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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Botanische Nachrichten von Ceylon.

Man hat auf Ceylon auch eine Art Ipecacuanha,
welche die Einwohner Binnuge nennen. Die Wurzel
ist ein sehr gutes Brechmittel, aber von der amerikani-
schen sehr unterschieden. Man soll sie in den Hospitä-
lern zu Columbo, Gale, Mature und Jafna mit
Nutzen gebraucht haben. Die Dosis davon muß et-
was größer, als von der gewöhnlichen seyn. Man
zeigte mir zwey Arten, die eine ist weiß und heißt
Elle Binnuge; die andere sieht roth aus, und heißt
Rat Binnuge. Diese letztere wird für die beste ausge-
geben; die weiße ist fein und etwas faserig, die rothe
etwas dicker. Beyde sind ebenfalls Gattungen der
Schlingen, und kriechen entweder auf den Sandebnen
fort, oder schlängeln sich an den Büschen hinauf,
welche in dem lockern Sandboden wachsen.

Der Stinkbaum, bey den Holländern Strunt-
hout
(Struntholz), bey den Ceylonern Urenne, alles
Namen, die diesem Baume von seinem widrigen Ge-
ruche gegeben sind, wächst auf Ceylon häufig. Der
Geruch, welcher sich in dem dicken Holze und den
großen Zweigen aufhält, ist dem von Menschenkoth so
ähnlich, daß man nicht den geringsten Unterschied mer-
ken kann. Wenn das Holz geraspelt, und die Späne
mit Wasser angefeucht werden, ist der Gestank ganz
unerträglich. Demungeachtet gebrauchen die Ceylo-
ner es innerlich als ein heilsames Mittel: Fein geschabt
und mit Citronensaft vermischt, nehmen sie es, als
eine blutreinigende Arzney gegen die Krätze, und an-
dere langwierige Arten von Ausschlag, ein, schmieren
sich auch äußerlich damit. Ich gab mir viel Mühe,
Blumen von diesem Baume zu bekommen, um be-
stimmen zu können, zu welchem Geschlechte er gehöre;
aber umsonst. Die Ceyloner, welche ich in dieser

Botaniſche Nachrichten von Ceylon.

Man hat auf Ceylon auch eine Art Ipecacuanha,
welche die Einwohner Binnuge nennen. Die Wurzel
iſt ein ſehr gutes Brechmittel, aber von der amerikani-
ſchen ſehr unterſchieden. Man ſoll ſie in den Hoſpitaͤ-
lern zu Columbo, Gale, Mature und Jafna mit
Nutzen gebraucht haben. Die Doſis davon muß et-
was groͤßer, als von der gewoͤhnlichen ſeyn. Man
zeigte mir zwey Arten, die eine iſt weiß und heißt
Elle Binnuge; die andere ſieht roth aus, und heißt
Rat Binnuge. Dieſe letztere wird fuͤr die beſte ausge-
geben; die weiße iſt fein und etwas faſerig, die rothe
etwas dicker. Beyde ſind ebenfalls Gattungen der
Schlingen, und kriechen entweder auf den Sandebnen
fort, oder ſchlaͤngeln ſich an den Buͤſchen hinauf,
welche in dem lockern Sandboden wachſen.

Der Stinkbaum, bey den Hollaͤndern Strunt-
hout
(Struntholz), bey den Ceylonern Urenne, alles
Namen, die dieſem Baume von ſeinem widrigen Ge-
ruche gegeben ſind, waͤchſt auf Ceylon haͤufig. Der
Geruch, welcher ſich in dem dicken Holze und den
großen Zweigen aufhaͤlt, iſt dem von Menſchenkoth ſo
aͤhnlich, daß man nicht den geringſten Unterſchied mer-
ken kann. Wenn das Holz geraſpelt, und die Spaͤne
mit Waſſer angefeucht werden, iſt der Geſtank ganz
unertraͤglich. Demungeachtet gebrauchen die Ceylo-
ner es innerlich als ein heilſames Mittel: Fein geſchabt
und mit Citronenſaft vermiſcht, nehmen ſie es, als
eine blutreinigende Arzney gegen die Kraͤtze, und an-
dere langwierige Arten von Ausſchlag, ein, ſchmieren
ſich auch aͤußerlich damit. Ich gab mir viel Muͤhe,
Blumen von dieſem Baume zu bekommen, um be-
ſtimmen zu koͤnnen, zu welchem Geſchlechte er gehoͤre;
aber umſonſt. Die Ceyloner, welche ich in dieſer

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[207/0503] Botaniſche Nachrichten von Ceylon. Man hat auf Ceylon auch eine Art Ipecacuanha, welche die Einwohner Binnuge nennen. Die Wurzel iſt ein ſehr gutes Brechmittel, aber von der amerikani- ſchen ſehr unterſchieden. Man ſoll ſie in den Hoſpitaͤ- lern zu Columbo, Gale, Mature und Jafna mit Nutzen gebraucht haben. Die Doſis davon muß et- was groͤßer, als von der gewoͤhnlichen ſeyn. Man zeigte mir zwey Arten, die eine iſt weiß und heißt Elle Binnuge; die andere ſieht roth aus, und heißt Rat Binnuge. Dieſe letztere wird fuͤr die beſte ausge- geben; die weiße iſt fein und etwas faſerig, die rothe etwas dicker. Beyde ſind ebenfalls Gattungen der Schlingen, und kriechen entweder auf den Sandebnen fort, oder ſchlaͤngeln ſich an den Buͤſchen hinauf, welche in dem lockern Sandboden wachſen. Der Stinkbaum, bey den Hollaͤndern Strunt- hout (Struntholz), bey den Ceylonern Urenne, alles Namen, die dieſem Baume von ſeinem widrigen Ge- ruche gegeben ſind, waͤchſt auf Ceylon haͤufig. Der Geruch, welcher ſich in dem dicken Holze und den großen Zweigen aufhaͤlt, iſt dem von Menſchenkoth ſo aͤhnlich, daß man nicht den geringſten Unterſchied mer- ken kann. Wenn das Holz geraſpelt, und die Spaͤne mit Waſſer angefeucht werden, iſt der Geſtank ganz unertraͤglich. Demungeachtet gebrauchen die Ceylo- ner es innerlich als ein heilſames Mittel: Fein geſchabt und mit Citronenſaft vermiſcht, nehmen ſie es, als eine blutreinigende Arzney gegen die Kraͤtze, und an- dere langwierige Arten von Ausſchlag, ein, ſchmieren ſich auch aͤußerlich damit. Ich gab mir viel Muͤhe, Blumen von dieſem Baume zu bekommen, um be- ſtimmen zu koͤnnen, zu welchem Geſchlechte er gehoͤre; aber umſonſt. Die Ceyloner, welche ich in dieſer

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/503>, abgerufen am 26.06.2024.