Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise von Batavia nach Japan, u. s. w.
Diensten für sie aber sind Japaner bestellt, als Compra-
dore, oder Schaffer von verschiedner Art, welche die
Eßwaaren und was sonst in der Haushaltung gebraucht
wird, herbey schaffen; Köche, die das Essen auf Hollän-
dische Weise zurichten; und Bediente, die zwar gebohrne
Japaner und dabey keine Dolmerscher sind, aber doch das
Holländische sprechen gelernt haben: von diesen letzteren
bekommt der Chef vier, der Secretair einen und der
Doctor einen, welche zusammen die Reise nach Hofe ma-
chen. Hat man Handwerksleute aus der Stadt nöthig,
so bekommen diese vom Gouverneur Erlaubniß nach der
Insel zu kommen.

Die Holländer essen hier, so wie zu Batavia, viel
Reiß, es wird aber doch zu ihrem Gebrauche in der Stadt
Weitzenbrot gebacken, und täglich frisch nach der Insel
gebracht.

Fischspeisen essen die Holländer hier häufig. Einige
von den Fischen, die auf unsern Tisch kamen, schienen
mir merkwürdig, Unter andern: ein Fisch aus dem Ge-
schlechte der Umberfische (Sciaena), dessen Bauchflossen
aus einer dicken, mit vielen Gräten versehenen Zacke be-
stehen, und dessen Haut sehr hart und knochenartig ist;
die Haut wird abgezogen, und der Fisch gekocht: er
hat festes und wohlschmeckendes Fleisch; wie auch hübsch
aussehende Barsche mit sieben schmalen Strichen. --
Auch isset man hier eine sehr große und dabey sehr läng-
liche Art Austern, die hier zu Lande fallende Austern
heißen, weil sie nicht wie andre an den Klippen fest sitzen.
Sie schmecken gut; weil sie aber so groß sind, werden
sie meistens gekocht oder gestobt, und mit etwas Brühe
gegessen. -- Ferner bereitet man hier etwas, das sich
mit Kaviar vergleichen läßt, auch, wie dieser, roh geges-
sen wird. Es sieht wie ein Stück Käse aus. Ich hielt

Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
Dienſten fuͤr ſie aber ſind Japaner beſtellt, als Compra-
dore, oder Schaffer von verſchiedner Art, welche die
Eßwaaren und was ſonſt in der Haushaltung gebraucht
wird, herbey ſchaffen; Koͤche, die das Eſſen auf Hollaͤn-
diſche Weiſe zurichten; und Bediente, die zwar gebohrne
Japaner und dabey keine Dolmerſcher ſind, aber doch das
Hollaͤndiſche ſprechen gelernt haben: von dieſen letzteren
bekommt der Chef vier, der Secretair einen und der
Doctor einen, welche zuſammen die Reiſe nach Hofe ma-
chen. Hat man Handwerksleute aus der Stadt noͤthig,
ſo bekommen dieſe vom Gouverneur Erlaubniß nach der
Inſel zu kommen.

Die Hollaͤnder eſſen hier, ſo wie zu Batavia, viel
Reiß, es wird aber doch zu ihrem Gebrauche in der Stadt
Weitzenbrot gebacken, und taͤglich friſch nach der Inſel
gebracht.

Fiſchſpeiſen eſſen die Hollaͤnder hier haͤufig. Einige
von den Fiſchen, die auf unſern Tiſch kamen, ſchienen
mir merkwuͤrdig, Unter andern: ein Fiſch aus dem Ge-
ſchlechte der Umberfiſche (Sciaena), deſſen Bauchfloſſen
aus einer dicken, mit vielen Graͤten verſehenen Zacke be-
ſtehen, und deſſen Haut ſehr hart und knochenartig iſt;
die Haut wird abgezogen, und der Fiſch gekocht: er
hat feſtes und wohlſchmeckendes Fleiſch; wie auch huͤbſch
ausſehende Barſche mit ſieben ſchmalen Strichen. —
Auch iſſet man hier eine ſehr große und dabey ſehr laͤng-
liche Art Auſtern, die hier zu Lande fallende Auſtern
heißen, weil ſie nicht wie andre an den Klippen feſt ſitzen.
Sie ſchmecken gut; weil ſie aber ſo groß ſind, werden
ſie meiſtens gekocht oder geſtobt, und mit etwas Bruͤhe
gegeſſen. — Ferner bereitet man hier etwas, das ſich
mit Kaviar vergleichen laͤßt, auch, wie dieſer, roh gegeſ-
ſen wird. Es ſieht wie ein Stuͤck Kaͤſe aus. Ich hielt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0079" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rei&#x017F;e von <placeName>Batavia</placeName> nach <placeName>Japan</placeName>, u. &#x017F;. w.</hi></fw><lb/>
Dien&#x017F;ten fu&#x0364;r &#x017F;ie aber &#x017F;ind Japaner be&#x017F;tellt, als Compra-<lb/>
dore, oder Schaffer von ver&#x017F;chiedner Art, welche die<lb/>
Eßwaaren und was &#x017F;on&#x017F;t in der Haushaltung gebraucht<lb/>
wird, herbey &#x017F;chaffen; Ko&#x0364;che, die das E&#x017F;&#x017F;en auf Holla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;che Wei&#x017F;e zurichten; und Bediente, die zwar gebohrne<lb/>
Japaner und dabey keine Dolmer&#x017F;cher &#x017F;ind, aber doch das<lb/>
Holla&#x0364;ndi&#x017F;che &#x017F;prechen gelernt haben: von die&#x017F;en letzteren<lb/>
bekommt der Chef vier, der Secretair einen und der<lb/>
Doctor einen, welche zu&#x017F;ammen die Rei&#x017F;e nach Hofe ma-<lb/>
chen. Hat man Handwerksleute aus der Stadt no&#x0364;thig,<lb/>
&#x017F;o bekommen die&#x017F;e vom Gouverneur Erlaubniß nach der<lb/>
In&#x017F;el zu kommen.</p><lb/>
        <p>Die Holla&#x0364;nder e&#x017F;&#x017F;en hier, &#x017F;o wie zu <placeName>Batavia</placeName>, viel<lb/>
Reiß, es wird aber doch zu ihrem Gebrauche in der Stadt<lb/>
Weitzenbrot gebacken, und ta&#x0364;glich fri&#x017F;ch nach der In&#x017F;el<lb/>
gebracht.</p><lb/>
        <p>Fi&#x017F;ch&#x017F;pei&#x017F;en e&#x017F;&#x017F;en die Holla&#x0364;nder hier ha&#x0364;ufig. Einige<lb/>
von den Fi&#x017F;chen, die auf un&#x017F;ern Ti&#x017F;ch kamen, &#x017F;chienen<lb/>
mir merkwu&#x0364;rdig, Unter andern: ein Fi&#x017F;ch aus dem Ge-<lb/>
&#x017F;chlechte der Umberfi&#x017F;che (<hi rendition="#aq">Sciaena</hi>), de&#x017F;&#x017F;en Bauchflo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
aus einer dicken, mit vielen Gra&#x0364;ten ver&#x017F;ehenen Zacke be-<lb/>
&#x017F;tehen, und de&#x017F;&#x017F;en Haut &#x017F;ehr hart und knochenartig i&#x017F;t;<lb/>
die Haut wird abgezogen, und der Fi&#x017F;ch gekocht: er<lb/>
hat fe&#x017F;tes und wohl&#x017F;chmeckendes Flei&#x017F;ch; wie auch hu&#x0364;b&#x017F;ch<lb/>
aus&#x017F;ehende Bar&#x017F;che mit &#x017F;ieben &#x017F;chmalen Strichen. &#x2014;<lb/>
Auch i&#x017F;&#x017F;et man hier eine &#x017F;ehr große und dabey &#x017F;ehr la&#x0364;ng-<lb/>
liche Art Au&#x017F;tern, die hier zu Lande fallende Au&#x017F;tern<lb/>
heißen, weil &#x017F;ie nicht wie andre an den Klippen fe&#x017F;t &#x017F;itzen.<lb/>
Sie &#x017F;chmecken gut; weil &#x017F;ie aber &#x017F;o groß &#x017F;ind, werden<lb/>
&#x017F;ie mei&#x017F;tens gekocht oder ge&#x017F;tobt, und mit etwas Bru&#x0364;he<lb/>
gege&#x017F;&#x017F;en. &#x2014; Ferner bereitet man hier etwas, das &#x017F;ich<lb/>
mit Kaviar vergleichen la&#x0364;ßt, auch, wie die&#x017F;er, roh gege&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wird. Es &#x017F;ieht wie ein Stu&#x0364;ck Ka&#x0364;&#x017F;e aus. Ich hielt<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0079] Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w. Dienſten fuͤr ſie aber ſind Japaner beſtellt, als Compra- dore, oder Schaffer von verſchiedner Art, welche die Eßwaaren und was ſonſt in der Haushaltung gebraucht wird, herbey ſchaffen; Koͤche, die das Eſſen auf Hollaͤn- diſche Weiſe zurichten; und Bediente, die zwar gebohrne Japaner und dabey keine Dolmerſcher ſind, aber doch das Hollaͤndiſche ſprechen gelernt haben: von dieſen letzteren bekommt der Chef vier, der Secretair einen und der Doctor einen, welche zuſammen die Reiſe nach Hofe ma- chen. Hat man Handwerksleute aus der Stadt noͤthig, ſo bekommen dieſe vom Gouverneur Erlaubniß nach der Inſel zu kommen. Die Hollaͤnder eſſen hier, ſo wie zu Batavia, viel Reiß, es wird aber doch zu ihrem Gebrauche in der Stadt Weitzenbrot gebacken, und taͤglich friſch nach der Inſel gebracht. Fiſchſpeiſen eſſen die Hollaͤnder hier haͤufig. Einige von den Fiſchen, die auf unſern Tiſch kamen, ſchienen mir merkwuͤrdig, Unter andern: ein Fiſch aus dem Ge- ſchlechte der Umberfiſche (Sciaena), deſſen Bauchfloſſen aus einer dicken, mit vielen Graͤten verſehenen Zacke be- ſtehen, und deſſen Haut ſehr hart und knochenartig iſt; die Haut wird abgezogen, und der Fiſch gekocht: er hat feſtes und wohlſchmeckendes Fleiſch; wie auch huͤbſch ausſehende Barſche mit ſieben ſchmalen Strichen. — Auch iſſet man hier eine ſehr große und dabey ſehr laͤng- liche Art Auſtern, die hier zu Lande fallende Auſtern heißen, weil ſie nicht wie andre an den Klippen feſt ſitzen. Sie ſchmecken gut; weil ſie aber ſo groß ſind, werden ſie meiſtens gekocht oder geſtobt, und mit etwas Bruͤhe gegeſſen. — Ferner bereitet man hier etwas, das ſich mit Kaviar vergleichen laͤßt, auch, wie dieſer, roh gegeſ- ſen wird. Es ſieht wie ein Stuͤck Kaͤſe aus. Ich hielt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/79
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/79>, abgerufen am 23.11.2024.