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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Zweyte Abtheilung. Reise von Dezima
See an den Küsten von acht andern hergefahren: Na-
gatto
, Suwo, Aki, Bingo, Bitsju, Bidsen, Fari-
ma
und Sidsju.

Unser Weg war an einigen Orten von demjenigen
verschieden, welchen die Gesandtschaft zu Kämpfers Zei-
ten nahm. Auch wurde hie und da ein andrer Ort zum
Ausruhen und zum Mittagsessen gebraucht, als da-
mahls. Die Wasserreise, welche beynahe einen ganzen
Monath dauerte, hielt uns ungewöhnlich lange auf, und
machte, daß wir zu Jedo später eintrafen, als je vorhin
geschehen seyn mag. Mir verschaffte dieser Umstand
aber den Vortheil, daß der Frühling mehr zu Ende ging,
und der Sommer näher heran rückte, und daher mehr
Bäume und Gewächse in Blüthe standen, als ich sonst
Gelegenheit gehabt haben würde zu sehen und zu sam-
meln, wenn die Reise um einen Monath kürzer gewe-
sen, und wir also auch um einen Monath früher nach
Nangasaki zurück gekommen wären.

Unterweges hatte ich verschiedne von den Fürsten
oder Befehlshabern des Landes, so wohl von den größe-
ren und reicheren, als kleineren, mit einem angemeßnen
Gefolge auf ihrer jährlichen Reise nach der Hauptstadt
und dem Kaiserlichen Hofe gesehen. Wenige zurück
kommende von ihnen begegneten uns; die meisten reise-
ten hin. Vor denen, welche von großem Ansehen wa-
ren, mußten wir, indem sie vorbey zogen, still halten,
wenn wir nicht vorher eine Herberge hatten erreichen kön-
nen. Wenn dann ihre Suite sehr groß war, hatten
wir gewöhnlich auch den Verdruß, daß wir uns mit
den schlechteren Logis behelfen mußten, besonders, wenn
es sich traf, daß wir in solchen Gegenden zusammen stie-
ßen, wo nur kleine Dörfer vorhanden waren. Ja so
gar trug es sich einmahl zu, daß wir in einer Stadt das

Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
See an den Kuͤſten von acht andern hergefahren: Na-
gatto
, Suwo, Aki, Bingo, Bitſju, Bidſen, Fari-
ma
und Sidſju.

Unſer Weg war an einigen Orten von demjenigen
verſchieden, welchen die Geſandtſchaft zu Kaͤmpfers Zei-
ten nahm. Auch wurde hie und da ein andrer Ort zum
Ausruhen und zum Mittagseſſen gebraucht, als da-
mahls. Die Waſſerreiſe, welche beynahe einen ganzen
Monath dauerte, hielt uns ungewoͤhnlich lange auf, und
machte, daß wir zu Jedo ſpaͤter eintrafen, als je vorhin
geſchehen ſeyn mag. Mir verſchaffte dieſer Umſtand
aber den Vortheil, daß der Fruͤhling mehr zu Ende ging,
und der Sommer naͤher heran ruͤckte, und daher mehr
Baͤume und Gewaͤchſe in Bluͤthe ſtanden, als ich ſonſt
Gelegenheit gehabt haben wuͤrde zu ſehen und zu ſam-
meln, wenn die Reiſe um einen Monath kuͤrzer gewe-
ſen, und wir alſo auch um einen Monath fruͤher nach
Nangaſaki zuruͤck gekommen waͤren.

Unterweges hatte ich verſchiedne von den Fuͤrſten
oder Befehlshabern des Landes, ſo wohl von den groͤße-
ren und reicheren, als kleineren, mit einem angemeßnen
Gefolge auf ihrer jaͤhrlichen Reiſe nach der Hauptſtadt
und dem Kaiſerlichen Hofe geſehen. Wenige zuruͤck
kommende von ihnen begegneten uns; die meiſten reiſe-
ten hin. Vor denen, welche von großem Anſehen wa-
ren, mußten wir, indem ſie vorbey zogen, ſtill halten,
wenn wir nicht vorher eine Herberge hatten erreichen koͤn-
nen. Wenn dann ihre Suite ſehr groß war, hatten
wir gewoͤhnlich auch den Verdruß, daß wir uns mit
den ſchlechteren Logis behelfen mußten, beſonders, wenn
es ſich traf, daß wir in ſolchen Gegenden zuſammen ſtie-
ßen, wo nur kleine Doͤrfer vorhanden waren. Ja ſo
gar trug es ſich einmahl zu, daß wir in einer Stadt das

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[100/0134] Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima See an den Kuͤſten von acht andern hergefahren: Na- gatto, Suwo, Aki, Bingo, Bitſju, Bidſen, Fari- ma und Sidſju. Unſer Weg war an einigen Orten von demjenigen verſchieden, welchen die Geſandtſchaft zu Kaͤmpfers Zei- ten nahm. Auch wurde hie und da ein andrer Ort zum Ausruhen und zum Mittagseſſen gebraucht, als da- mahls. Die Waſſerreiſe, welche beynahe einen ganzen Monath dauerte, hielt uns ungewoͤhnlich lange auf, und machte, daß wir zu Jedo ſpaͤter eintrafen, als je vorhin geſchehen ſeyn mag. Mir verſchaffte dieſer Umſtand aber den Vortheil, daß der Fruͤhling mehr zu Ende ging, und der Sommer naͤher heran ruͤckte, und daher mehr Baͤume und Gewaͤchſe in Bluͤthe ſtanden, als ich ſonſt Gelegenheit gehabt haben wuͤrde zu ſehen und zu ſam- meln, wenn die Reiſe um einen Monath kuͤrzer gewe- ſen, und wir alſo auch um einen Monath fruͤher nach Nangaſaki zuruͤck gekommen waͤren. Unterweges hatte ich verſchiedne von den Fuͤrſten oder Befehlshabern des Landes, ſo wohl von den groͤße- ren und reicheren, als kleineren, mit einem angemeßnen Gefolge auf ihrer jaͤhrlichen Reiſe nach der Hauptſtadt und dem Kaiſerlichen Hofe geſehen. Wenige zuruͤck kommende von ihnen begegneten uns; die meiſten reiſe- ten hin. Vor denen, welche von großem Anſehen wa- ren, mußten wir, indem ſie vorbey zogen, ſtill halten, wenn wir nicht vorher eine Herberge hatten erreichen koͤn- nen. Wenn dann ihre Suite ſehr groß war, hatten wir gewoͤhnlich auch den Verdruß, daß wir uns mit den ſchlechteren Logis behelfen mußten, beſonders, wenn es ſich traf, daß wir in ſolchen Gegenden zuſammen ſtie- ßen, wo nur kleine Doͤrfer vorhanden waren. Ja ſo gar trug es ſich einmahl zu, daß wir in einer Stadt das

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/134>, abgerufen am 25.11.2024.