Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Reise von Batavia nach Japan, u. s. w. über welche der Belauf ihres jährlichen Handels nicht stei-gen sollte; und nur drey Schiffen jedes Jahr sollte ver- stattet seyn, hieher zu kommen. Im Anfange des jetzi- gen Jahrhunderts wurde diese Zahl gar auf drey herun- ter gesetzt. Ueberhaupt ist seitdem die Freyheit der Hol- länder und die Anzahl ihrer Handelswaaren allmählig mehr und mehr vermindert, so daß man jetzt nicht mehr als ein Paar Millionen Gulden in dem hiesigen Handel anwendet, da vorher gewöhnlich für mehrere Millionen umgesetzt wurde. Im Jahr 1685 kam, nachdem die Flotte mit einer reichen Ladung im Hafen eingelaufen war, vom Hofe der strengste Kaiserliche Befehl, daß die Holländer zwar, der ihnen gegebnen Erlaubniß zufol- ge, alle und jede Waaren, nach Belieben, und in so großer Menge als sie wollten, nach der Factorey einbrin- gen dürften, daß aber von nun an jährlich für nicht mehr als drey hundert tausend Thails oder Thaler verkauft, sondern der Ueberrest bis zum folgenden Jahre aufbe- wahrt werden sollte. Dies war ein sehr empfindlicher Stoß für ihren Handel. Außerdem aber ersann ein den Holländern eben nicht günstiger Gouverneur noch zwey andre Mittel, den Gewinn, welchen sie von ihren Waa- ren haben konnten, noch mehr zu vermindern, einen Theil davon den Beamten der Stadt zufließen zu lassen, und den Einwohnern selbst auch einen sehr ansehnlichen Vortheil zuzuwenden. Der eine Kunstgriff bestand dar- in, daß die Kaufleute, welche Holländische Waaren kauften, davon, ehe sie sie wieder verkauften, gewisse Prozente, funfzehn und darüber, als eine Abgabe an die Stadt entrichten sollten. Dies Geld heißt Fannagin (Blumengeld) und wird unter die Magistrats-Personen und Bürger vertheilt. Weil nun diese Abgabe hernach auf die Waaren geschlagen werden mußte, so war die Thunbergs Reise. 2. Bandes 1. Theil. D
Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w. uͤber welche der Belauf ihres jaͤhrlichen Handels nicht ſtei-gen ſollte; und nur drey Schiffen jedes Jahr ſollte ver- ſtattet ſeyn, hieher zu kommen. Im Anfange des jetzi- gen Jahrhunderts wurde dieſe Zahl gar auf drey herun- ter geſetzt. Ueberhaupt iſt ſeitdem die Freyheit der Hol- laͤnder und die Anzahl ihrer Handelswaaren allmaͤhlig mehr und mehr vermindert, ſo daß man jetzt nicht mehr als ein Paar Millionen Gulden in dem hieſigen Handel anwendet, da vorher gewoͤhnlich fuͤr mehrere Millionen umgeſetzt wurde. Im Jahr 1685 kam, nachdem die Flotte mit einer reichen Ladung im Hafen eingelaufen war, vom Hofe der ſtrengſte Kaiſerliche Befehl, daß die Hollaͤnder zwar, der ihnen gegebnen Erlaubniß zufol- ge, alle und jede Waaren, nach Belieben, und in ſo großer Menge als ſie wollten, nach der Factorey einbrin- gen duͤrften, daß aber von nun an jaͤhrlich fuͤr nicht mehr als drey hundert tauſend Thails oder Thaler verkauft, ſondern der Ueberreſt bis zum folgenden Jahre aufbe- wahrt werden ſollte. Dies war ein ſehr empfindlicher Stoß fuͤr ihren Handel. Außerdem aber erſann ein den Hollaͤndern eben nicht guͤnſtiger Gouverneur noch zwey andre Mittel, den Gewinn, welchen ſie von ihren Waa- ren haben konnten, noch mehr zu vermindern, einen Theil davon den Beamten der Stadt zufließen zu laſſen, und den Einwohnern ſelbſt auch einen ſehr anſehnlichen Vortheil zuzuwenden. Der eine Kunſtgriff beſtand dar- in, daß die Kaufleute, welche Hollaͤndiſche Waaren kauften, davon, ehe ſie ſie wieder verkauften, gewiſſe Prozente, funfzehn und daruͤber, als eine Abgabe an die Stadt entrichten ſollten. Dies Geld heißt Fannagin (Blumengeld) und wird unter die Magiſtrats-Perſonen und Buͤrger vertheilt. Weil nun dieſe Abgabe hernach auf die Waaren geſchlagen werden mußte, ſo war die Thunbergs Reiſe. 2. Bandes 1. Theil. D
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Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
uͤber welche der Belauf ihres jaͤhrlichen Handels nicht ſtei-
gen ſollte; und nur drey Schiffen jedes Jahr ſollte ver-
ſtattet ſeyn, hieher zu kommen. Im Anfange des jetzi-
gen Jahrhunderts wurde dieſe Zahl gar auf drey herun-
ter geſetzt. Ueberhaupt iſt ſeitdem die Freyheit der Hol-
laͤnder und die Anzahl ihrer Handelswaaren allmaͤhlig
mehr und mehr vermindert, ſo daß man jetzt nicht mehr
als ein Paar Millionen Gulden in dem hieſigen Handel
anwendet, da vorher gewoͤhnlich fuͤr mehrere Millionen
umgeſetzt wurde. Im Jahr 1685 kam, nachdem die
Flotte mit einer reichen Ladung im Hafen eingelaufen
war, vom Hofe der ſtrengſte Kaiſerliche Befehl, daß
die Hollaͤnder zwar, der ihnen gegebnen Erlaubniß zufol-
ge, alle und jede Waaren, nach Belieben, und in ſo
großer Menge als ſie wollten, nach der Factorey einbrin-
gen duͤrften, daß aber von nun an jaͤhrlich fuͤr nicht mehr
als drey hundert tauſend Thails oder Thaler verkauft,
ſondern der Ueberreſt bis zum folgenden Jahre aufbe-
wahrt werden ſollte. Dies war ein ſehr empfindlicher
Stoß fuͤr ihren Handel. Außerdem aber erſann ein den
Hollaͤndern eben nicht guͤnſtiger Gouverneur noch zwey
andre Mittel, den Gewinn, welchen ſie von ihren Waa-
ren haben konnten, noch mehr zu vermindern, einen
Theil davon den Beamten der Stadt zufließen zu laſſen,
und den Einwohnern ſelbſt auch einen ſehr anſehnlichen
Vortheil zuzuwenden. Der eine Kunſtgriff beſtand dar-
in, daß die Kaufleute, welche Hollaͤndiſche Waaren
kauften, davon, ehe ſie ſie wieder verkauften, gewiſſe
Prozente, funfzehn und daruͤber, als eine Abgabe an die
Stadt entrichten ſollten. Dies Geld heißt Fannagin
(Blumengeld) und wird unter die Magiſtrats-Perſonen
und Buͤrger vertheilt. Weil nun dieſe Abgabe hernach
auf die Waaren geſchlagen werden mußte, ſo war die
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