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Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wo sind sie, deine Untergebenen, deine Mündel, die mit goldnem Rücken und Schnitt dich so freundlich anlachten? Versilbert hast du sie alle und schon nach wenigen Jahren deine silberne Hochzeit mit ihnen gefeiert. Lebe denn wohl auch du, Pietist, redlichster unter den Sterblichen, du Hasser aller Poesie und Lüge! Reich' mir die Hand zum Abschied, armes Krokodill, das schon in Thränen schwimmt; im Sumpf einer Taverne mußt du künftig heulen. In einem bessern Leben sehn wir uns alle wieder.

Da Eduard nachdenkend war und Dietrich in der Gesellschaft noch fremd, der Bibliothekar und Pietist keine Miene verzogen, so herrschte während und nach der Rede ein tiefes Stillschweigen, welches dadurch noch feierlicher wurde, daß der Buchhalter, der schon manches Glas geleert hatte, schluchzte und jammerte.

Heut ist der Abend der heiligen Drei-Könige, sagte Eduard, und wie es noch in manchen Gegenden Sitte ist, sich an diesem Tage zu beschenken, so wünsche ich, daß meine bisherigen Genossen und Freunde auch diese Nacht in froher Geselligkeit mit mir verbringen.

An diesem Abend, fuhr Eulenböck fort, ist es nicht unschicklich, einmal anders als gewöhnlich zu leben; daher waren sonst Glücksspiele gebräuchlich, wenn sie auch übrigens verboten waren. Und wie gut wäre es für dich, Freund Eduard, wenn heute auch dein Glücksstern von Neuem erwachte, daß dem verarmten Verschwender ein neues Vermögen bescheert würde. Man

wo sind sie, deine Untergebenen, deine Mündel, die mit goldnem Rücken und Schnitt dich so freundlich anlachten? Versilbert hast du sie alle und schon nach wenigen Jahren deine silberne Hochzeit mit ihnen gefeiert. Lebe denn wohl auch du, Pietist, redlichster unter den Sterblichen, du Hasser aller Poesie und Lüge! Reich' mir die Hand zum Abschied, armes Krokodill, das schon in Thränen schwimmt; im Sumpf einer Taverne mußt du künftig heulen. In einem bessern Leben sehn wir uns alle wieder.

Da Eduard nachdenkend war und Dietrich in der Gesellschaft noch fremd, der Bibliothekar und Pietist keine Miene verzogen, so herrschte während und nach der Rede ein tiefes Stillschweigen, welches dadurch noch feierlicher wurde, daß der Buchhalter, der schon manches Glas geleert hatte, schluchzte und jammerte.

Heut ist der Abend der heiligen Drei-Könige, sagte Eduard, und wie es noch in manchen Gegenden Sitte ist, sich an diesem Tage zu beschenken, so wünsche ich, daß meine bisherigen Genossen und Freunde auch diese Nacht in froher Geselligkeit mit mir verbringen.

An diesem Abend, fuhr Eulenböck fort, ist es nicht unschicklich, einmal anders als gewöhnlich zu leben; daher waren sonst Glücksspiele gebräuchlich, wenn sie auch übrigens verboten waren. Und wie gut wäre es für dich, Freund Eduard, wenn heute auch dein Glücksstern von Neuem erwachte, daß dem verarmten Verschwender ein neues Vermögen bescheert würde. Man

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[0102] wo sind sie, deine Untergebenen, deine Mündel, die mit goldnem Rücken und Schnitt dich so freundlich anlachten? Versilbert hast du sie alle und schon nach wenigen Jahren deine silberne Hochzeit mit ihnen gefeiert. Lebe denn wohl auch du, Pietist, redlichster unter den Sterblichen, du Hasser aller Poesie und Lüge! Reich' mir die Hand zum Abschied, armes Krokodill, das schon in Thränen schwimmt; im Sumpf einer Taverne mußt du künftig heulen. In einem bessern Leben sehn wir uns alle wieder. Da Eduard nachdenkend war und Dietrich in der Gesellschaft noch fremd, der Bibliothekar und Pietist keine Miene verzogen, so herrschte während und nach der Rede ein tiefes Stillschweigen, welches dadurch noch feierlicher wurde, daß der Buchhalter, der schon manches Glas geleert hatte, schluchzte und jammerte. Heut ist der Abend der heiligen Drei-Könige, sagte Eduard, und wie es noch in manchen Gegenden Sitte ist, sich an diesem Tage zu beschenken, so wünsche ich, daß meine bisherigen Genossen und Freunde auch diese Nacht in froher Geselligkeit mit mir verbringen. An diesem Abend, fuhr Eulenböck fort, ist es nicht unschicklich, einmal anders als gewöhnlich zu leben; daher waren sonst Glücksspiele gebräuchlich, wenn sie auch übrigens verboten waren. Und wie gut wäre es für dich, Freund Eduard, wenn heute auch dein Glücksstern von Neuem erwachte, daß dem verarmten Verschwender ein neues Vermögen bescheert würde. Man

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:27:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:27:02Z)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/102>, abgerufen am 05.12.2024.