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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Von den Waffen, den Speisen etc. der Japaner.

In Ansehung der Menge und Mannichfaltigkeit
eßbarer Sachen, die in Japan und in dem Meere um-
her, zu finden sind, und theils von der Natur hervor-
gebracht, theils durch Kunst zubereitet werden, möchte
dies Land vielleicht alle andre bisher bekannte Länder
übertreffen. Die Japaner bedienen sich sogar zu ihrer
Nahrung, nicht nur solcher Sachen, die an sich gesund
und nahrhaft sind, sondern sie wissen auch fast Alles,
selbst das giftigste, unschädlich und genießbar
zu machen.

Der Reis, welcher in Japan vortrefflich, sehr
weiß und wohlschmeckend ist, dient den Einwohnern
statt des Brodts; zwar backen sie kein Brodt davon,
aber sie essen ihn dick gekocht zu allen andern Speisen,
wie wir das Brodt. Die schon verschiedentlich er-
wähnte Misosuppe ist ihr gewöhnliches und mehr als
tägliches Gericht, das sie bey jeder ihrer Mahlzeiten,
folglich oft dreymal des Tages, essen; sie wird vom
Mehle der Sojabohnen, welche Miso heißen, mit
Fischen und Zwiebeln gekocht.

Fische werden theils gekocht, theils in Oel gebra-
ten. Zu ihren vorzüglichen Fischen gehört der soge-
nannte Tay, den die Holländer Steinbrachsen nennen
(Sparus saxatilis) dieser wird hier sehr theuer bezahlt,
und nur zu festlichen Gastmahlen gekauft; wie
auch der sechsstreifige Barsch (Perca sexlineata), eine
gewisse Art aus dem Geschlechte der Umberfische
(Sciena), und die Borstenflosse, (Clupea Thrissa),
ein mit den Heeringen verwandter Fisch, der so fett
ist, daß er dem besten europäischen Heringe gleich
kommt. Lachse findet man nur in der Nähe der Fa-
konieberge; sie sind aber weder so groß, noch so wohl-
schmeckend, als in Europa. Arme Leute essen auch

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Von den Waffen, den Speiſen ꝛc. der Japaner.

In Anſehung der Menge und Mannichfaltigkeit
eßbarer Sachen, die in Japan und in dem Meere um-
her, zu finden ſind, und theils von der Natur hervor-
gebracht, theils durch Kunſt zubereitet werden, moͤchte
dies Land vielleicht alle andre bisher bekannte Laͤnder
uͤbertreffen. Die Japaner bedienen ſich ſogar zu ihrer
Nahrung, nicht nur ſolcher Sachen, die an ſich geſund
und nahrhaft ſind, ſondern ſie wiſſen auch faſt Alles,
ſelbſt das giftigſte, unſchaͤdlich und genießbar
zu machen.

Der Reis, welcher in Japan vortrefflich, ſehr
weiß und wohlſchmeckend iſt, dient den Einwohnern
ſtatt des Brodts; zwar backen ſie kein Brodt davon,
aber ſie eſſen ihn dick gekocht zu allen andern Speiſen,
wie wir das Brodt. Die ſchon verſchiedentlich er-
waͤhnte Miſoſuppe iſt ihr gewoͤhnliches und mehr als
taͤgliches Gericht, das ſie bey jeder ihrer Mahlzeiten,
folglich oft dreymal des Tages, eſſen; ſie wird vom
Mehle der Sojabohnen, welche Miſo heißen, mit
Fiſchen und Zwiebeln gekocht.

Fiſche werden theils gekocht, theils in Oel gebra-
ten. Zu ihren vorzuͤglichen Fiſchen gehoͤrt der ſoge-
nannte Tay, den die Hollaͤnder Steinbrachſen nennen
(Sparus ſaxatilis) dieſer wird hier ſehr theuer bezahlt,
und nur zu feſtlichen Gaſtmahlen gekauft; wie
auch der ſechsſtreifige Barſch (Perca ſexlineata), eine
gewiſſe Art aus dem Geſchlechte der Umberfiſche
(Sciena), und die Borſtenfloſſe, (Clupea Thriſſa),
ein mit den Heeringen verwandter Fiſch, der ſo fett
iſt, daß er dem beſten europaͤiſchen Heringe gleich
kommt. Lachſe findet man nur in der Naͤhe der Fa-
konieberge; ſie ſind aber weder ſo groß, noch ſo wohl-
ſchmeckend, als in Europa. Arme Leute eſſen auch

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[85/0375] Von den Waffen, den Speiſen ꝛc. der Japaner. In Anſehung der Menge und Mannichfaltigkeit eßbarer Sachen, die in Japan und in dem Meere um- her, zu finden ſind, und theils von der Natur hervor- gebracht, theils durch Kunſt zubereitet werden, moͤchte dies Land vielleicht alle andre bisher bekannte Laͤnder uͤbertreffen. Die Japaner bedienen ſich ſogar zu ihrer Nahrung, nicht nur ſolcher Sachen, die an ſich geſund und nahrhaft ſind, ſondern ſie wiſſen auch faſt Alles, ſelbſt das giftigſte, unſchaͤdlich und genießbar zu machen. Der Reis, welcher in Japan vortrefflich, ſehr weiß und wohlſchmeckend iſt, dient den Einwohnern ſtatt des Brodts; zwar backen ſie kein Brodt davon, aber ſie eſſen ihn dick gekocht zu allen andern Speiſen, wie wir das Brodt. Die ſchon verſchiedentlich er- waͤhnte Miſoſuppe iſt ihr gewoͤhnliches und mehr als taͤgliches Gericht, das ſie bey jeder ihrer Mahlzeiten, folglich oft dreymal des Tages, eſſen; ſie wird vom Mehle der Sojabohnen, welche Miſo heißen, mit Fiſchen und Zwiebeln gekocht. Fiſche werden theils gekocht, theils in Oel gebra- ten. Zu ihren vorzuͤglichen Fiſchen gehoͤrt der ſoge- nannte Tay, den die Hollaͤnder Steinbrachſen nennen (Sparus ſaxatilis) dieſer wird hier ſehr theuer bezahlt, und nur zu feſtlichen Gaſtmahlen gekauft; wie auch der ſechsſtreifige Barſch (Perca ſexlineata), eine gewiſſe Art aus dem Geſchlechte der Umberfiſche (Sciena), und die Borſtenfloſſe, (Clupea Thriſſa), ein mit den Heeringen verwandter Fiſch, der ſo fett iſt, daß er dem beſten europaͤiſchen Heringe gleich kommt. Lachſe findet man nur in der Naͤhe der Fa- konieberge; ſie ſind aber weder ſo groß, noch ſo wohl- ſchmeckend, als in Europa. Arme Leute eſſen auch F 3

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/375>, abgerufen am 23.11.2024.