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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Von den Kokosnüssen
nicht ein einziger Halm Gras würde wachsen können.
Die Blätter dieses Baums bindet man um den Stamm,
und bedient sich ihrer alsdann statt einer Leiter, um
hinauf zu steigen, und die Früchte abzunehmen. Auch
sah ich an verschiedenen Orten einen Strick zwischen
zwey Bäumen befestigt, auf welchem die Ceyloner von
dem einen Baum zum andern gehen. -- Die Kokosnüsse
sind bekanntlich die tägliche Nahrung der Indier.
Nächst diesem Gebrauch preßt man aber auch eine
große Menge Oel daraus. Die Nuß wird zu dem
Ende, so wie sie vom Baume kommt, zwischen zwey
Cylindern zerquetscht. So lange das Oel frisch ist, ist
es sehr milde, und wird sowohl von den Europäern,
als von den Indianern ans Essen, in den Lampen, und zu
anderm Behufe gebraucht. Aus der faserigen Be-
kleidung, welche die Nüsse umgiebt, werden überall
Taue und Seile, selbst zum Gebrauch auf den Schif-
fen gemacht, und zwar, welches ich nicht für möglich
gehalten hatte, dicke Kabeltaue für die holländischen
Schiffe. Die Stämme selbst gebraucht man hier beym
Wasserbau zu Pfählen, und man versicherte mich, daß
sie hundert Jahre ausdauern können ohne zu faulen,
wiewohl mir dies kaum glaublich scheint.

Maldivische Kokosnüsse, oder sogenannte See-
kalappen (Zeekalappers) bekommt der hiesige Gouver-
neur nebst andern Geschenken, durch Abgeordnete, all-
jährlich von den maldivischen Inseln zugeschickt. Sie
haben mit den gewöhnlichen Kokosnüssen große Aehn-
lichkeit, der Kern aber, wird als ein wirksames Ge-
gengift, und als ein gutes Arzeneymittel gegen die rothe
Ruhr, die fallende Sucht und den Schlagfluß gerühmt;
man nimmt ein halbes bis zum ganzen Quentchen da-
von ein. Im Garten des Gouverneurs zu Paß, sah

Von den Kokosnuͤſſen
nicht ein einziger Halm Gras wuͤrde wachſen koͤnnen.
Die Blaͤtter dieſes Baums bindet man um den Stamm,
und bedient ſich ihrer alsdann ſtatt einer Leiter, um
hinauf zu ſteigen, und die Fruͤchte abzunehmen. Auch
ſah ich an verſchiedenen Orten einen Strick zwiſchen
zwey Baͤumen befeſtigt, auf welchem die Ceyloner von
dem einen Baum zum andern gehen. — Die Kokosnuͤſſe
ſind bekanntlich die taͤgliche Nahrung der Indier.
Naͤchſt dieſem Gebrauch preßt man aber auch eine
große Menge Oel daraus. Die Nuß wird zu dem
Ende, ſo wie ſie vom Baume kommt, zwiſchen zwey
Cylindern zerquetſcht. So lange das Oel friſch iſt, iſt
es ſehr milde, und wird ſowohl von den Europaͤern,
als von den Indianern ans Eſſen, in den Lampen, und zu
anderm Behufe gebraucht. Aus der faſerigen Be-
kleidung, welche die Nuͤſſe umgiebt, werden uͤberall
Taue und Seile, ſelbſt zum Gebrauch auf den Schif-
fen gemacht, und zwar, welches ich nicht fuͤr moͤglich
gehalten hatte, dicke Kabeltaue fuͤr die hollaͤndiſchen
Schiffe. Die Staͤmme ſelbſt gebraucht man hier beym
Waſſerbau zu Pfaͤhlen, und man verſicherte mich, daß
ſie hundert Jahre ausdauern koͤnnen ohne zu faulen,
wiewohl mir dies kaum glaublich ſcheint.

Maldiviſche Kokosnuͤſſe, oder ſogenannte See-
kalappen (Zeekalappers) bekommt der hieſige Gouver-
neur nebſt andern Geſchenken, durch Abgeordnete, all-
jaͤhrlich von den maldiviſchen Inſeln zugeſchickt. Sie
haben mit den gewoͤhnlichen Kokosnuͤſſen große Aehn-
lichkeit, der Kern aber, wird als ein wirkſames Ge-
gengift, und als ein gutes Arzeneymittel gegen die rothe
Ruhr, die fallende Sucht und den Schlagfluß geruͤhmt;
man nimmt ein halbes bis zum ganzen Quentchen da-
von ein. Im Garten des Gouverneurs zu Paß, ſah

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[203/0499] Von den Kokosnuͤſſen nicht ein einziger Halm Gras wuͤrde wachſen koͤnnen. Die Blaͤtter dieſes Baums bindet man um den Stamm, und bedient ſich ihrer alsdann ſtatt einer Leiter, um hinauf zu ſteigen, und die Fruͤchte abzunehmen. Auch ſah ich an verſchiedenen Orten einen Strick zwiſchen zwey Baͤumen befeſtigt, auf welchem die Ceyloner von dem einen Baum zum andern gehen. — Die Kokosnuͤſſe ſind bekanntlich die taͤgliche Nahrung der Indier. Naͤchſt dieſem Gebrauch preßt man aber auch eine große Menge Oel daraus. Die Nuß wird zu dem Ende, ſo wie ſie vom Baume kommt, zwiſchen zwey Cylindern zerquetſcht. So lange das Oel friſch iſt, iſt es ſehr milde, und wird ſowohl von den Europaͤern, als von den Indianern ans Eſſen, in den Lampen, und zu anderm Behufe gebraucht. Aus der faſerigen Be- kleidung, welche die Nuͤſſe umgiebt, werden uͤberall Taue und Seile, ſelbſt zum Gebrauch auf den Schif- fen gemacht, und zwar, welches ich nicht fuͤr moͤglich gehalten hatte, dicke Kabeltaue fuͤr die hollaͤndiſchen Schiffe. Die Staͤmme ſelbſt gebraucht man hier beym Waſſerbau zu Pfaͤhlen, und man verſicherte mich, daß ſie hundert Jahre ausdauern koͤnnen ohne zu faulen, wiewohl mir dies kaum glaublich ſcheint. Maldiviſche Kokosnuͤſſe, oder ſogenannte See- kalappen (Zeekalappers) bekommt der hieſige Gouver- neur nebſt andern Geſchenken, durch Abgeordnete, all- jaͤhrlich von den maldiviſchen Inſeln zugeſchickt. Sie haben mit den gewoͤhnlichen Kokosnuͤſſen große Aehn- lichkeit, der Kern aber, wird als ein wirkſames Ge- gengift, und als ein gutes Arzeneymittel gegen die rothe Ruhr, die fallende Sucht und den Schlagfluß geruͤhmt; man nimmt ein halbes bis zum ganzen Quentchen da- von ein. Im Garten des Gouverneurs zu Paß, ſah

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/499>, abgerufen am 22.11.2024.