
Wir machten mannichfaltige Plane, die wir alle
wieder verwarfen. Endlich ſchlug mir Waterloo
eine Reiſe nach London vor, die mich zerſtreuen
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[253[251]/0261] ward nicht vorgelaſſen. — Zornig ritt ich nach Hauſe und uͤberließ mich meinen truͤbſinnigen Unterſuchungen von neuem, aber meine Gedan- ken fanden keinen Ausweg aus dieſem Labyrin- the, ich entdeckte Waterlao meine ſeltſame La- ge, der mich auf jede Art zu troͤſten ſuchte; er verſprach mir zu unterſuchen, was dieſen Vor- fall veranlaßt habe. Er hatte es durch die Kunſt ſeiner Ueberredung, und durch die freund- ſchaftliche Art, mit der er mich zu zerſtreuen ſuchte, dahin gebracht, daß ich etwas zufriede- ner von ihm ging. — Meine peinliche Lage dauerte einige Wochen hindurch, in welcher Zeit mir Waterloo bald troͤſtende, bald nieder- ſchlagende Nachrichten brachte; ich ritt einige- mahl vor Milford’s Hauſe vorbei und ſah Ma- ria weinend am Fenſter ſtehn. Waterloo that alles, meinen Schmerz zu erleichtern, er war itzt mein einziger Freund, denn Burton war ſchon ſeit einigen Wochen nach London gereiſt. Wir machten mannichfaltige Plane, die wir alle wieder verwarfen. Endlich ſchlug mir Waterloo eine Reiſe nach London vor, die mich zerſtreuen ſollte, er wollte indeß als mein Anwald meine Sache unermuͤdet beim Lord Milford fortfuͤhren,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 253[251]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/261>, abgerufen am 22.11.2024.