roi, Nakuri, Firagowa, Kakegawa, eine große und befestigte Stadt, Jamma Fano, Nissaka, Kikugawa, Komaja, und den Fluß Ojingawa nach Simada, ei- nem ungefähr eine Viertelmeile langen Dorfe, welches zusammen gegen sechzehn Meilen ausmachte.
Der Fluß Ojingawa ist für Reisende einer der ge- fährlichsten. Er schwillt nicht nur während der Regen- zeit, wie andre, sehr hoch an, sondern sein Lauf nach der See hinab ist auch unglaublich schnell, und der Boden alsdann oft mit großen Steinen bedeckt, die der reißende Strom von den Bergen herunter gewälzt hat. Bey al- len denjenigen großen Flüssen, über die man keine Brü- cken hat anlegen können, hat die Regierung Anstalt ge- troffen, daß Reisende entweder in Böten übergesetzt, oder von dazu bestellten Leuten hindurch getragen werden. Bey der gefährlichen Stelle, die wir jetzt zu passiren hat- ten, und wo weder Brücke noch Boot gebraucht werden kann, ist diese Vorsorge verdoppelt. Hier sind Leute in Menge bestellt, die nicht nur den Grund genau ken- nen, sondern auch durch Uebung gelernt haben, die Rei- senden sicher durchzutragen. Ihre Bezahlung steht mit der verschiednen Höhe des Wassers, mithin auch der je- desmahligen Gefahr, im Verhältnisse. Sie müssen aber auch mit ihrem Leben vor alles Unglück stehen. Man bleibt in den Norimon sitzen, und wird so durch- getragen. Für uns hatte dies etwas ganz schreckliches, obwohl das Wasser jetzt eben nicht hoch war, sondern den Trägern nur etwas über die Knie ging. Mehrere Kerl trugen den Norimon auf beyden Seiten, und neben die- sen gingen andre, um sie zu unterstützen, damit sie von der Gewalt und dem reißenden Laufe des Stroms nicht fortgetrieben würden. Auf gleiche Art werden auch die Pferde durchgebracht, indem zu jeder Seite einige Mann
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
roi, Nakuri, Firagowa, Kakegawa, eine große und befeſtigte Stadt, Jamma Fano, Niſſaka, Kikugawa, Komaja, und den Fluß Ojingawa nach Simada, ei- nem ungefaͤhr eine Viertelmeile langen Dorfe, welches zuſammen gegen ſechzehn Meilen ausmachte.
Der Fluß Ojingawa iſt fuͤr Reiſende einer der ge- faͤhrlichſten. Er ſchwillt nicht nur waͤhrend der Regen- zeit, wie andre, ſehr hoch an, ſondern ſein Lauf nach der See hinab iſt auch unglaublich ſchnell, und der Boden alsdann oft mit großen Steinen bedeckt, die der reißende Strom von den Bergen herunter gewaͤlzt hat. Bey al- len denjenigen großen Fluͤſſen, uͤber die man keine Bruͤ- cken hat anlegen koͤnnen, hat die Regierung Anſtalt ge- troffen, daß Reiſende entweder in Boͤten uͤbergeſetzt, oder von dazu beſtellten Leuten hindurch getragen werden. Bey der gefaͤhrlichen Stelle, die wir jetzt zu paſſiren hat- ten, und wo weder Bruͤcke noch Boot gebraucht werden kann, iſt dieſe Vorſorge verdoppelt. Hier ſind Leute in Menge beſtellt, die nicht nur den Grund genau ken- nen, ſondern auch durch Uebung gelernt haben, die Rei- ſenden ſicher durchzutragen. Ihre Bezahlung ſteht mit der verſchiednen Hoͤhe des Waſſers, mithin auch der je- desmahligen Gefahr, im Verhaͤltniſſe. Sie muͤſſen aber auch mit ihrem Leben vor alles Ungluͤck ſtehen. Man bleibt in den Norimon ſitzen, und wird ſo durch- getragen. Fuͤr uns hatte dies etwas ganz ſchreckliches, obwohl das Waſſer jetzt eben nicht hoch war, ſondern den Traͤgern nur etwas uͤber die Knie ging. Mehrere Kerl trugen den Norimon auf beyden Seiten, und neben die- ſen gingen andre, um ſie zu unterſtuͤtzen, damit ſie von der Gewalt und dem reißenden Laufe des Stroms nicht fortgetrieben wuͤrden. Auf gleiche Art werden auch die Pferde durchgebracht, indem zu jeder Seite einige Mann
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Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
roi, Nakuri, Firagowa, Kakegawa, eine große und
befeſtigte Stadt, Jamma Fano, Niſſaka, Kikugawa,
Komaja, und den Fluß Ojingawa nach Simada, ei-
nem ungefaͤhr eine Viertelmeile langen Dorfe, welches
zuſammen gegen ſechzehn Meilen ausmachte.
Der Fluß Ojingawa iſt fuͤr Reiſende einer der ge-
faͤhrlichſten. Er ſchwillt nicht nur waͤhrend der Regen-
zeit, wie andre, ſehr hoch an, ſondern ſein Lauf nach der
See hinab iſt auch unglaublich ſchnell, und der Boden
alsdann oft mit großen Steinen bedeckt, die der reißende
Strom von den Bergen herunter gewaͤlzt hat. Bey al-
len denjenigen großen Fluͤſſen, uͤber die man keine Bruͤ-
cken hat anlegen koͤnnen, hat die Regierung Anſtalt ge-
troffen, daß Reiſende entweder in Boͤten uͤbergeſetzt, oder
von dazu beſtellten Leuten hindurch getragen werden.
Bey der gefaͤhrlichen Stelle, die wir jetzt zu paſſiren hat-
ten, und wo weder Bruͤcke noch Boot gebraucht werden
kann, iſt dieſe Vorſorge verdoppelt. Hier ſind Leute
in Menge beſtellt, die nicht nur den Grund genau ken-
nen, ſondern auch durch Uebung gelernt haben, die Rei-
ſenden ſicher durchzutragen. Ihre Bezahlung ſteht mit
der verſchiednen Hoͤhe des Waſſers, mithin auch der je-
desmahligen Gefahr, im Verhaͤltniſſe. Sie muͤſſen
aber auch mit ihrem Leben vor alles Ungluͤck ſtehen.
Man bleibt in den Norimon ſitzen, und wird ſo durch-
getragen. Fuͤr uns hatte dies etwas ganz ſchreckliches,
obwohl das Waſſer jetzt eben nicht hoch war, ſondern den
Traͤgern nur etwas uͤber die Knie ging. Mehrere Kerl
trugen den Norimon auf beyden Seiten, und neben die-
ſen gingen andre, um ſie zu unterſtuͤtzen, damit ſie von
der Gewalt und dem reißenden Laufe des Stroms nicht
fortgetrieben wuͤrden. Auf gleiche Art werden auch die
Pferde durchgebracht, indem zu jeder Seite einige Mann
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/122>, abgerufen am 22.11.2024.
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