Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite
Erste Abtheilung. Sechster Abschnitt.

Alles was entzwey geschnitten gegessen werden muß,
wird vorher, ehe es gekocht wird, in kleine Stücke zerlegt,
darauf sehr mürbe und gahr gekocht, und mit wohl-
schmeckenden Brühen zubereitet. Dies giebt nicht nur
dem Gerichte den besten Geschmack, sondern erspart
auch bey Tische die Mühe des Vorschneidens und Zer-
legens. Wenn es zu Tische geht, setzt jeder sich auf
die weichen Fußbodenmatten nieder. Vor jeden wird
ein kleiner viereckigter Tisch hingesetzt, auf welchen
hernach von jedem Gerichte eine Portion (die Portio-
nen sind schon in der Küche für jeden abgetheilt) auf-
getragen wird, und zwar in den saubersten entweder
porcellainen, oder lackirten hölzernen, Gefässen. Diese
Gefässe haben die Gestalt von Schaalen, oder mittel-
mässigen Spühlnäpfen, und jedes ist beym Auftragen
der Speisen mit einem Deckel zugedeckt.

Das erste Gericht ist gewöhnlich Fische mit Fisch-
suppe. Die Suppe wird aus der Schaale getrunken.
Die entzwey geschnittenen Stücke vom Fische, werden
mit zwey kleinen lackirten, hölzernen, vorn zugespitz-
ten Stäbchen oder Pinnen gegessen, welche die Japa-
ner so geschickt und behende zwischen die Finger der
rechten Hand fassen, daß sie das kleinste Reiskorn
damit sehr nett aufnehmen, und sie sehr bequem nicht
nur als Gabel, sondern auch statt des Löffels gebrau-
chen können. Sobald ein Gericht verzehrt ist, wird
die Schaale weggenommen, und eine andre an deren
Stelle hingesetzt. Das letzte Gericht wird in einem
blauen porcellainenen Napfe aufgetragen, der ebenfalls
mit einem Deckel versehen ist. Ein Bedienter bringt
das Essen herein, setzt es, indem er auf die Knie nie-
derfällt, auf den kleinen, niedrigen Tisch, und nimmt

Erſte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt.

Alles was entzwey geſchnitten gegeſſen werden muß,
wird vorher, ehe es gekocht wird, in kleine Stuͤcke zerlegt,
darauf ſehr muͤrbe und gahr gekocht, und mit wohl-
ſchmeckenden Bruͤhen zubereitet. Dies giebt nicht nur
dem Gerichte den beſten Geſchmack, ſondern erſpart
auch bey Tiſche die Muͤhe des Vorſchneidens und Zer-
legens. Wenn es zu Tiſche geht, ſetzt jeder ſich auf
die weichen Fußbodenmatten nieder. Vor jeden wird
ein kleiner viereckigter Tiſch hingeſetzt, auf welchen
hernach von jedem Gerichte eine Portion (die Portio-
nen ſind ſchon in der Kuͤche fuͤr jeden abgetheilt) auf-
getragen wird, und zwar in den ſauberſten entweder
porcellainen, oder lackirten hoͤlzernen, Gefaͤſſen. Dieſe
Gefaͤſſe haben die Geſtalt von Schaalen, oder mittel-
maͤſſigen Spuͤhlnaͤpfen, und jedes iſt beym Auftragen
der Speiſen mit einem Deckel zugedeckt.

Das erſte Gericht iſt gewoͤhnlich Fiſche mit Fiſch-
ſuppe. Die Suppe wird aus der Schaale getrunken.
Die entzwey geſchnittenen Stuͤcke vom Fiſche, werden
mit zwey kleinen lackirten, hoͤlzernen, vorn zugeſpitz-
ten Staͤbchen oder Pinnen gegeſſen, welche die Japa-
ner ſo geſchickt und behende zwiſchen die Finger der
rechten Hand faſſen, daß ſie das kleinſte Reiskorn
damit ſehr nett aufnehmen, und ſie ſehr bequem nicht
nur als Gabel, ſondern auch ſtatt des Loͤffels gebrau-
chen koͤnnen. Sobald ein Gericht verzehrt iſt, wird
die Schaale weggenommen, und eine andre an deren
Stelle hingeſetzt. Das letzte Gericht wird in einem
blauen porcellainenen Napfe aufgetragen, der ebenfalls
mit einem Deckel verſehen iſt. Ein Bedienter bringt
das Eſſen herein, ſetzt es, indem er auf die Knie nie-
derfaͤllt, auf den kleinen, niedrigen Tiſch, und nimmt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0378" n="88"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;te Abtheilung. Sech&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </fw><lb/>
            <p>Alles was entzwey ge&#x017F;chnitten gege&#x017F;&#x017F;en werden muß,<lb/>
wird vorher, ehe es gekocht wird, in kleine Stu&#x0364;cke zerlegt,<lb/>
darauf &#x017F;ehr mu&#x0364;rbe und gahr gekocht, und mit wohl-<lb/>
&#x017F;chmeckenden Bru&#x0364;hen zubereitet. Dies giebt nicht nur<lb/>
dem Gerichte den be&#x017F;ten Ge&#x017F;chmack, &#x017F;ondern er&#x017F;part<lb/>
auch bey Ti&#x017F;che die Mu&#x0364;he des Vor&#x017F;chneidens und Zer-<lb/>
legens. Wenn es zu Ti&#x017F;che geht, &#x017F;etzt jeder &#x017F;ich auf<lb/>
die weichen Fußbodenmatten nieder. Vor jeden wird<lb/>
ein kleiner viereckigter Ti&#x017F;ch hinge&#x017F;etzt, auf welchen<lb/>
hernach von jedem Gerichte eine Portion (die Portio-<lb/>
nen &#x017F;ind &#x017F;chon in der Ku&#x0364;che fu&#x0364;r jeden abgetheilt) auf-<lb/>
getragen wird, und zwar in den &#x017F;auber&#x017F;ten entweder<lb/>
porcellainen, oder lackirten ho&#x0364;lzernen, Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;e<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e haben die Ge&#x017F;talt von Schaalen, oder mittel-<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Spu&#x0364;hlna&#x0364;pfen, und jedes i&#x017F;t beym Auftragen<lb/>
der Spei&#x017F;en mit einem Deckel zugedeckt.</p><lb/>
            <p>Das er&#x017F;te Gericht i&#x017F;t gewo&#x0364;hnlich Fi&#x017F;che mit Fi&#x017F;ch-<lb/>
&#x017F;uppe. Die Suppe wird aus der Schaale getrunken.<lb/>
Die entzwey ge&#x017F;chnittenen Stu&#x0364;cke vom Fi&#x017F;che, werden<lb/>
mit zwey kleinen lackirten, ho&#x0364;lzernen, vorn zuge&#x017F;pitz-<lb/>
ten Sta&#x0364;bchen oder Pinnen gege&#x017F;&#x017F;en, welche die Japa-<lb/>
ner &#x017F;o ge&#x017F;chickt und behende zwi&#x017F;chen die Finger der<lb/>
rechten Hand fa&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie das klein&#x017F;te Reiskorn<lb/>
damit &#x017F;ehr nett aufnehmen, und &#x017F;ie &#x017F;ehr bequem nicht<lb/>
nur als Gabel, &#x017F;ondern auch &#x017F;tatt des Lo&#x0364;ffels gebrau-<lb/>
chen ko&#x0364;nnen. Sobald ein Gericht verzehrt i&#x017F;t, wird<lb/>
die Schaale weggenommen, und eine andre an deren<lb/>
Stelle hinge&#x017F;etzt. Das letzte Gericht wird in einem<lb/>
blauen porcellainenen Napfe aufgetragen, der ebenfalls<lb/>
mit einem Deckel ver&#x017F;ehen i&#x017F;t. Ein Bedienter bringt<lb/>
das E&#x017F;&#x017F;en herein, &#x017F;etzt es, indem er auf die Knie nie-<lb/>
derfa&#x0364;llt, auf den kleinen, niedrigen Ti&#x017F;ch, und nimmt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0378] Erſte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt. Alles was entzwey geſchnitten gegeſſen werden muß, wird vorher, ehe es gekocht wird, in kleine Stuͤcke zerlegt, darauf ſehr muͤrbe und gahr gekocht, und mit wohl- ſchmeckenden Bruͤhen zubereitet. Dies giebt nicht nur dem Gerichte den beſten Geſchmack, ſondern erſpart auch bey Tiſche die Muͤhe des Vorſchneidens und Zer- legens. Wenn es zu Tiſche geht, ſetzt jeder ſich auf die weichen Fußbodenmatten nieder. Vor jeden wird ein kleiner viereckigter Tiſch hingeſetzt, auf welchen hernach von jedem Gerichte eine Portion (die Portio- nen ſind ſchon in der Kuͤche fuͤr jeden abgetheilt) auf- getragen wird, und zwar in den ſauberſten entweder porcellainen, oder lackirten hoͤlzernen, Gefaͤſſen. Dieſe Gefaͤſſe haben die Geſtalt von Schaalen, oder mittel- maͤſſigen Spuͤhlnaͤpfen, und jedes iſt beym Auftragen der Speiſen mit einem Deckel zugedeckt. Das erſte Gericht iſt gewoͤhnlich Fiſche mit Fiſch- ſuppe. Die Suppe wird aus der Schaale getrunken. Die entzwey geſchnittenen Stuͤcke vom Fiſche, werden mit zwey kleinen lackirten, hoͤlzernen, vorn zugeſpitz- ten Staͤbchen oder Pinnen gegeſſen, welche die Japa- ner ſo geſchickt und behende zwiſchen die Finger der rechten Hand faſſen, daß ſie das kleinſte Reiskorn damit ſehr nett aufnehmen, und ſie ſehr bequem nicht nur als Gabel, ſondern auch ſtatt des Loͤffels gebrau- chen koͤnnen. Sobald ein Gericht verzehrt iſt, wird die Schaale weggenommen, und eine andre an deren Stelle hingeſetzt. Das letzte Gericht wird in einem blauen porcellainenen Napfe aufgetragen, der ebenfalls mit einem Deckel verſehen iſt. Ein Bedienter bringt das Eſſen herein, ſetzt es, indem er auf die Knie nie- derfaͤllt, auf den kleinen, niedrigen Tiſch, und nimmt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/378
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/378>, abgerufen am 23.11.2024.