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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Vierte Abtheilung. Zweyter Abschnitt.

In Ceylon findet man eine eigne Art Eichhorn
(Sciurus ceilanicus), das von den Einwohnern Rockia
oder Ruckia genannt wird. Auf dem Rücken und an
den Seiten ist es schwarz, unterm Bauche gelblich. Der
Schwanz ist auch schwarz, und länger als der ganze Kör-
per. Von Größe ist es wie eine Katze, aber schlan-
ker. Es läßt sich leicht zähmen, und man findet dies
Thierchen auch in vielen Häusern zahm. Ehe Pennant
diese Gattung des Eichhorns beschrieb, war sie in Eu-
ropa
gänzlich unbekannt.

Stachelschweine (Hystrix) halten sich in den Wäl-
dern häufig auf. Die Holländer jagen dies Thier oft
mit Hunden, da denn den Hunden, wenn sie allzu hitzig
darauf losgehen, die scharfen Stacheln im Leibe sitzen blei-
ben, so daß sie nicht selten das Leben dabey einbüßen.
Das Stachelschwein macht seine Wohnung in der Erde
und der Eingang zu seiner Höhle ist nicht größer, als
daß ein mittelmäßig großer Jagdhund hineinkriechen,
und das Thier durch eine andere Oeffnung derselben
Höhle hinausjagen kann. Die Art, wie es für seine
Jungen Wasser holt, ist merkwürdig. Die Stacheln
am Schwanze sind hohl und am Ende offen, und es
kann sie beugen. Hiedurch ist es im Stande, sie mit
Wasser anzufüllen, das es hernach in seiner Höhle für
die Jungen herauslaufen läßt. Wenigstens hat man
mir so erzählt. Im Magen dieses Thieres findet man
oft Bezoarsteine, die man hier zu feinem Pulver zerreibet
und in allerhand Krankheiten braucht. Diese Steine
bestehen aus sehr feinen Haaren, die sich mit den Säf-
ten des Magens fest zusammengesetzt haben, und zwar
schicht- oder lagenweise in der Runde über einander, so
daß sie aus mehreren Ringen von ungleicher Farbe be-

Vierte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.

In Ceylon findet man eine eigne Art Eichhorn
(Sciurus ceilanicus), das von den Einwohnern Rockia
oder Ruckia genannt wird. Auf dem Ruͤcken und an
den Seiten iſt es ſchwarz, unterm Bauche gelblich. Der
Schwanz iſt auch ſchwarz, und laͤnger als der ganze Koͤr-
per. Von Groͤße iſt es wie eine Katze, aber ſchlan-
ker. Es laͤßt ſich leicht zaͤhmen, und man findet dies
Thierchen auch in vielen Haͤuſern zahm. Ehe Pennant
dieſe Gattung des Eichhorns beſchrieb, war ſie in Eu-
ropa
gaͤnzlich unbekannt.

Stachelſchweine (Hyſtrix) halten ſich in den Waͤl-
dern haͤufig auf. Die Hollaͤnder jagen dies Thier oft
mit Hunden, da denn den Hunden, wenn ſie allzu hitzig
darauf losgehen, die ſcharfen Stacheln im Leibe ſitzen blei-
ben, ſo daß ſie nicht ſelten das Leben dabey einbuͤßen.
Das Stachelſchwein macht ſeine Wohnung in der Erde
und der Eingang zu ſeiner Hoͤhle iſt nicht groͤßer, als
daß ein mittelmaͤßig großer Jagdhund hineinkriechen,
und das Thier durch eine andere Oeffnung derſelben
Hoͤhle hinausjagen kann. Die Art, wie es fuͤr ſeine
Jungen Waſſer holt, iſt merkwuͤrdig. Die Stacheln
am Schwanze ſind hohl und am Ende offen, und es
kann ſie beugen. Hiedurch iſt es im Stande, ſie mit
Waſſer anzufuͤllen, das es hernach in ſeiner Hoͤhle fuͤr
die Jungen herauslaufen laͤßt. Wenigſtens hat man
mir ſo erzaͤhlt. Im Magen dieſes Thieres findet man
oft Bezoarſteine, die man hier zu feinem Pulver zerreibet
und in allerhand Krankheiten braucht. Dieſe Steine
beſtehen aus ſehr feinen Haaren, die ſich mit den Saͤf-
ten des Magens feſt zuſammengeſetzt haben, und zwar
ſchicht- oder lagenweiſe in der Runde uͤber einander, ſo
daß ſie aus mehreren Ringen von ungleicher Farbe be-

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[182/0478] Vierte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. In Ceylon findet man eine eigne Art Eichhorn (Sciurus ceilanicus), das von den Einwohnern Rockia oder Ruckia genannt wird. Auf dem Ruͤcken und an den Seiten iſt es ſchwarz, unterm Bauche gelblich. Der Schwanz iſt auch ſchwarz, und laͤnger als der ganze Koͤr- per. Von Groͤße iſt es wie eine Katze, aber ſchlan- ker. Es laͤßt ſich leicht zaͤhmen, und man findet dies Thierchen auch in vielen Haͤuſern zahm. Ehe Pennant dieſe Gattung des Eichhorns beſchrieb, war ſie in Eu- ropa gaͤnzlich unbekannt. Stachelſchweine (Hyſtrix) halten ſich in den Waͤl- dern haͤufig auf. Die Hollaͤnder jagen dies Thier oft mit Hunden, da denn den Hunden, wenn ſie allzu hitzig darauf losgehen, die ſcharfen Stacheln im Leibe ſitzen blei- ben, ſo daß ſie nicht ſelten das Leben dabey einbuͤßen. Das Stachelſchwein macht ſeine Wohnung in der Erde und der Eingang zu ſeiner Hoͤhle iſt nicht groͤßer, als daß ein mittelmaͤßig großer Jagdhund hineinkriechen, und das Thier durch eine andere Oeffnung derſelben Hoͤhle hinausjagen kann. Die Art, wie es fuͤr ſeine Jungen Waſſer holt, iſt merkwuͤrdig. Die Stacheln am Schwanze ſind hohl und am Ende offen, und es kann ſie beugen. Hiedurch iſt es im Stande, ſie mit Waſſer anzufuͤllen, das es hernach in ſeiner Hoͤhle fuͤr die Jungen herauslaufen laͤßt. Wenigſtens hat man mir ſo erzaͤhlt. Im Magen dieſes Thieres findet man oft Bezoarſteine, die man hier zu feinem Pulver zerreibet und in allerhand Krankheiten braucht. Dieſe Steine beſtehen aus ſehr feinen Haaren, die ſich mit den Saͤf- ten des Magens feſt zuſammengeſetzt haben, und zwar ſchicht- oder lagenweiſe in der Runde uͤber einander, ſo daß ſie aus mehreren Ringen von ungleicher Farbe be-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/478>, abgerufen am 25.11.2024.