ein Krankenschiff eingerichtet, da denn sowohl in diesem als im folgenden Jahre die Anzahl am allergrößten gewesen ist.
Um meinen Endzweck, nach Ceilon zu reisen, zu errei- chen, wurde ich auf mein Ansuchen zum ersten Wund- arzte auf einem nach dieser Insel bestimmten Schiffe angenommen, nachdem sowohl Herr Radermacher als mein Wirth, Doctor Hoffmann, durch das Anerbie- ten, mir eine vortheilhafte Stelle zu Batavia zu ver- schaffen, verschiedne Versuche gemacht hatten, die mich wohl hätten reizen können, hier zu bleiben. Zwar konnte ich die Hitze sehr gut vertragen, und befand mich auch übrigens unter diesem so warmen und für die Eu- ropäer so ungesunden Himmelsstriche sehr wohl. Aber es ist hier doch beschwerlich und sehr lästig seine Ge- schäfte zu verrichten, und die Liebe zu meinem Vater- lande machte mich gegen alle andre Vorstellungen taub, selbst zu einer Zeit, da ich noch kein Glück für mich in demselben vorhersehen konnte.
Ehe das Schiff seine völlige Ladung eingenom- men hatte, stellte ich noch verschiedne botanische Ex- cursionen um Batavia an. Unter andern kam ich nach Jaccatra. Dies ist ein ziemlich angenehmer Ort, nicht weit von der Stadt. Es war ehemahls die Hauptstadt dieser Insel, und wurde von den Hollän- der 1619. erobert. Jetzt wird hier eine kleine Anzahl Soldaten gehalten, um die Citadelle zu bewachen, und der Ort wird gleichsam wie eine Vormauer für Bata- via angesehen.
Ungeachtet es in Batavia schon an und für sich selbst höchst ungesund zu wohnen ist, so sind die Eu-
Zweyte Reiſe innerhalb Java.
ein Krankenſchiff eingerichtet, da denn ſowohl in dieſem als im folgenden Jahre die Anzahl am allergroͤßten geweſen iſt.
Um meinen Endzweck, nach Ceilon zu reiſen, zu errei- chen, wurde ich auf mein Anſuchen zum erſten Wund- arzte auf einem nach dieſer Inſel beſtimmten Schiffe angenommen, nachdem ſowohl Herr Radermacher als mein Wirth, Doctor Hoffmann, durch das Anerbie- ten, mir eine vortheilhafte Stelle zu Batavia zu ver- ſchaffen, verſchiedne Verſuche gemacht hatten, die mich wohl haͤtten reizen koͤnnen, hier zu bleiben. Zwar konnte ich die Hitze ſehr gut vertragen, und befand mich auch uͤbrigens unter dieſem ſo warmen und fuͤr die Eu- ropaͤer ſo ungeſunden Himmelsſtriche ſehr wohl. Aber es iſt hier doch beſchwerlich und ſehr laͤſtig ſeine Ge- ſchaͤfte zu verrichten, und die Liebe zu meinem Vater- lande machte mich gegen alle andre Vorſtellungen taub, ſelbſt zu einer Zeit, da ich noch kein Gluͤck fuͤr mich in demſelben vorherſehen konnte.
Ehe das Schiff ſeine voͤllige Ladung eingenom- men hatte, ſtellte ich noch verſchiedne botaniſche Ex- curſionen um Batavia an. Unter andern kam ich nach Jaccatra. Dies iſt ein ziemlich angenehmer Ort, nicht weit von der Stadt. Es war ehemahls die Hauptſtadt dieſer Inſel, und wurde von den Hollaͤn- der 1619. erobert. Jetzt wird hier eine kleine Anzahl Soldaten gehalten, um die Citadelle zu bewachen, und der Ort wird gleichſam wie eine Vormauer fuͤr Bata- via angeſehen.
Ungeachtet es in Batavia ſchon an und fuͤr ſich ſelbſt hoͤchſt ungeſund zu wohnen iſt, ſo ſind die Eu-
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Zweyte Reiſe innerhalb Java.
ein Krankenſchiff eingerichtet, da denn ſowohl in dieſem
als im folgenden Jahre die Anzahl am allergroͤßten
geweſen iſt.
Um meinen Endzweck, nach Ceilon zu reiſen, zu errei-
chen, wurde ich auf mein Anſuchen zum erſten Wund-
arzte auf einem nach dieſer Inſel beſtimmten Schiffe
angenommen, nachdem ſowohl Herr Radermacher als
mein Wirth, Doctor Hoffmann, durch das Anerbie-
ten, mir eine vortheilhafte Stelle zu Batavia zu ver-
ſchaffen, verſchiedne Verſuche gemacht hatten, die
mich wohl haͤtten reizen koͤnnen, hier zu bleiben. Zwar
konnte ich die Hitze ſehr gut vertragen, und befand mich
auch uͤbrigens unter dieſem ſo warmen und fuͤr die Eu-
ropaͤer ſo ungeſunden Himmelsſtriche ſehr wohl. Aber
es iſt hier doch beſchwerlich und ſehr laͤſtig ſeine Ge-
ſchaͤfte zu verrichten, und die Liebe zu meinem Vater-
lande machte mich gegen alle andre Vorſtellungen taub,
ſelbſt zu einer Zeit, da ich noch kein Gluͤck fuͤr mich in
demſelben vorherſehen konnte.
Ehe das Schiff ſeine voͤllige Ladung eingenom-
men hatte, ſtellte ich noch verſchiedne botaniſche Ex-
curſionen um Batavia an. Unter andern kam ich
nach Jaccatra. Dies iſt ein ziemlich angenehmer Ort,
nicht weit von der Stadt. Es war ehemahls die
Hauptſtadt dieſer Inſel, und wurde von den Hollaͤn-
der 1619. erobert. Jetzt wird hier eine kleine Anzahl
Soldaten gehalten, um die Citadelle zu bewachen, und
der Ort wird gleichſam wie eine Vormauer fuͤr Bata-
via angeſehen.
Ungeachtet es in Batavia ſchon an und fuͤr ſich
ſelbſt hoͤchſt ungeſund zu wohnen iſt, ſo ſind die Eu-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/455>, abgerufen am 22.11.2024.
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