nisse ihrer Religion auf ihre Schüler fort, aber mit der eidlichen Verpflichtung, nie etwas davon bekannt zu machen. Die weltlichen Priester lassen sich den Bart, nicht aber die Haare auf dem Kopfe scheeren, und tragen nach japanischem Gebrauch weite Kleider, auf dem Ko- pfe aber einen lakirten Hut mit herabhangenden seidenen Schnüren. -- Seit Einführung der Religion des Budsdo in Japan, haben die Sintoisten verschiedne Lehren und Gebräuche angenommen, die sie anfangs nicht kannten. Dennoch aber, und auch des mannich- faltigen Aberglaubens ungeachtet, womit sie von Zeit zu Zeit befleckt worden, ist diese Religion unstreitig die beste im Lande. Der Kubo bekennt sich zu derselben, und ist schuldig, jährlich einmal, entweder selbst oder durch eine Gesandschaft, einen ihrer Tempel zu besu- chen, seinen Gottesdienst darin zu verrichten, und zugleich ansehnliche Geschenke zurückzulassen.
Die andere Hauptreligion, Budsdo genannt, ist von der westlichen Küste Ostindiens, namentlich aus Ma- labar, Coromandel und Ceylon hergekommen. Budha, welches ohne Zweifel mit Budsdo einerley ist, ist der Name eines Propheten unter den Braminen, der unge- fähr tausend Jahr vor Christi Geburt auf Ceylon ge- bohren seyn soll, und Stifter dieser Secte gewesen ist, welche sich hernach über ganz Ostindien und bis an die äußersten Gränzen Asiens ausgebreitet hat. In China ist sie erst lange Zeit nach ihrer Entstehung zu eini- gem Ansehen gelangt; von da ist sie nach Corea, und so weiter nach Japan gekommen, wo sie sehr allgemein angenommen ist, und mit der alten Sintoreligion ver- mischt, verschiedne Misgeburten des Aberglaubens hervorgebracht hat. Ihre vornehmsten Lehrsätze beste- hen darin, daß die Seelen, sowohl der Menschen als
Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
niſſe ihrer Religion auf ihre Schuͤler fort, aber mit der eidlichen Verpflichtung, nie etwas davon bekannt zu machen. Die weltlichen Prieſter laſſen ſich den Bart, nicht aber die Haare auf dem Kopfe ſcheeren, und tragen nach japaniſchem Gebrauch weite Kleider, auf dem Ko- pfe aber einen lakirten Hut mit herabhangenden ſeidenen Schnuͤren. — Seit Einfuͤhrung der Religion des Budsdo in Japan, haben die Sintoiſten verſchiedne Lehren und Gebraͤuche angenommen, die ſie anfangs nicht kannten. Dennoch aber, und auch des mannich- faltigen Aberglaubens ungeachtet, womit ſie von Zeit zu Zeit befleckt worden, iſt dieſe Religion unſtreitig die beſte im Lande. Der Kubo bekennt ſich zu derſelben, und iſt ſchuldig, jaͤhrlich einmal, entweder ſelbſt oder durch eine Geſandſchaft, einen ihrer Tempel zu beſu- chen, ſeinen Gottesdienſt darin zu verrichten, und zugleich anſehnliche Geſchenke zuruͤckzulaſſen.
Die andere Hauptreligion, Budsdo genannt, iſt von der weſtlichen Kuͤſte Oſtindiens, namentlich aus Ma- labar, Coromandel und Ceylon hergekommen. Budha, welches ohne Zweifel mit Budsdo einerley iſt, iſt der Name eines Propheten unter den Braminen, der unge- faͤhr tauſend Jahr vor Chriſti Geburt auf Ceylon ge- bohren ſeyn ſoll, und Stifter dieſer Secte geweſen iſt, welche ſich hernach uͤber ganz Oſtindien und bis an die aͤußerſten Graͤnzen Aſiens ausgebreitet hat. In China iſt ſie erſt lange Zeit nach ihrer Entſtehung zu eini- gem Anſehen gelangt; von da iſt ſie nach Corea, und ſo weiter nach Japan gekommen, wo ſie ſehr allgemein angenommen iſt, und mit der alten Sintoreligion ver- miſcht, verſchiedne Misgeburten des Aberglaubens hervorgebracht hat. Ihre vornehmſten Lehrſaͤtze beſte- hen darin, daß die Seelen, ſowohl der Menſchen als
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Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
niſſe ihrer Religion auf ihre Schuͤler fort, aber mit der
eidlichen Verpflichtung, nie etwas davon bekannt zu
machen. Die weltlichen Prieſter laſſen ſich den Bart,
nicht aber die Haare auf dem Kopfe ſcheeren, und tragen
nach japaniſchem Gebrauch weite Kleider, auf dem Ko-
pfe aber einen lakirten Hut mit herabhangenden ſeidenen
Schnuͤren. — Seit Einfuͤhrung der Religion des
Budsdo in Japan, haben die Sintoiſten verſchiedne
Lehren und Gebraͤuche angenommen, die ſie anfangs
nicht kannten. Dennoch aber, und auch des mannich-
faltigen Aberglaubens ungeachtet, womit ſie von Zeit
zu Zeit befleckt worden, iſt dieſe Religion unſtreitig die
beſte im Lande. Der Kubo bekennt ſich zu derſelben,
und iſt ſchuldig, jaͤhrlich einmal, entweder ſelbſt oder
durch eine Geſandſchaft, einen ihrer Tempel zu beſu-
chen, ſeinen Gottesdienſt darin zu verrichten, und
zugleich anſehnliche Geſchenke zuruͤckzulaſſen.
Die andere Hauptreligion, Budsdo genannt, iſt
von der weſtlichen Kuͤſte Oſtindiens, namentlich aus Ma-
labar, Coromandel und Ceylon hergekommen. Budha,
welches ohne Zweifel mit Budsdo einerley iſt, iſt der
Name eines Propheten unter den Braminen, der unge-
faͤhr tauſend Jahr vor Chriſti Geburt auf Ceylon ge-
bohren ſeyn ſoll, und Stifter dieſer Secte geweſen iſt,
welche ſich hernach uͤber ganz Oſtindien und bis an die
aͤußerſten Graͤnzen Aſiens ausgebreitet hat. In China
iſt ſie erſt lange Zeit nach ihrer Entſtehung zu eini-
gem Anſehen gelangt; von da iſt ſie nach Corea, und
ſo weiter nach Japan gekommen, wo ſie ſehr allgemein
angenommen iſt, und mit der alten Sintoreligion ver-
miſcht, verſchiedne Misgeburten des Aberglaubens
hervorgebracht hat. Ihre vornehmſten Lehrſaͤtze beſte-
hen darin, daß die Seelen, ſowohl der Menſchen als
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/312>, abgerufen am 16.06.2024.
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