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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Erste Abtheilung. Sechster Abschnitt.
schreiben, die einer meiner Freunde unter den Dolmet-
schern, Namens Kosack, die Gefälligkeit gehabt hatte,
für mich zu sammeln, und mir als eine große Rarität
schenkte. Es sind alles Seni von rothem Kupfer, an
Größe und Dicke den andern gleich, auch eben so in
der Mitte mit einem viereckten Loche versehen, aber mit
andern Buchstaben bezeichnet. Einer davon soll 1135
Jahr alt, und der Ursprung des in Japan gebräuch-
lichen Längenmaaßes seyn, indem der Durchmesser ei-
nes solchen Pfennigs genau einen hiesigen Zoll beträgt,
auf der Rückseite hat er gar keine Inschrift. Ein an-
drer ist, der Angabe nach 758, der dritte 748, der
vierte 718, der fünfte 651 und der siebende 596
Jahr alt. Alle diese haben auch eine ganz leere Rück-
seite. Dem siebenten schreibt mein Dolmetscher ein
Alter von 566 Jahren zu; auf der umgekehrten Seite
sind zwey Charactere zu sehen. Das angegebene Al-
ter, ist nach dem Jahr 1776 angesetzt, in welchem ich
sie, jeden mit einem Zettel, worauf sein Alter bemerkt
war, und besonders in Papier gewickelt, bekam.

Die Petschafte der Japaner sind von Horn,
und zwar oft sehr sauber und fein gearbeitet. Sie
drücken es aber nicht in Lack oder Oblaten, sondern be-
dienen sich einer Schwärze dazu. Diese wird von ge-
stoßenen, und mit Tusche durcheinander gemischten
Saamen des Wunderbaums (Ricinus) gemacht. Das
auf diese Art verfertigte Pulver, wird in eine Dose ge-
legt, worüber ein seidnes Tuch gedeckt wird, das mit
Oel bestrichen ist, damit das darunter liegende Pulver
davon befeuchtet werde. Wenn die Japaner nun das
Pettschaft gebrauchen wollen um etwas zu untersiegeln
so drücken sie es erst in diese Dose, und hernach aufs
Papier. Dies Pulver vertritt also die Stelle der

Buchdruk-

Erſte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt.
ſchreiben, die einer meiner Freunde unter den Dolmet-
ſchern, Namens Koſack, die Gefaͤlligkeit gehabt hatte,
fuͤr mich zu ſammeln, und mir als eine große Raritaͤt
ſchenkte. Es ſind alles Seni von rothem Kupfer, an
Groͤße und Dicke den andern gleich, auch eben ſo in
der Mitte mit einem viereckten Loche verſehen, aber mit
andern Buchſtaben bezeichnet. Einer davon ſoll 1135
Jahr alt, und der Urſprung des in Japan gebraͤuch-
lichen Laͤngenmaaßes ſeyn, indem der Durchmeſſer ei-
nes ſolchen Pfennigs genau einen hieſigen Zoll betraͤgt,
auf der Ruͤckſeite hat er gar keine Inſchrift. Ein an-
drer iſt, der Angabe nach 758, der dritte 748, der
vierte 718, der fuͤnfte 651 und der ſiebende 596
Jahr alt. Alle dieſe haben auch eine ganz leere Ruͤck-
ſeite. Dem ſiebenten ſchreibt mein Dolmetſcher ein
Alter von 566 Jahren zu; auf der umgekehrten Seite
ſind zwey Charactere zu ſehen. Das angegebene Al-
ter, iſt nach dem Jahr 1776 angeſetzt, in welchem ich
ſie, jeden mit einem Zettel, worauf ſein Alter bemerkt
war, und beſonders in Papier gewickelt, bekam.

Die Petſchafte der Japaner ſind von Horn,
und zwar oft ſehr ſauber und fein gearbeitet. Sie
druͤcken es aber nicht in Lack oder Oblaten, ſondern be-
dienen ſich einer Schwaͤrze dazu. Dieſe wird von ge-
ſtoßenen, und mit Tuſche durcheinander gemiſchten
Saamen des Wunderbaums (Ricinus) gemacht. Das
auf dieſe Art verfertigte Pulver, wird in eine Doſe ge-
legt, woruͤber ein ſeidnes Tuch gedeckt wird, das mit
Oel beſtrichen iſt, damit das darunter liegende Pulver
davon befeuchtet werde. Wenn die Japaner nun das
Pettſchaft gebrauchen wollen um etwas zu unterſiegeln
ſo druͤcken ſie es erſt in dieſe Doſe, und hernach aufs
Papier. Dies Pulver vertritt alſo die Stelle der

Buchdruk-
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[96/0388] Erſte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt. ſchreiben, die einer meiner Freunde unter den Dolmet- ſchern, Namens Koſack, die Gefaͤlligkeit gehabt hatte, fuͤr mich zu ſammeln, und mir als eine große Raritaͤt ſchenkte. Es ſind alles Seni von rothem Kupfer, an Groͤße und Dicke den andern gleich, auch eben ſo in der Mitte mit einem viereckten Loche verſehen, aber mit andern Buchſtaben bezeichnet. Einer davon ſoll 1135 Jahr alt, und der Urſprung des in Japan gebraͤuch- lichen Laͤngenmaaßes ſeyn, indem der Durchmeſſer ei- nes ſolchen Pfennigs genau einen hieſigen Zoll betraͤgt, auf der Ruͤckſeite hat er gar keine Inſchrift. Ein an- drer iſt, der Angabe nach 758, der dritte 748, der vierte 718, der fuͤnfte 651 und der ſiebende 596 Jahr alt. Alle dieſe haben auch eine ganz leere Ruͤck- ſeite. Dem ſiebenten ſchreibt mein Dolmetſcher ein Alter von 566 Jahren zu; auf der umgekehrten Seite ſind zwey Charactere zu ſehen. Das angegebene Al- ter, iſt nach dem Jahr 1776 angeſetzt, in welchem ich ſie, jeden mit einem Zettel, worauf ſein Alter bemerkt war, und beſonders in Papier gewickelt, bekam. Die Petſchafte der Japaner ſind von Horn, und zwar oft ſehr ſauber und fein gearbeitet. Sie druͤcken es aber nicht in Lack oder Oblaten, ſondern be- dienen ſich einer Schwaͤrze dazu. Dieſe wird von ge- ſtoßenen, und mit Tuſche durcheinander gemiſchten Saamen des Wunderbaums (Ricinus) gemacht. Das auf dieſe Art verfertigte Pulver, wird in eine Doſe ge- legt, woruͤber ein ſeidnes Tuch gedeckt wird, das mit Oel beſtrichen iſt, damit das darunter liegende Pulver davon befeuchtet werde. Wenn die Japaner nun das Pettſchaft gebrauchen wollen um etwas zu unterſiegeln ſo druͤcken ſie es erſt in dieſe Doſe, und hernach aufs Papier. Dies Pulver vertritt alſo die Stelle der Buchdruk-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/388>, abgerufen am 23.07.2024.