seyn, nicht nur deswegen, weil sie weit mehr, als sie gewöhnlich werth sind, dafür fordern, sondern auch, weil sie den Käufer oft mit Glasflüssen und daraus ge- schliffnen Steinen betrügen, die sie so schön und künst- lich zu machen wissen, daß der, welcher nicht ein guter Kenner ist, sich leicht täuschen läßt.
Alle diese Edelsteine, welche auf Ceylon, beson- ders im Lande Mature angetroffen werden, findet man in Thälern und am Fuße der Berge in einer Mi- schung von Erde und fettem Thon. Oft findet man verschiedne Arten in einer und derselben Erde und am näm- lichen Orte. Manchmal werden sie auch durch starken Regen oder herabströmendes Wasser von den Bergen herunter gespült, und alsdann in der Ebene auf der Oberfläche gefunden. An einigen Stellen findet man Steine ohne viele Mühe ein, zwey oder drey Fuß tief unter der Erde, dagegen man nach andern zwanzig und mehr Fuß tief graben kann. Die ausgegrabe- ne Erde legt man in einen großen Rohrkorb, und schlämmt sie, da denn die Steine zum Vorschein kommen.
Das Graben der Edelsteine in den um Mature liegenden Districten, wird jährlich im August für Rech- nung der holländisch ostindischen Compagnie an den Meistbietenden verpachtet. Für die Jahre 1777 und 1778 hat ein Mohr diese Pacht für hundert und achtzig Reichsthaler gehabt. Das Land, welches zum Graben der Steine verpachtet wird, liegt nicht immer in einer Strecke, sondern man sucht verschiedene Stücke Landes die hin und wieder zerstreut liegen, und wovon man ge- funden hat, daß sie Edelsteine enthalten, dazu aus. Ehe die Verpachtung geschieht, werden diese Plätze von Committirten der Compagnie besichtigt. Zu solchen
Stücken
Vierte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
ſeyn, nicht nur deswegen, weil ſie weit mehr, als ſie gewoͤhnlich werth ſind, dafuͤr fordern, ſondern auch, weil ſie den Kaͤufer oft mit Glasfluͤſſen und daraus ge- ſchliffnen Steinen betruͤgen, die ſie ſo ſchoͤn und kuͤnſt- lich zu machen wiſſen, daß der, welcher nicht ein guter Kenner iſt, ſich leicht taͤuſchen laͤßt.
Alle dieſe Edelſteine, welche auf Ceylon, beſon- ders im Lande Mature angetroffen werden, findet man in Thaͤlern und am Fuße der Berge in einer Mi- ſchung von Erde und fettem Thon. Oft findet man verſchiedne Arten in einer und derſelben Erde und am naͤm- lichen Orte. Manchmal werden ſie auch durch ſtarken Regen oder herabſtroͤmendes Waſſer von den Bergen herunter geſpuͤlt, und alsdann in der Ebene auf der Oberflaͤche gefunden. An einigen Stellen findet man Steine ohne viele Muͤhe ein, zwey oder drey Fuß tief unter der Erde, dagegen man nach andern zwanzig und mehr Fuß tief graben kann. Die ausgegrabe- ne Erde legt man in einen großen Rohrkorb, und ſchlaͤmmt ſie, da denn die Steine zum Vorſchein kommen.
Das Graben der Edelſteine in den um Mature liegenden Diſtricten, wird jaͤhrlich im Auguſt fuͤr Rech- nung der hollaͤndiſch oſtindiſchen Compagnie an den Meiſtbietenden verpachtet. Fuͤr die Jahre 1777 und 1778 hat ein Mohr dieſe Pacht fuͤr hundert und achtzig Reichsthaler gehabt. Das Land, welches zum Graben der Steine verpachtet wird, liegt nicht immer in einer Strecke, ſondern man ſucht verſchiedene Stuͤcke Landes die hin und wieder zerſtreut liegen, und wovon man ge- funden hat, daß ſie Edelſteine enthalten, dazu aus. Ehe die Verpachtung geſchieht, werden dieſe Plaͤtze von Committirten der Compagnie beſichtigt. Zu ſolchen
Stuͤcken
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Vierte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
ſeyn, nicht nur deswegen, weil ſie weit mehr, als
ſie gewoͤhnlich werth ſind, dafuͤr fordern, ſondern auch,
weil ſie den Kaͤufer oft mit Glasfluͤſſen und daraus ge-
ſchliffnen Steinen betruͤgen, die ſie ſo ſchoͤn und kuͤnſt-
lich zu machen wiſſen, daß der, welcher nicht ein guter
Kenner iſt, ſich leicht taͤuſchen laͤßt.
Alle dieſe Edelſteine, welche auf Ceylon, beſon-
ders im Lande Mature angetroffen werden, findet
man in Thaͤlern und am Fuße der Berge in einer Mi-
ſchung von Erde und fettem Thon. Oft findet man
verſchiedne Arten in einer und derſelben Erde und am naͤm-
lichen Orte. Manchmal werden ſie auch durch ſtarken
Regen oder herabſtroͤmendes Waſſer von den Bergen
herunter geſpuͤlt, und alsdann in der Ebene auf der
Oberflaͤche gefunden. An einigen Stellen findet man
Steine ohne viele Muͤhe ein, zwey oder drey Fuß tief
unter der Erde, dagegen man nach andern zwanzig
und mehr Fuß tief graben kann. Die ausgegrabe-
ne Erde legt man in einen großen Rohrkorb, und
ſchlaͤmmt ſie, da denn die Steine zum Vorſchein kommen.
Das Graben der Edelſteine in den um Mature
liegenden Diſtricten, wird jaͤhrlich im Auguſt fuͤr Rech-
nung der hollaͤndiſch oſtindiſchen Compagnie an den
Meiſtbietenden verpachtet. Fuͤr die Jahre 1777 und
1778 hat ein Mohr dieſe Pacht fuͤr hundert und achtzig
Reichsthaler gehabt. Das Land, welches zum Graben
der Steine verpachtet wird, liegt nicht immer in einer
Strecke, ſondern man ſucht verſchiedene Stuͤcke Landes
die hin und wieder zerſtreut liegen, und wovon man ge-
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Ehe die Verpachtung geſchieht, werden dieſe Plaͤtze von
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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