Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierte Abtheilung. Erster Abschnitt.
Erschrockenheit und Muthlosigkeit des Capitains be-
merkte, das Commando nahm, und eine Wendung
machen ließ, wodurch das sehr tief gehende Schiff in-
nerhalb wenig Minuten in tieferes Wasser gesetzt, und
wir alle der Gefahr glücklich entrissen wurden.

Am folgenden Tage kam von Europa das seelän-
dische Schiff Wilhelm der Fünfte, und einige Tage
nachher das Schiff Loo von Amsterdam, allhier an.

Sobald wir die Anker geworfen hatten, schickte
ich meine Empfehlungsschreiben nach Columbo, und
eilte bald darauf selbst ans Land.

In der Stadt machte ich zuerst dem Gouverneur
Falk die Aufwartung. Dieser Herr ist ein gelehrter
und verständiger Mann, und zugleich der uneigen-
nützigste von allen Beamten der Compagnie, die ich
kenne. Er ist auf Ceylon gebohren, und hat zu
Utrecht studirt. Der Generalgeuverneur van der
Parra
, hat ihn zu diesem Dienste befördert, dessen er
sich auch in jedem Betrachte völlig würdig bezeigt.

Ausser vielen andern, die mir hier Freundschaft
erwiesen, muß ich vorzüglich Herrn van Sluysken rüh-
men. Man nennt ihn hier gewöhnlich Capitain Ka-
neel
(Zimmt-Capitain), weil alle, die den Kaneel (oder
Zimmt) schälen und liefern, unter seinem Befehl ste-
hen. Bey diesem war ich gewöhnlich zwey bis dreymal
in der Woche zu Gaste, und fand bey ihm allemal eine
muntere Gesellschaft.

Ferner machte ich hier die Bekanntschaft zweyer
würdiger Landsleute, Baron von Albedyl, der Offi-
cier bey der hiesigen Garnison war, und Herr van Keu-
len
, eigentlich Kjellin, welcher sich hier als Bürger
niedergelassen hatte, und ausgebreitete, einträgliche
Handlung auf der Küste Koromandel trieb. Auch

Vierte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Erſchrockenheit und Muthloſigkeit des Capitains be-
merkte, das Commando nahm, und eine Wendung
machen ließ, wodurch das ſehr tief gehende Schiff in-
nerhalb wenig Minuten in tieferes Waſſer geſetzt, und
wir alle der Gefahr gluͤcklich entriſſen wurden.

Am folgenden Tage kam von Europa das ſeelaͤn-
diſche Schiff Wilhelm der Fuͤnfte, und einige Tage
nachher das Schiff Loo von Amſterdam, allhier an.

Sobald wir die Anker geworfen hatten, ſchickte
ich meine Empfehlungsſchreiben nach Columbo, und
eilte bald darauf ſelbſt ans Land.

In der Stadt machte ich zuerſt dem Gouverneur
Falk die Aufwartung. Dieſer Herr iſt ein gelehrter
und verſtaͤndiger Mann, und zugleich der uneigen-
nuͤtzigſte von allen Beamten der Compagnie, die ich
kenne. Er iſt auf Ceylon gebohren, und hat zu
Utrecht ſtudirt. Der Generalgeuverneur van der
Parra
, hat ihn zu dieſem Dienſte befoͤrdert, deſſen er
ſich auch in jedem Betrachte voͤllig wuͤrdig bezeigt.

Auſſer vielen andern, die mir hier Freundſchaft
erwieſen, muß ich vorzuͤglich Herrn van Sluyſken ruͤh-
men. Man nennt ihn hier gewoͤhnlich Capitain Ka-
neel
(Zimmt-Capitain), weil alle, die den Kaneel (oder
Zimmt) ſchaͤlen und liefern, unter ſeinem Befehl ſte-
hen. Bey dieſem war ich gewoͤhnlich zwey bis dreymal
in der Woche zu Gaſte, und fand bey ihm allemal eine
muntere Geſellſchaft.

Ferner machte ich hier die Bekanntſchaft zweyer
wuͤrdiger Landsleute, Baron von Albedyl, der Offi-
cier bey der hieſigen Garniſon war, und Herr van Keu-
len
, eigentlich Kjellin, welcher ſich hier als Buͤrger
niedergelaſſen hatte, und ausgebreitete, eintraͤgliche
Handlung auf der Kuͤſte Koromandel trieb. Auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0462" n="166"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierte Abtheilung. Er&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
Er&#x017F;chrockenheit und Muthlo&#x017F;igkeit des Capitains be-<lb/>
merkte, das Commando nahm, und eine Wendung<lb/>
machen ließ, wodurch das &#x017F;ehr tief gehende Schiff in-<lb/>
nerhalb wenig Minuten in tieferes Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;etzt, und<lb/>
wir alle der Gefahr glu&#x0364;cklich entri&#x017F;&#x017F;en wurden.</p><lb/>
            <p>Am folgenden Tage kam von <placeName>Europa</placeName> das &#x017F;eela&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;che Schiff Wilhelm der Fu&#x0364;nfte, und einige Tage<lb/>
nachher das Schiff Loo von <placeName>Am&#x017F;terdam</placeName>, allhier an.</p><lb/>
            <p>Sobald wir die Anker geworfen hatten, &#x017F;chickte<lb/>
ich meine Empfehlungs&#x017F;chreiben nach <placeName>Columbo</placeName>, und<lb/>
eilte bald darauf &#x017F;elb&#x017F;t ans Land.</p><lb/>
            <p>In der Stadt machte ich zuer&#x017F;t dem Gouverneur<lb/><persName>Falk</persName> die Aufwartung. Die&#x017F;er Herr i&#x017F;t ein gelehrter<lb/>
und ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Mann, und zugleich der uneigen-<lb/>
nu&#x0364;tzig&#x017F;te von allen Beamten der Compagnie, die ich<lb/>
kenne. Er i&#x017F;t auf <placeName>Ceylon</placeName> gebohren, und hat zu<lb/><placeName>Utrecht</placeName> &#x017F;tudirt. Der Generalgeuverneur <persName>van der<lb/>
Parra</persName>, hat ihn zu die&#x017F;em Dien&#x017F;te befo&#x0364;rdert, de&#x017F;&#x017F;en er<lb/>
&#x017F;ich auch in jedem Betrachte vo&#x0364;llig wu&#x0364;rdig bezeigt.</p><lb/>
            <p>Au&#x017F;&#x017F;er vielen andern, die mir hier Freund&#x017F;chaft<lb/>
erwie&#x017F;en, muß ich vorzu&#x0364;glich Herrn <persName>van Sluy&#x017F;ken</persName> ru&#x0364;h-<lb/>
men. Man nennt ihn hier gewo&#x0364;hnlich <persName>Capitain Ka-<lb/>
neel</persName> (<persName>Zimmt-Capitain</persName>), weil alle, die den Kaneel (oder<lb/>
Zimmt) &#x017F;cha&#x0364;len und liefern, unter &#x017F;einem Befehl &#x017F;te-<lb/>
hen. Bey die&#x017F;em war ich gewo&#x0364;hnlich zwey bis dreymal<lb/>
in der Woche zu Ga&#x017F;te, und fand bey ihm allemal eine<lb/>
muntere Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft.</p><lb/>
            <p>Ferner machte ich hier die Bekannt&#x017F;chaft zweyer<lb/>
wu&#x0364;rdiger Landsleute, Baron von <placeName>Albedyl</placeName>, der Offi-<lb/>
cier bey der hie&#x017F;igen Garni&#x017F;on war, und Herr <persName>van Keu-<lb/>
len</persName>, eigentlich <persName>Kjellin</persName>, welcher &#x017F;ich hier als Bu&#x0364;rger<lb/>
niedergela&#x017F;&#x017F;en hatte, und ausgebreitete, eintra&#x0364;gliche<lb/>
Handlung auf der Ku&#x0364;&#x017F;te Koromandel trieb. Auch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0462] Vierte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. Erſchrockenheit und Muthloſigkeit des Capitains be- merkte, das Commando nahm, und eine Wendung machen ließ, wodurch das ſehr tief gehende Schiff in- nerhalb wenig Minuten in tieferes Waſſer geſetzt, und wir alle der Gefahr gluͤcklich entriſſen wurden. Am folgenden Tage kam von Europa das ſeelaͤn- diſche Schiff Wilhelm der Fuͤnfte, und einige Tage nachher das Schiff Loo von Amſterdam, allhier an. Sobald wir die Anker geworfen hatten, ſchickte ich meine Empfehlungsſchreiben nach Columbo, und eilte bald darauf ſelbſt ans Land. In der Stadt machte ich zuerſt dem Gouverneur Falk die Aufwartung. Dieſer Herr iſt ein gelehrter und verſtaͤndiger Mann, und zugleich der uneigen- nuͤtzigſte von allen Beamten der Compagnie, die ich kenne. Er iſt auf Ceylon gebohren, und hat zu Utrecht ſtudirt. Der Generalgeuverneur van der Parra, hat ihn zu dieſem Dienſte befoͤrdert, deſſen er ſich auch in jedem Betrachte voͤllig wuͤrdig bezeigt. Auſſer vielen andern, die mir hier Freundſchaft erwieſen, muß ich vorzuͤglich Herrn van Sluyſken ruͤh- men. Man nennt ihn hier gewoͤhnlich Capitain Ka- neel (Zimmt-Capitain), weil alle, die den Kaneel (oder Zimmt) ſchaͤlen und liefern, unter ſeinem Befehl ſte- hen. Bey dieſem war ich gewoͤhnlich zwey bis dreymal in der Woche zu Gaſte, und fand bey ihm allemal eine muntere Geſellſchaft. Ferner machte ich hier die Bekanntſchaft zweyer wuͤrdiger Landsleute, Baron von Albedyl, der Offi- cier bey der hieſigen Garniſon war, und Herr van Keu- len, eigentlich Kjellin, welcher ſich hier als Buͤrger niedergelaſſen hatte, und ausgebreitete, eintraͤgliche Handlung auf der Kuͤſte Koromandel trieb. Auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/462
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/462>, abgerufen am 02.06.2024.