Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Vorrede des Verfassers. einer Art, durchgängig despotisch und die Reli-gion meistens mahomedanisch. Daher ist und bleibt das Volk dumm und abergläubig, kriechend und aufrührisch, arm und faul, -- frey- lich das alles nicht überall in gleichem Grade -- aber doch ohne Ausnahme mitleidswürdig. Dies Elend ist um so viel drückender für sie geworden, da die handelnden Europäer, in den letzten Jahrhun- derten von der Aufklärung, von der Religion und der Menschlichkeit, deren sie sich rühmen, keinen Gebrauch gemacht haben, um den Zustand dieser Leute zu verbessern und ihre Ketten ihnen leichter zu machen; sondern da sie im Gegentheil durch ihre Habsucht und unersättliche Geldbegier ihr Joch vervielfältiget, und nicht nur die Menge sondern auch die Arten ihrer Lasten vermehrt haben. Wie sollten auch wohl die Leute in einem Lande glücklich seyn können, wo es keine Gesetze, sondern nur Gutdünken und Willkühr giebt; wo der Menschen Leben dem Leben der Thiere gleich ge- achtet wird; wo keine Sicherheit, kein Eigen- thumsrecht, kaum irgend ein Begriff von Frey- heit und edlen Handlungen Statt hat? Von der Anwendung und dem Nutzen so Vorrede des Verfaſſers. einer Art, durchgaͤngig despotiſch und die Reli-gion meiſtens mahomedaniſch. Daher iſt und bleibt das Volk dumm und aberglaͤubig, kriechend und aufruͤhriſch, arm und faul, — frey- lich das alles nicht uͤberall in gleichem Grade — aber doch ohne Ausnahme mitleidswuͤrdig. Dies Elend iſt um ſo viel druͤckender fuͤr ſie geworden, da die handelnden Europaͤer, in den letzten Jahrhun- derten von der Aufklaͤrung, von der Religion und der Menſchlichkeit, deren ſie ſich ruͤhmen, keinen Gebrauch gemacht haben, um den Zuſtand dieſer Leute zu verbeſſern und ihre Ketten ihnen leichter zu machen; ſondern da ſie im Gegentheil durch ihre Habſucht und unerſaͤttliche Geldbegier ihr Joch vervielfaͤltiget, und nicht nur die Menge ſondern auch die Arten ihrer Laſten vermehrt haben. Wie ſollten auch wohl die Leute in einem Lande gluͤcklich ſeyn koͤnnen, wo es keine Geſetze, ſondern nur Gutduͤnken und Willkuͤhr giebt; wo der Menſchen Leben dem Leben der Thiere gleich ge- achtet wird; wo keine Sicherheit, kein Eigen- thumsrecht, kaum irgend ein Begriff von Frey- heit und edlen Handlungen Statt hat? Von der Anwendung und dem Nutzen ſo <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="VI"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede des Verfaſſers.</hi></fw><lb/><hi rendition="#g">einer</hi> Art, durchgaͤngig despotiſch und die Reli-<lb/> gion meiſtens mahomedaniſch. Daher iſt und bleibt<lb/> das Volk dumm und aberglaͤubig, kriechend<lb/> und aufruͤhriſch, arm und faul, — frey-<lb/> lich das alles nicht uͤberall in gleichem Grade —<lb/> aber doch ohne Ausnahme mitleidswuͤrdig. Dies<lb/> Elend iſt um ſo viel druͤckender fuͤr ſie geworden, da<lb/> die handelnden Europaͤer, in den letzten Jahrhun-<lb/> derten von der Aufklaͤrung, von der Religion und<lb/> der Menſchlichkeit, deren ſie ſich ruͤhmen, keinen<lb/> Gebrauch gemacht haben, um den Zuſtand dieſer<lb/> Leute zu verbeſſern und ihre Ketten ihnen leichter<lb/> zu machen; ſondern da ſie im Gegentheil durch<lb/> ihre Habſucht und unerſaͤttliche Geldbegier ihr<lb/> Joch vervielfaͤltiget, und nicht nur die Menge<lb/> ſondern auch die Arten ihrer Laſten vermehrt<lb/> haben. Wie ſollten auch wohl die Leute in einem<lb/> Lande gluͤcklich ſeyn koͤnnen, wo es keine Geſetze,<lb/> ſondern nur Gutduͤnken und Willkuͤhr giebt; wo<lb/> der Menſchen Leben dem Leben der Thiere gleich ge-<lb/> achtet wird; wo keine Sicherheit, kein Eigen-<lb/> thumsrecht, kaum irgend ein Begriff von Frey-<lb/> heit und edlen Handlungen Statt hat?</p><lb/> <p>Von der Anwendung und dem Nutzen ſo<lb/> mancher Naturproducte jener fernen Laͤnder iſt<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [VI/0012]
Vorrede des Verfaſſers.
einer Art, durchgaͤngig despotiſch und die Reli-
gion meiſtens mahomedaniſch. Daher iſt und bleibt
das Volk dumm und aberglaͤubig, kriechend
und aufruͤhriſch, arm und faul, — frey-
lich das alles nicht uͤberall in gleichem Grade —
aber doch ohne Ausnahme mitleidswuͤrdig. Dies
Elend iſt um ſo viel druͤckender fuͤr ſie geworden, da
die handelnden Europaͤer, in den letzten Jahrhun-
derten von der Aufklaͤrung, von der Religion und
der Menſchlichkeit, deren ſie ſich ruͤhmen, keinen
Gebrauch gemacht haben, um den Zuſtand dieſer
Leute zu verbeſſern und ihre Ketten ihnen leichter
zu machen; ſondern da ſie im Gegentheil durch
ihre Habſucht und unerſaͤttliche Geldbegier ihr
Joch vervielfaͤltiget, und nicht nur die Menge
ſondern auch die Arten ihrer Laſten vermehrt
haben. Wie ſollten auch wohl die Leute in einem
Lande gluͤcklich ſeyn koͤnnen, wo es keine Geſetze,
ſondern nur Gutduͤnken und Willkuͤhr giebt; wo
der Menſchen Leben dem Leben der Thiere gleich ge-
achtet wird; wo keine Sicherheit, kein Eigen-
thumsrecht, kaum irgend ein Begriff von Frey-
heit und edlen Handlungen Statt hat?
Von der Anwendung und dem Nutzen ſo
mancher Naturproducte jener fernen Laͤnder iſt
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