Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Fünfte Abtheilung. Vierter Abschnitt. wohlfeil verkauft wird. Bisweilen, wiewohl nur alseine gar ungemeine Seltenheit, machen die Japaner eine Art Zeug aus der Rinde des Papier-Maulbeer- baums (Morus papyrifera), (der nämliche Baum, woraus sie ihr Papier machen), das entweder auf diesel- be Art als Papier verfertigt, oder auch gesponnen und gewebt wird. Dies letztere ist ganz schneeweiß, sehr fein, sieht wie baumwollnes Zeug aus, und wird dann und wann von den Damen zur Kleidung gebraucht, aber nur zum Staat als etwas sehr rares. Stark ist es eben nicht; gewaschen kann es zwar werden, aber das muß mit vieler Behuthsamkeit geschehen. Das Garn dazu wird aus den Fäden oder Fasern der Rinde gesponnen. Die erstere Art ist wirklich eine Art dicken Papiers, bräunlich, und entweder mit einzelnen schmalen dunkeln Streifen, oder mit Blumen bedruckt. Es ist auch selten. Mehrere Stücke, etwas über eine halbe Elle lang und breit, werden sehr sauber zusammen geklebt und Talare daraus gemacht. Es wird aber nur von sehr bejahrten Männern als eine Art Ehrenkleid getragen, und zwar bloß im Winter, da man nicht schwitzt, und auswendig über einem oder zwey andern Talaren. Für jüngere Per- sonen ist der Gebrauch verbothen. Stark ist diese Gat- tung Zeug auch nicht. Von dieser Tracht der Japaner kann man über- Fuͤnfte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. wohlfeil verkauft wird. Bisweilen, wiewohl nur alseine gar ungemeine Seltenheit, machen die Japaner eine Art Zeug aus der Rinde des Papier-Maulbeer- baums (Morus papyrifera), (der naͤmliche Baum, woraus ſie ihr Papier machen), das entweder auf dieſel- be Art als Papier verfertigt, oder auch geſponnen und gewebt wird. Dies letztere iſt ganz ſchneeweiß, ſehr fein, ſieht wie baumwollnes Zeug aus, und wird dann und wann von den Damen zur Kleidung gebraucht, aber nur zum Staat als etwas ſehr rares. Stark iſt es eben nicht; gewaſchen kann es zwar werden, aber das muß mit vieler Behuthſamkeit geſchehen. Das Garn dazu wird aus den Faͤden oder Faſern der Rinde geſponnen. Die erſtere Art iſt wirklich eine Art dicken Papiers, braͤunlich, und entweder mit einzelnen ſchmalen dunkeln Streifen, oder mit Blumen bedruckt. Es iſt auch ſelten. Mehrere Stuͤcke, etwas uͤber eine halbe Elle lang und breit, werden ſehr ſauber zuſammen geklebt und Talare daraus gemacht. Es wird aber nur von ſehr bejahrten Maͤnnern als eine Art Ehrenkleid getragen, und zwar bloß im Winter, da man nicht ſchwitzt, und auswendig uͤber einem oder zwey andern Talaren. Fuͤr juͤngere Per- ſonen iſt der Gebrauch verbothen. Stark iſt dieſe Gat- tung Zeug auch nicht. Von dieſer Tracht der Japaner kann man uͤber- <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0214" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnfte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> wohlfeil verkauft wird. Bisweilen, wiewohl nur als<lb/> eine gar ungemeine Seltenheit, machen die Japaner<lb/> eine Art Zeug aus der Rinde des Papier-Maulbeer-<lb/> baums (<hi rendition="#aq">Morus papyrifera</hi>), (der naͤmliche Baum,<lb/> woraus ſie ihr Papier machen), das entweder auf dieſel-<lb/> be Art als Papier verfertigt, oder auch geſponnen und<lb/> gewebt wird. Dies letztere iſt ganz ſchneeweiß, ſehr<lb/> fein, ſieht wie baumwollnes Zeug aus, und wird dann<lb/> und wann von den Damen zur Kleidung gebraucht, aber<lb/> nur zum Staat als etwas ſehr rares. Stark iſt es eben<lb/> nicht; gewaſchen kann es zwar werden, aber das muß<lb/> mit vieler Behuthſamkeit geſchehen. Das Garn dazu<lb/> wird aus den Faͤden oder Faſern der Rinde geſponnen.<lb/> Die erſtere Art iſt wirklich eine Art dicken Papiers,<lb/> braͤunlich, und entweder mit einzelnen ſchmalen dunkeln<lb/> Streifen, oder mit Blumen bedruckt. Es iſt auch ſelten.<lb/> Mehrere Stuͤcke, etwas uͤber eine halbe Elle lang und<lb/> breit, werden ſehr ſauber zuſammen geklebt und Talare<lb/> daraus gemacht. Es wird aber nur von ſehr bejahrten<lb/> Maͤnnern als eine Art Ehrenkleid getragen, und zwar<lb/> bloß im Winter, da man nicht ſchwitzt, und auswendig<lb/> uͤber einem oder zwey andern Talaren. Fuͤr juͤngere Per-<lb/> ſonen iſt der Gebrauch verbothen. Stark iſt dieſe Gat-<lb/> tung Zeug auch nicht.</p><lb/> <p>Von dieſer Tracht der Japaner kann man uͤber-<lb/> haupt ruͤhmen, daß ſie ſehr weit, und mit dem Unter-<lb/> futter auch ſehr warm iſt; daß man ſie ſehr geſchwind<lb/> aus: und anziehen kann: ſich auszukleiden, braucht es<lb/> nichts weiter, als den Guͤrtel aufzuloͤſen und die Arme<lb/> einzuziehen, da faͤllt der ganze Anzug von ſelbſt nie-<lb/> der; daß ſie kein Gliedmaß, keinen Theil des Koͤrpers<lb/> zwingt, ſpannt oder druͤckt; kurz, daß ſie unbeſchreiblich<lb/> bequem iſt; daß jeder Anzug beynahe jedem paßt; daß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0214]
Fuͤnfte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
wohlfeil verkauft wird. Bisweilen, wiewohl nur als
eine gar ungemeine Seltenheit, machen die Japaner
eine Art Zeug aus der Rinde des Papier-Maulbeer-
baums (Morus papyrifera), (der naͤmliche Baum,
woraus ſie ihr Papier machen), das entweder auf dieſel-
be Art als Papier verfertigt, oder auch geſponnen und
gewebt wird. Dies letztere iſt ganz ſchneeweiß, ſehr
fein, ſieht wie baumwollnes Zeug aus, und wird dann
und wann von den Damen zur Kleidung gebraucht, aber
nur zum Staat als etwas ſehr rares. Stark iſt es eben
nicht; gewaſchen kann es zwar werden, aber das muß
mit vieler Behuthſamkeit geſchehen. Das Garn dazu
wird aus den Faͤden oder Faſern der Rinde geſponnen.
Die erſtere Art iſt wirklich eine Art dicken Papiers,
braͤunlich, und entweder mit einzelnen ſchmalen dunkeln
Streifen, oder mit Blumen bedruckt. Es iſt auch ſelten.
Mehrere Stuͤcke, etwas uͤber eine halbe Elle lang und
breit, werden ſehr ſauber zuſammen geklebt und Talare
daraus gemacht. Es wird aber nur von ſehr bejahrten
Maͤnnern als eine Art Ehrenkleid getragen, und zwar
bloß im Winter, da man nicht ſchwitzt, und auswendig
uͤber einem oder zwey andern Talaren. Fuͤr juͤngere Per-
ſonen iſt der Gebrauch verbothen. Stark iſt dieſe Gat-
tung Zeug auch nicht.
Von dieſer Tracht der Japaner kann man uͤber-
haupt ruͤhmen, daß ſie ſehr weit, und mit dem Unter-
futter auch ſehr warm iſt; daß man ſie ſehr geſchwind
aus: und anziehen kann: ſich auszukleiden, braucht es
nichts weiter, als den Guͤrtel aufzuloͤſen und die Arme
einzuziehen, da faͤllt der ganze Anzug von ſelbſt nie-
der; daß ſie kein Gliedmaß, keinen Theil des Koͤrpers
zwingt, ſpannt oder druͤckt; kurz, daß ſie unbeſchreiblich
bequem iſt; daß jeder Anzug beynahe jedem paßt; daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |