gegraben und vom Wasser ganz durchdrungen wird, so bekommt es eine bläuliche Farbe; wird es alsdann mit dursichtigem Lack überzogen, so nimmt es sich vorzüglich schön aus. Es wird von hieraus in Menge in die übri- gen Provinzen verführt.
In den bergigen Gegenden um Fakonie traf ich eine Art langer schmaler Eidechsen (Lacerta Iaponica) sehr häufig an. Die Dolmetscher hielten sie für einen Meerstint (Stincus marinus), und die Japaner nennen sie in ihrer Sprache Sansjo no iwo. Auch sah ich sie fast in allen Kramladen zu Kauf hangen. Man trocknet sie, steckt eine hölzerne Pinne durch den Kopf, und reihet mehrere darauf. Sie werden zu Pulver gestoßen und als ein stärkendes Mittel, wie auch gegen die Lungensucht, und bey Kindern gegen die Würmer gebraucht.
Endlich verließen wir diese schöne Stelle und reise- ten den Berg hinunter. Ich ermangelte nicht, Blumen und Samen von den am Wege stehenden Gewächsen und Sträuchen fleißig aufzusuchen und zu sammeln. Un- terwegs sahen wir sehr viele, von den Einwohnern zum Nutzen und zur Bequemlichkeit auf ihren Höfen und Aeckern angelegte Wasserfälle und Wasserleitungen aus dem See.
Ehe wir am Fuße des Berges anlangten, kamen wir bey einer Kaiserlichen Wache an, die uns in Gegen- wart der dabey angestellten Kaiserlichen Bevollmächtig- ten, genau visitirte. Dies ist die zweyte Wache, wel- che Reisende, die aus den westlichen Landschaften nach Jedo wollen, passiren müssen. Die Lage und Beschaf- fenheit des Landes in dieser Gegend ist von der Art, daß man gar keinen andern Weg als diesen nehmen kann, sondern durchaus über den Berg Fakonie und durch die- sen engen Paß, der nicht nur bewacht, sondern auch mit
nach der Kaiſerl. Reſidenz-Stadt Jedo.
gegraben und vom Waſſer ganz durchdrungen wird, ſo bekommt es eine blaͤuliche Farbe; wird es alsdann mit durſichtigem Lack uͤberzogen, ſo nimmt es ſich vorzuͤglich ſchoͤn aus. Es wird von hieraus in Menge in die uͤbri- gen Provinzen verfuͤhrt.
In den bergigen Gegenden um Fakonie traf ich eine Art langer ſchmaler Eidechſen (Lacerta Iaponica) ſehr haͤufig an. Die Dolmetſcher hielten ſie fuͤr einen Meerſtint (Stincus marinus), und die Japaner nennen ſie in ihrer Sprache Sansjo no iwo. Auch ſah ich ſie faſt in allen Kramladen zu Kauf hangen. Man trocknet ſie, ſteckt eine hoͤlzerne Pinne durch den Kopf, und reihet mehrere darauf. Sie werden zu Pulver geſtoßen und als ein ſtaͤrkendes Mittel, wie auch gegen die Lungenſucht, und bey Kindern gegen die Wuͤrmer gebraucht.
Endlich verließen wir dieſe ſchoͤne Stelle und reiſe- ten den Berg hinunter. Ich ermangelte nicht, Blumen und Samen von den am Wege ſtehenden Gewaͤchſen und Straͤuchen fleißig aufzuſuchen und zu ſammeln. Un- terwegs ſahen wir ſehr viele, von den Einwohnern zum Nutzen und zur Bequemlichkeit auf ihren Hoͤfen und Aeckern angelegte Waſſerfaͤlle und Waſſerleitungen aus dem See.
Ehe wir am Fuße des Berges anlangten, kamen wir bey einer Kaiſerlichen Wache an, die uns in Gegen- wart der dabey angeſtellten Kaiſerlichen Bevollmaͤchtig- ten, genau viſitirte. Dies iſt die zweyte Wache, wel- che Reiſende, die aus den weſtlichen Landſchaften nach Jedo wollen, paſſiren muͤſſen. Die Lage und Beſchaf- fenheit des Landes in dieſer Gegend iſt von der Art, daß man gar keinen andern Weg als dieſen nehmen kann, ſondern durchaus uͤber den Berg Fakonie und durch die- ſen engen Paß, der nicht nur bewacht, ſondern auch mit
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nach der Kaiſerl. Reſidenz-Stadt Jedo.
gegraben und vom Waſſer ganz durchdrungen wird, ſo
bekommt es eine blaͤuliche Farbe; wird es alsdann mit
durſichtigem Lack uͤberzogen, ſo nimmt es ſich vorzuͤglich
ſchoͤn aus. Es wird von hieraus in Menge in die uͤbri-
gen Provinzen verfuͤhrt.
In den bergigen Gegenden um Fakonie traf ich
eine Art langer ſchmaler Eidechſen (Lacerta Iaponica)
ſehr haͤufig an. Die Dolmetſcher hielten ſie fuͤr einen
Meerſtint (Stincus marinus), und die Japaner nennen
ſie in ihrer Sprache Sansjo no iwo. Auch ſah ich ſie faſt
in allen Kramladen zu Kauf hangen. Man trocknet ſie,
ſteckt eine hoͤlzerne Pinne durch den Kopf, und reihet
mehrere darauf. Sie werden zu Pulver geſtoßen und
als ein ſtaͤrkendes Mittel, wie auch gegen die Lungenſucht,
und bey Kindern gegen die Wuͤrmer gebraucht.
Endlich verließen wir dieſe ſchoͤne Stelle und reiſe-
ten den Berg hinunter. Ich ermangelte nicht, Blumen
und Samen von den am Wege ſtehenden Gewaͤchſen
und Straͤuchen fleißig aufzuſuchen und zu ſammeln. Un-
terwegs ſahen wir ſehr viele, von den Einwohnern zum
Nutzen und zur Bequemlichkeit auf ihren Hoͤfen und
Aeckern angelegte Waſſerfaͤlle und Waſſerleitungen aus
dem See.
Ehe wir am Fuße des Berges anlangten, kamen
wir bey einer Kaiſerlichen Wache an, die uns in Gegen-
wart der dabey angeſtellten Kaiſerlichen Bevollmaͤchtig-
ten, genau viſitirte. Dies iſt die zweyte Wache, wel-
che Reiſende, die aus den weſtlichen Landſchaften nach
Jedo wollen, paſſiren muͤſſen. Die Lage und Beſchaf-
fenheit des Landes in dieſer Gegend iſt von der Art, daß
man gar keinen andern Weg als dieſen nehmen kann,
ſondern durchaus uͤber den Berg Fakonie und durch die-
ſen engen Paß, der nicht nur bewacht, ſondern auch mit
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/129>, abgerufen am 27.11.2024.
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