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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Vierte Abtheilung. Vierter Abschnitt.
weiß, findet sie sich weder in der Gegend dieser Stadt, noch
auf der ganzen Insel, sondern sie wird von der malaba-
rischen Küste hieher gebracht; die Klapperschote ist ein
annuelles Gewächs, dessen Wurzel daher keine medici-
nische Kraft besitzen kann. Der Fischkörnermohnsaa-
men ist ein in den Wäldern allenthalben wachsendes
Rankengewächs, dessen Wurzel ich verschiedne mal
habe ausgraben lassen; ich fand aber keine Aehnlichkeit
mit der Columbowurzel, weder im Geschmack, noch
in der Größe, noch im äußern Ansehen; vielmehr ist sie
sehr dünne und lang, und hat erhobne Streifen.

Die weitschweifige Boerhaavie (Boerhavia dif-
fusa
) wird hier Jan Lopes genannt. Man muß sie
aber nicht mit der Lopeswurzel (Radix Lopes) verwech-
seln. Diese letztere wird von der malabarischen Küste
hieher gebracht; dies Jahr wurden für Rechnung der
Compagnie ungefehr dreyhundert Pfund davon nach
Europa geschickt.

Die Moringawurzel (Radix Moringa) mit langem
Pfeffer (Piper longum) gestoßen wird, wie bey uns
Senfteich, aufgelegt, um Blasen zu ziehen.

Sacsanda und Jermus sind zwey unter den cey-
lonschen Aerzten sehr berühmte Gewächse. Sie sind
in mehreren Rücksichten verschieden. Das erstere ist
die ostindische Osterluzey (Aristolochia indica) deren
Wurzel in Branntwein gelegt bitter ist, den Magen
stärkt und die Blähungen vertreibt. Das letztere
wächst in Ueberfluß, sowohl in den Sandebnen bey Co-
lumbo
, als um Mature und andrer Orten. Die Ge-
stalt desselben zeigt hinreichend, daß sie zu der Ord-
nung der Contortae gehört, und aller Wahrscheinlich-
keit nach eine Gattung der Schlingen (Periploca) ist,
welche eine giftige und reinigende Wurzel haben.


Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
weiß, findet ſie ſich weder in der Gegend dieſer Stadt, noch
auf der ganzen Inſel, ſondern ſie wird von der malaba-
riſchen Kuͤſte hieher gebracht; die Klapperſchote iſt ein
annuelles Gewaͤchs, deſſen Wurzel daher keine medici-
niſche Kraft beſitzen kann. Der Fiſchkoͤrnermohnſaa-
men iſt ein in den Waͤldern allenthalben wachſendes
Rankengewaͤchs, deſſen Wurzel ich verſchiedne mal
habe ausgraben laſſen; ich fand aber keine Aehnlichkeit
mit der Columbowurzel, weder im Geſchmack, noch
in der Groͤße, noch im aͤußern Anſehen; vielmehr iſt ſie
ſehr duͤnne und lang, und hat erhobne Streifen.

Die weitſchweifige Boerhaavie (Boerhavia dif-
fuſa
) wird hier Jan Lopes genannt. Man muß ſie
aber nicht mit der Lopeswurzel (Radix Lopes) verwech-
ſeln. Dieſe letztere wird von der malabariſchen Kuͤſte
hieher gebracht; dies Jahr wurden fuͤr Rechnung der
Compagnie ungefehr dreyhundert Pfund davon nach
Europa geſchickt.

Die Moringawurzel (Radix Moringa) mit langem
Pfeffer (Piper longum) geſtoßen wird, wie bey uns
Senfteich, aufgelegt, um Blaſen zu ziehen.

Sacſanda und Jermus ſind zwey unter den cey-
lonſchen Aerzten ſehr beruͤhmte Gewaͤchſe. Sie ſind
in mehreren Ruͤckſichten verſchieden. Das erſtere iſt
die oſtindiſche Oſterluzey (Ariſtolochia indica) deren
Wurzel in Branntwein gelegt bitter iſt, den Magen
ſtaͤrkt und die Blaͤhungen vertreibt. Das letztere
waͤchſt in Ueberfluß, ſowohl in den Sandebnen bey Co-
lumbo
, als um Mature und andrer Orten. Die Ge-
ſtalt deſſelben zeigt hinreichend, daß ſie zu der Ord-
nung der Contortae gehoͤrt, und aller Wahrſcheinlich-
keit nach eine Gattung der Schlingen (Periploca) iſt,
welche eine giftige und reinigende Wurzel haben.


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[206/0502] Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. weiß, findet ſie ſich weder in der Gegend dieſer Stadt, noch auf der ganzen Inſel, ſondern ſie wird von der malaba- riſchen Kuͤſte hieher gebracht; die Klapperſchote iſt ein annuelles Gewaͤchs, deſſen Wurzel daher keine medici- niſche Kraft beſitzen kann. Der Fiſchkoͤrnermohnſaa- men iſt ein in den Waͤldern allenthalben wachſendes Rankengewaͤchs, deſſen Wurzel ich verſchiedne mal habe ausgraben laſſen; ich fand aber keine Aehnlichkeit mit der Columbowurzel, weder im Geſchmack, noch in der Groͤße, noch im aͤußern Anſehen; vielmehr iſt ſie ſehr duͤnne und lang, und hat erhobne Streifen. Die weitſchweifige Boerhaavie (Boerhavia dif- fuſa) wird hier Jan Lopes genannt. Man muß ſie aber nicht mit der Lopeswurzel (Radix Lopes) verwech- ſeln. Dieſe letztere wird von der malabariſchen Kuͤſte hieher gebracht; dies Jahr wurden fuͤr Rechnung der Compagnie ungefehr dreyhundert Pfund davon nach Europa geſchickt. Die Moringawurzel (Radix Moringa) mit langem Pfeffer (Piper longum) geſtoßen wird, wie bey uns Senfteich, aufgelegt, um Blaſen zu ziehen. Sacſanda und Jermus ſind zwey unter den cey- lonſchen Aerzten ſehr beruͤhmte Gewaͤchſe. Sie ſind in mehreren Ruͤckſichten verſchieden. Das erſtere iſt die oſtindiſche Oſterluzey (Ariſtolochia indica) deren Wurzel in Branntwein gelegt bitter iſt, den Magen ſtaͤrkt und die Blaͤhungen vertreibt. Das letztere waͤchſt in Ueberfluß, ſowohl in den Sandebnen bey Co- lumbo, als um Mature und andrer Orten. Die Ge- ſtalt deſſelben zeigt hinreichend, daß ſie zu der Ord- nung der Contortae gehoͤrt, und aller Wahrſcheinlich- keit nach eine Gattung der Schlingen (Periploca) iſt, welche eine giftige und reinigende Wurzel haben.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/502>, abgerufen am 18.06.2024.