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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Fünfte Abtheilung. Erster Abschnitt.

Am 24sten Morgens entdeckten wir die den Eng-
ländern zugehörige Insel St. Helena, deren Hafen durch
starke Batterien wohl befestigt ist. Das Land ist sehr
hoch und gebürgig, und zeigt sich schon in sehr weiter
Entfernung. Bey dem damaligen Kriege mit den
Amerikanern versammleten sich hier allezeit die aus Ost-
indien
zurückkommenden englischen Schiffe, um her-
nach in Geschwadern oder ganzen Flotten weiter zu se-
geln. Als wir vor der Rhede des Hafens, wo jetzt
keine Schiffe lagen, gekommen waren, und von unserm
verlornen Commandeur nichts sahen oder hörten, wurde
Schiffsrath gehalten und beschlossen, hier nicht weiter
auf ihn zu warten, sondern mit dem frischen Winde,
den wir jetzt hatten, unsern Weg fortzusetzen. Der
Strand an der Rhede soll so steil seyn, daß die Schiffe
ganz dicht am Lande vor Anker liegen können.

Am 30sten kamen wir die Insel Ascension vorbey.
Hier pflegen schwedische und andere Ostindienfahrer, auf
der Rückreise anzulegen und sich namentlich mit Schild-
kröten zu versorgen; wer aber am Cap vor Anker gewe-
sen ist, segelt hier gewöhnlich vorüber. Diese Insel
ist gebürgig, unfruchtbar, und ohne frisches Wasser;
die Oberfläche ist mit Asche bedeckt, welches ihren vulka-
nischen Ursprung hinlänglich zu erkennen giebt.

In der Nacht vom 6sten auf den 7ten Julius,
waren wir den Aequator passirt, und wurden deswe-
gen heute Mittags von den beyden andern Schiffen mit
eilf Kanononschüssen begrüßt, die wir auf gleiche Art
beantworteten.

Am 24sten passirten wir die Sonne. Von allem,
was senkrecht auf das Verdeck gestellt wurde, war gar
kein Schatten auf irgend einer Seite zu bemerken.
Bisher hatten wir die Mittagssonne auf der Nordseite

Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.

Am 24ſten Morgens entdeckten wir die den Eng-
laͤndern zugehoͤrige Inſel St. Helena, deren Hafen durch
ſtarke Batterien wohl befeſtigt iſt. Das Land iſt ſehr
hoch und gebuͤrgig, und zeigt ſich ſchon in ſehr weiter
Entfernung. Bey dem damaligen Kriege mit den
Amerikanern verſammleten ſich hier allezeit die aus Oſt-
indien
zuruͤckkommenden engliſchen Schiffe, um her-
nach in Geſchwadern oder ganzen Flotten weiter zu ſe-
geln. Als wir vor der Rhede des Hafens, wo jetzt
keine Schiffe lagen, gekommen waren, und von unſerm
verlornen Commandeur nichts ſahen oder hoͤrten, wurde
Schiffsrath gehalten und beſchloſſen, hier nicht weiter
auf ihn zu warten, ſondern mit dem friſchen Winde,
den wir jetzt hatten, unſern Weg fortzuſetzen. Der
Strand an der Rhede ſoll ſo ſteil ſeyn, daß die Schiffe
ganz dicht am Lande vor Anker liegen koͤnnen.

Am 30ſten kamen wir die Inſel Aſcenſion vorbey.
Hier pflegen ſchwediſche und andere Oſtindienfahrer, auf
der Ruͤckreiſe anzulegen und ſich namentlich mit Schild-
kroͤten zu verſorgen; wer aber am Cap vor Anker gewe-
ſen iſt, ſegelt hier gewoͤhnlich voruͤber. Dieſe Inſel
iſt gebuͤrgig, unfruchtbar, und ohne friſches Waſſer;
die Oberflaͤche iſt mit Aſche bedeckt, welches ihren vulka-
niſchen Urſprung hinlaͤnglich zu erkennen giebt.

In der Nacht vom 6ſten auf den 7ten Julius,
waren wir den Aequator paſſirt, und wurden deswe-
gen heute Mittags von den beyden andern Schiffen mit
eilf Kanononſchuͤſſen begruͤßt, die wir auf gleiche Art
beantworteten.

Am 24ſten paſſirten wir die Sonne. Von allem,
was ſenkrecht auf das Verdeck geſtellt wurde, war gar
kein Schatten auf irgend einer Seite zu bemerken.
Bisher hatten wir die Mittagsſonne auf der Nordſeite

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[250/0546] Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. Am 24ſten Morgens entdeckten wir die den Eng- laͤndern zugehoͤrige Inſel St. Helena, deren Hafen durch ſtarke Batterien wohl befeſtigt iſt. Das Land iſt ſehr hoch und gebuͤrgig, und zeigt ſich ſchon in ſehr weiter Entfernung. Bey dem damaligen Kriege mit den Amerikanern verſammleten ſich hier allezeit die aus Oſt- indien zuruͤckkommenden engliſchen Schiffe, um her- nach in Geſchwadern oder ganzen Flotten weiter zu ſe- geln. Als wir vor der Rhede des Hafens, wo jetzt keine Schiffe lagen, gekommen waren, und von unſerm verlornen Commandeur nichts ſahen oder hoͤrten, wurde Schiffsrath gehalten und beſchloſſen, hier nicht weiter auf ihn zu warten, ſondern mit dem friſchen Winde, den wir jetzt hatten, unſern Weg fortzuſetzen. Der Strand an der Rhede ſoll ſo ſteil ſeyn, daß die Schiffe ganz dicht am Lande vor Anker liegen koͤnnen. Am 30ſten kamen wir die Inſel Aſcenſion vorbey. Hier pflegen ſchwediſche und andere Oſtindienfahrer, auf der Ruͤckreiſe anzulegen und ſich namentlich mit Schild- kroͤten zu verſorgen; wer aber am Cap vor Anker gewe- ſen iſt, ſegelt hier gewoͤhnlich voruͤber. Dieſe Inſel iſt gebuͤrgig, unfruchtbar, und ohne friſches Waſſer; die Oberflaͤche iſt mit Aſche bedeckt, welches ihren vulka- niſchen Urſprung hinlaͤnglich zu erkennen giebt. In der Nacht vom 6ſten auf den 7ten Julius, waren wir den Aequator paſſirt, und wurden deswe- gen heute Mittags von den beyden andern Schiffen mit eilf Kanononſchuͤſſen begruͤßt, die wir auf gleiche Art beantworteten. Am 24ſten paſſirten wir die Sonne. Von allem, was ſenkrecht auf das Verdeck geſtellt wurde, war gar kein Schatten auf irgend einer Seite zu bemerken. Bisher hatten wir die Mittagsſonne auf der Nordſeite

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/546>, abgerufen am 22.11.2024.