welchen das Wasser eine ganze Strecke hin, sich sam- melt und stehen bleibt, da er es denn hernach, wo er es nöthig findet, abzapft, und auf die unten lie- genden Aecker fließen läßt. Auf eine ähnliche Art brin- gen sie das Wasser, welches sich an den Spitzen der Berge aus den Wolken und aus Regen sammelt, zusammen, und leiten es von den obern Aeckern zu den untern her- ab, so daß erst jene, dann nach und nach diese unter Wasser zu stehen kommen, und alle gehöriges Wasser behalten, indem allezeit die untere Seite mit einem allenthalben gleich hohen Rande eingeschlossen wird.
In keinem einzigen Lande sammelt man den Dün- ger mit mehr Sorgfalt, und geht so haushälterisch da- mit um, als hier, so, daß in der That von dergleichen nichts, das gebraucht werden kann, unbenutzt bleibt oder umkommt. Das Vieh wird das ganze Jahr hin- durch auf dem Stalle gefüttert, daher bleibt aller Dün- ger auf dem Hofe. Auf den Landstraßen wird allent- halben durch alte Leute und Kinder alles aufgesammelt, was die Pferde fallen lassen; sie brauchen dazu, um sich nicht bücken und die Hände verunreinigen zu dürfen, eine an das Ende eines Stocks, wie ein Löffel, befestigte Muschel, werfen es dann gleich in den am linken Arme hängenden Korb und tragen es so zu Hause. Ja selbst der Urin, den man in Europa so selten zum Besten der Aecker oder Gärten anwendet, wird hier mit Sorgfalt in großen irdenen Kruken gesammelt, dergleichen nicht nur in den Dörfern, sondern auch auf den Seiten der Landstraßen, in die Erde gegraben, zu Jedermanns Ge- brauch vorhanden sind. Mann erinnere sich, was ich Seite 172. hievon bereits erzählt habe. So geizig die Japaner alles, was zum Düngen gebraucht werden
Von der Landwirthſchaft der Japaner.
welchen das Waſſer eine ganze Strecke hin, ſich ſam- melt und ſtehen bleibt, da er es denn hernach, wo er es noͤthig findet, abzapft, und auf die unten lie- genden Aecker fließen laͤßt. Auf eine aͤhnliche Art brin- gen ſie das Waſſer, welches ſich an den Spitzen der Berge aus den Wolken und aus Regen ſammelt, zuſammen, und leiten es von den obern Aeckern zu den untern her- ab, ſo daß erſt jene, dann nach und nach dieſe unter Waſſer zu ſtehen kommen, und alle gehoͤriges Waſſer behalten, indem allezeit die untere Seite mit einem allenthalben gleich hohen Rande eingeſchloſſen wird.
In keinem einzigen Lande ſammelt man den Duͤn- ger mit mehr Sorgfalt, und geht ſo haushaͤlteriſch da- mit um, als hier, ſo, daß in der That von dergleichen nichts, das gebraucht werden kann, unbenutzt bleibt oder umkommt. Das Vieh wird das ganze Jahr hin- durch auf dem Stalle gefuͤttert, daher bleibt aller Duͤn- ger auf dem Hofe. Auf den Landſtraßen wird allent- halben durch alte Leute und Kinder alles aufgeſammelt, was die Pferde fallen laſſen; ſie brauchen dazu, um ſich nicht buͤcken und die Haͤnde verunreinigen zu duͤrfen, eine an das Ende eines Stocks, wie ein Loͤffel, befeſtigte Muſchel, werfen es dann gleich in den am linken Arme haͤngenden Korb und tragen es ſo zu Hauſe. Ja ſelbſt der Urin, den man in Europa ſo ſelten zum Beſten der Aecker oder Gaͤrten anwendet, wird hier mit Sorgfalt in großen irdenen Kruken geſammelt, dergleichen nicht nur in den Doͤrfern, ſondern auch auf den Seiten der Landſtraßen, in die Erde gegraben, zu Jedermanns Ge- brauch vorhanden ſind. Mann erinnere ſich, was ich Seite 172. hievon bereits erzaͤhlt habe. So geizig die Japaner alles, was zum Duͤngen gebraucht werden
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Von der Landwirthſchaft der Japaner.
welchen das Waſſer eine ganze Strecke hin, ſich ſam-
melt und ſtehen bleibt, da er es denn hernach, wo
er es noͤthig findet, abzapft, und auf die unten lie-
genden Aecker fließen laͤßt. Auf eine aͤhnliche Art brin-
gen ſie das Waſſer, welches ſich an den Spitzen der Berge
aus den Wolken und aus Regen ſammelt, zuſammen,
und leiten es von den obern Aeckern zu den untern her-
ab, ſo daß erſt jene, dann nach und nach dieſe unter
Waſſer zu ſtehen kommen, und alle gehoͤriges Waſſer
behalten, indem allezeit die untere Seite mit einem
allenthalben gleich hohen Rande eingeſchloſſen wird.
In keinem einzigen Lande ſammelt man den Duͤn-
ger mit mehr Sorgfalt, und geht ſo haushaͤlteriſch da-
mit um, als hier, ſo, daß in der That von dergleichen
nichts, das gebraucht werden kann, unbenutzt bleibt
oder umkommt. Das Vieh wird das ganze Jahr hin-
durch auf dem Stalle gefuͤttert, daher bleibt aller Duͤn-
ger auf dem Hofe. Auf den Landſtraßen wird allent-
halben durch alte Leute und Kinder alles aufgeſammelt,
was die Pferde fallen laſſen; ſie brauchen dazu, um ſich
nicht buͤcken und die Haͤnde verunreinigen zu duͤrfen, eine
an das Ende eines Stocks, wie ein Loͤffel, befeſtigte
Muſchel, werfen es dann gleich in den am linken Arme
haͤngenden Korb und tragen es ſo zu Hauſe. Ja ſelbſt
der Urin, den man in Europa ſo ſelten zum Beſten der
Aecker oder Gaͤrten anwendet, wird hier mit Sorgfalt
in großen irdenen Kruken geſammelt, dergleichen nicht
nur in den Doͤrfern, ſondern auch auf den Seiten der
Landſtraßen, in die Erde gegraben, zu Jedermanns Ge-
brauch vorhanden ſind. Mann erinnere ſich, was ich
Seite 172. hievon bereits erzaͤhlt habe. So geizig die
Japaner alles, was zum Duͤngen gebraucht werden
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/349>, abgerufen am 23.07.2024.
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