Gönners, des Professor Burmann zu Amsterdam, einen meiner Freunde und vorzüglichsten Schüler, Doctor Stützer, nach Indien und Japan zu befördern.
Mein erstes Geschäft zu Batavia war, die Sa- chen, welche ich in einen großen Kasten eingepackt, bey meinem Wirthe in Verwahrung stehen lassen, nachzu- sehen. Aber wie traurig ward ich nicht bey Oeffnung des Kastens, als ich, unerachtet er auf Bouteillen gesetzt war, mithin von der Erde erhoben stand, den größten Theil der bey meinem vorigen hiesigen Aufent- halte gemachten Kräutersammlung, und einen großen Theil der hier zurückgelassenen Bücher, von der einge- schlossenen feuchten Luft ganz verfault antraf.
Zu Ersetzung dieses Verlustes, besuchte ich itzt täglich, selbst des Nachmittags in der stärksten Hitze, wenn andre des süssen Mittagsschlafs genossen, die umlie- genden Gegenden. Nur Schade, daß die Witterung meine botanischen Bemühungen gar nicht begünstigte. Es war nemlich noch die regnigte Jahrszeit. Es regnete fast alle Tage, besonders Abends und Morgens, einzelner Regenschauer nicht zu gedenken. Der Himmel war fast immer trübe, und die Luft dick und feucht, so daß ich keine von meinen gesammelten Kräutern trock- nen konnte, weil in verschloßnen Zimmern alles schimmlig wurde oder verfaulte. Zu den Regenmo- nathen, oder dem was man hier Winter nennt, werden in Java, der December, Januar, Februar, und März gerechnet, da die Luft kühl ist und weni- ger Krankheiten herrschen. Hernach tritt die warme Jahrszeit ein, da die Hitze brennend und unausstehlich, der Himmel klar und das Wetter beständig trocken ist.
Dritter Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Goͤnners, des Profeſſor Burmann zu Amſterdam, einen meiner Freunde und vorzuͤglichſten Schuͤler, Doctor Stuͤtzer, nach Indien und Japan zu befoͤrdern.
Mein erſtes Geſchaͤft zu Batavia war, die Sa- chen, welche ich in einen großen Kaſten eingepackt, bey meinem Wirthe in Verwahrung ſtehen laſſen, nachzu- ſehen. Aber wie traurig ward ich nicht bey Oeffnung des Kaſtens, als ich, unerachtet er auf Bouteillen geſetzt war, mithin von der Erde erhoben ſtand, den groͤßten Theil der bey meinem vorigen hieſigen Aufent- halte gemachten Kraͤuterſammlung, und einen großen Theil der hier zuruͤckgelaſſenen Buͤcher, von der einge- ſchloſſenen feuchten Luft ganz verfault antraf.
Zu Erſetzung dieſes Verluſtes, beſuchte ich itzt taͤglich, ſelbſt des Nachmittags in der ſtaͤrkſten Hitze, wenn andre des ſuͤſſen Mittagsſchlafs genoſſen, die umlie- genden Gegenden. Nur Schade, daß die Witterung meine botaniſchen Bemuͤhungen gar nicht beguͤnſtigte. Es war nemlich noch die regnigte Jahrszeit. Es regnete faſt alle Tage, beſonders Abends und Morgens, einzelner Regenſchauer nicht zu gedenken. Der Himmel war faſt immer truͤbe, und die Luft dick und feucht, ſo daß ich keine von meinen geſammelten Kraͤutern trock- nen konnte, weil in verſchloßnen Zimmern alles ſchimmlig wurde oder verfaulte. Zu den Regenmo- nathen, oder dem was man hier Winter nennt, werden in Java, der December, Januar, Februar, und Maͤrz gerechnet, da die Luft kuͤhl iſt und weni- ger Krankheiten herrſchen. Hernach tritt die warme Jahrszeit ein, da die Hitze brennend und unausſtehlich, der Himmel klar und das Wetter beſtaͤndig trocken iſt.
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Dritter Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Goͤnners, des Profeſſor Burmann zu Amſterdam, einen
meiner Freunde und vorzuͤglichſten Schuͤler, Doctor
Stuͤtzer, nach Indien und Japan zu befoͤrdern.
Mein erſtes Geſchaͤft zu Batavia war, die Sa-
chen, welche ich in einen großen Kaſten eingepackt, bey
meinem Wirthe in Verwahrung ſtehen laſſen, nachzu-
ſehen. Aber wie traurig ward ich nicht bey Oeffnung
des Kaſtens, als ich, unerachtet er auf Bouteillen
geſetzt war, mithin von der Erde erhoben ſtand, den
groͤßten Theil der bey meinem vorigen hieſigen Aufent-
halte gemachten Kraͤuterſammlung, und einen großen
Theil der hier zuruͤckgelaſſenen Buͤcher, von der einge-
ſchloſſenen feuchten Luft ganz verfault antraf.
Zu Erſetzung dieſes Verluſtes, beſuchte ich itzt
taͤglich, ſelbſt des Nachmittags in der ſtaͤrkſten Hitze,
wenn andre des ſuͤſſen Mittagsſchlafs genoſſen, die umlie-
genden Gegenden. Nur Schade, daß die Witterung meine
botaniſchen Bemuͤhungen gar nicht beguͤnſtigte. Es war
nemlich noch die regnigte Jahrszeit. Es regnete faſt
alle Tage, beſonders Abends und Morgens, einzelner
Regenſchauer nicht zu gedenken. Der Himmel war
faſt immer truͤbe, und die Luft dick und feucht, ſo
daß ich keine von meinen geſammelten Kraͤutern trock-
nen konnte, weil in verſchloßnen Zimmern alles
ſchimmlig wurde oder verfaulte. Zu den Regenmo-
nathen, oder dem was man hier Winter nennt,
werden in Java, der December, Januar, Februar,
und Maͤrz gerechnet, da die Luft kuͤhl iſt und weni-
ger Krankheiten herrſchen. Hernach tritt die warme
Jahrszeit ein, da die Hitze brennend und unausſtehlich,
der Himmel klar und das Wetter beſtaͤndig trocken iſt.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/428>, abgerufen am 23.11.2024.
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