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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Uebrige Sitten u. s. w. der Japaner.
welche zurück fahren, des Nachmittags fahren müssen,
damit keiner dem andern begegne.

Bey dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, mir
eine allgemeine Anmerkung zu erlauben. Sie betrifft
die mancherley vortrefflichen öffentlichen Anstalten und
Einrichtungen, woran dies Land, dessen Einwohner wir
gleichwohl auf einer niedrigen Stufe der Cultur unter
uns betrachten zu müssen glauben, so manches Europäi-
sche Land weit übertrifft. Alles zeugt von Ueberlegung
und Ordnung. Wie manches vermißt man in unsern
Staaten, das hier schon seit Hunderten von Jahren an-
zutreffen ist? Man sieht recht deutlich, daß alles auf
einen nützlichen Zweck abzielt. Nichts geschieht hier
zum äußern Schein, nichts um zu glänzen, nichts um
zu prahlen und groß zu thun, nichts um Aufsehen zu
machen, so gar nichts um seinen Nahmen bey der Nach-
welt zu verewigen. Kein Regent, kein Minister, kein
Befehlshaber, kein Beamter überliefert das, was er
Gutes stiftet, einrichtet, bauen oder machen läßt, durch
Denkmähler, mit seinem Nahmen und einer prächtigen
Inschrift versehen, den Nachkommen als sein Werk.

Folgendes hohle ich noch nach, ob es gleich hier
nicht an seiner Stelle steht. Zu Jedo schenkte mir einer
meiner Freunde einen großen kalkartigen Stein, derglei-
chen man, wie sie sagten, im Magen der Pferde, in
dasiger Gegend, und zwar nur solchen, die auf dem
Stalle gehalten werden, antrifft. Von seiner Entste-
hung oder Erzeugung wußte man mir aber keine Nach-
richt zu geben. Hernach bekam ich auch ähnliche kleine
Steine, die platt sind, und keinen Kern (nucleus) in
sich schließen. Jener große besteht aus Blättchen (la-
mellae
), ist sehr dicht, und hat beynahe die Größe eines
Kindskopfs. Ich vermuthe, daß das Wasser um Jedo,

Uebrige Sitten u. ſ. w. der Japaner.
welche zuruͤck fahren, des Nachmittags fahren muͤſſen,
damit keiner dem andern begegne.

Bey dieſer Gelegenheit kann ich nicht umhin, mir
eine allgemeine Anmerkung zu erlauben. Sie betrifft
die mancherley vortrefflichen oͤffentlichen Anſtalten und
Einrichtungen, woran dies Land, deſſen Einwohner wir
gleichwohl auf einer niedrigen Stufe der Cultur unter
uns betrachten zu muͤſſen glauben, ſo manches Europaͤi-
ſche Land weit uͤbertrifft. Alles zeugt von Ueberlegung
und Ordnung. Wie manches vermißt man in unſern
Staaten, das hier ſchon ſeit Hunderten von Jahren an-
zutreffen iſt? Man ſieht recht deutlich, daß alles auf
einen nuͤtzlichen Zweck abzielt. Nichts geſchieht hier
zum aͤußern Schein, nichts um zu glaͤnzen, nichts um
zu prahlen und groß zu thun, nichts um Aufſehen zu
machen, ſo gar nichts um ſeinen Nahmen bey der Nach-
welt zu verewigen. Kein Regent, kein Miniſter, kein
Befehlshaber, kein Beamter uͤberliefert das, was er
Gutes ſtiftet, einrichtet, bauen oder machen laͤßt, durch
Denkmaͤhler, mit ſeinem Nahmen und einer praͤchtigen
Inſchrift verſehen, den Nachkommen als ſein Werk.

Folgendes hohle ich noch nach, ob es gleich hier
nicht an ſeiner Stelle ſteht. Zu Jedo ſchenkte mir einer
meiner Freunde einen großen kalkartigen Stein, derglei-
chen man, wie ſie ſagten, im Magen der Pferde, in
daſiger Gegend, und zwar nur ſolchen, die auf dem
Stalle gehalten werden, antrifft. Von ſeiner Entſte-
hung oder Erzeugung wußte man mir aber keine Nach-
richt zu geben. Hernach bekam ich auch aͤhnliche kleine
Steine, die platt ſind, und keinen Kern (nucleus) in
ſich ſchließen. Jener große beſteht aus Blaͤttchen (la-
mellae
), iſt ſehr dicht, und hat beynahe die Groͤße eines
Kindskopfs. Ich vermuthe, daß das Waſſer um Jedo,

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[213/0247] Uebrige Sitten u. ſ. w. der Japaner. welche zuruͤck fahren, des Nachmittags fahren muͤſſen, damit keiner dem andern begegne. Bey dieſer Gelegenheit kann ich nicht umhin, mir eine allgemeine Anmerkung zu erlauben. Sie betrifft die mancherley vortrefflichen oͤffentlichen Anſtalten und Einrichtungen, woran dies Land, deſſen Einwohner wir gleichwohl auf einer niedrigen Stufe der Cultur unter uns betrachten zu muͤſſen glauben, ſo manches Europaͤi- ſche Land weit uͤbertrifft. Alles zeugt von Ueberlegung und Ordnung. Wie manches vermißt man in unſern Staaten, das hier ſchon ſeit Hunderten von Jahren an- zutreffen iſt? Man ſieht recht deutlich, daß alles auf einen nuͤtzlichen Zweck abzielt. Nichts geſchieht hier zum aͤußern Schein, nichts um zu glaͤnzen, nichts um zu prahlen und groß zu thun, nichts um Aufſehen zu machen, ſo gar nichts um ſeinen Nahmen bey der Nach- welt zu verewigen. Kein Regent, kein Miniſter, kein Befehlshaber, kein Beamter uͤberliefert das, was er Gutes ſtiftet, einrichtet, bauen oder machen laͤßt, durch Denkmaͤhler, mit ſeinem Nahmen und einer praͤchtigen Inſchrift verſehen, den Nachkommen als ſein Werk. Folgendes hohle ich noch nach, ob es gleich hier nicht an ſeiner Stelle ſteht. Zu Jedo ſchenkte mir einer meiner Freunde einen großen kalkartigen Stein, derglei- chen man, wie ſie ſagten, im Magen der Pferde, in daſiger Gegend, und zwar nur ſolchen, die auf dem Stalle gehalten werden, antrifft. Von ſeiner Entſte- hung oder Erzeugung wußte man mir aber keine Nach- richt zu geben. Hernach bekam ich auch aͤhnliche kleine Steine, die platt ſind, und keinen Kern (nucleus) in ſich ſchließen. Jener große beſteht aus Blaͤttchen (la- mellae), iſt ſehr dicht, und hat beynahe die Groͤße eines Kindskopfs. Ich vermuthe, daß das Waſſer um Jedo,

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/247>, abgerufen am 23.11.2024.