Logis nahmen: eine Tagereise von etwas mehr als sieben Meilen.
Oits liegt an einem Landsee gleiches Nahmens, der gegen seine Länge von vierzig Japanischen Meilen sehr schmal ist. Wenn man alten Erzählungen glauben kann, so ist derselbe in Einer Nacht durch ein Erdbeben, das diese ganze Strecke Landes einstürzen gemacht, entstan- den. Er befördert gar sehr den Transport der Waaren aus den umliegenden Gegenden nach Miaco. Auch ist er deswegen merkwürdig, daß Lachse sich darin aufhalten, welche Art Fische sonst in ganz Ostindien so außerordent- lich selten ist. Diejenigen, welche wir hier davon aßen, waren vortrefflich. Die größten wogen ungefähr ein halbes Ließpfund. Auf unsrer ferneren Reise trafen wir noch an mehr Oertern Lachs; wir ließen daher verschiedne räuchern, um sie bey unsrer Zurückkunft mitzunehmen; diese kamen aber weder an Größe und Fett, noch in An- sehung der Art, wie sie geräuchert waren, den Europäi- schen gleich.
Kusats ist nur ein Dorf, aber von fünf hundert Feuerstellen. Bey Tsetta kamen wir über eine sehr lan- ge Brücke, die auf einer kleinen, nahe nach der einen Seite liegenden Insel ruhet, etwa 350 Schritte lang, nach Japanischer Art schön gebauet, und mit Gelender versehen ist.
Am folgenden Tage hatten wir eilf Meilen zu ma- chen, und zwar durch die große reiche und fruchtbare Pro- vinz Omi. Hier liegen die Städte und Dörfer ganz dicht an einander. Die merkwürdigsten, welche wir passirten, waren Menoki, Issibe, Nasumi, Isami, Minakuts, Ono, Matsu, Fitsjoma, Inofana Sawa und Sakanosta.
Minakuts ist eine ansehnliche Stadt. So wohl hier als vorher an verschiednen Orten, waren Kranke
F 2
nach der Kaiſerl. Reſidenz-Stadt Jedo.
Logis nahmen: eine Tagereiſe von etwas mehr als ſieben Meilen.
Oits liegt an einem Landſee gleiches Nahmens, der gegen ſeine Laͤnge von vierzig Japaniſchen Meilen ſehr ſchmal iſt. Wenn man alten Erzaͤhlungen glauben kann, ſo iſt derſelbe in Einer Nacht durch ein Erdbeben, das dieſe ganze Strecke Landes einſtuͤrzen gemacht, entſtan- den. Er befoͤrdert gar ſehr den Transport der Waaren aus den umliegenden Gegenden nach Miaco. Auch iſt er deswegen merkwuͤrdig, daß Lachſe ſich darin aufhalten, welche Art Fiſche ſonſt in ganz Oſtindien ſo außerordent- lich ſelten iſt. Diejenigen, welche wir hier davon aßen, waren vortrefflich. Die groͤßten wogen ungefaͤhr ein halbes Ließpfund. Auf unſrer ferneren Reiſe trafen wir noch an mehr Oertern Lachs; wir ließen daher verſchiedne raͤuchern, um ſie bey unſrer Zuruͤckkunft mitzunehmen; dieſe kamen aber weder an Groͤße und Fett, noch in An- ſehung der Art, wie ſie geraͤuchert waren, den Europaͤi- ſchen gleich.
Kuſats iſt nur ein Dorf, aber von fuͤnf hundert Feuerſtellen. Bey Tſetta kamen wir uͤber eine ſehr lan- ge Bruͤcke, die auf einer kleinen, nahe nach der einen Seite liegenden Inſel ruhet, etwa 350 Schritte lang, nach Japaniſcher Art ſchoͤn gebauet, und mit Gelender verſehen iſt.
Am folgenden Tage hatten wir eilf Meilen zu ma- chen, und zwar durch die große reiche und fruchtbare Pro- vinz Omi. Hier liegen die Staͤdte und Doͤrfer ganz dicht an einander. Die merkwuͤrdigſten, welche wir paſſirten, waren Menoki, Iſſibe, Naſumi, Iſami, Minakuts, Ono, Matſu, Fitsjoma, Inofana Sawa und Sakanoſta.
Minakuts iſt eine anſehnliche Stadt. So wohl hier als vorher an verſchiednen Orten, waren Kranke
F 2
<TEI><text><body><divn="2"><p><pbfacs="#f0117"n="83"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">nach der Kaiſerl. Reſidenz-Stadt <placeName>Jedo</placeName>.</hi></fw><lb/>
Logis nahmen: eine Tagereiſe von etwas mehr als ſieben<lb/>
Meilen.</p><lb/><p><placeName>Oits</placeName> liegt an einem Landſee gleiches Nahmens, der<lb/>
gegen ſeine Laͤnge von vierzig Japaniſchen Meilen ſehr<lb/>ſchmal iſt. Wenn man alten Erzaͤhlungen glauben kann,<lb/>ſo iſt derſelbe in Einer Nacht durch ein Erdbeben, das<lb/>
dieſe ganze Strecke Landes einſtuͤrzen gemacht, entſtan-<lb/>
den. Er befoͤrdert gar ſehr den Transport der Waaren<lb/>
aus den umliegenden Gegenden nach <placeName>Miaco</placeName>. Auch iſt<lb/>
er deswegen merkwuͤrdig, daß Lachſe ſich darin aufhalten,<lb/>
welche Art Fiſche ſonſt in ganz <placeName>Oſtindien</placeName>ſo außerordent-<lb/>
lich ſelten iſt. Diejenigen, welche wir hier davon aßen,<lb/>
waren vortrefflich. Die groͤßten wogen ungefaͤhr ein<lb/>
halbes Ließpfund. Auf unſrer ferneren Reiſe trafen wir<lb/>
noch an mehr Oertern Lachs; wir ließen daher verſchiedne<lb/>
raͤuchern, um ſie bey unſrer Zuruͤckkunft mitzunehmen;<lb/>
dieſe kamen aber weder an Groͤße und Fett, noch in An-<lb/>ſehung der Art, wie ſie geraͤuchert waren, den Europaͤi-<lb/>ſchen gleich.</p><lb/><p><placeName>Kuſats</placeName> iſt nur ein Dorf, aber von fuͤnf hundert<lb/>
Feuerſtellen. Bey <placeName>Tſetta</placeName> kamen wir uͤber eine ſehr lan-<lb/>
ge Bruͤcke, die auf einer kleinen, nahe nach der einen<lb/>
Seite liegenden Inſel ruhet, etwa 350 Schritte lang,<lb/>
nach Japaniſcher Art ſchoͤn gebauet, und mit Gelender<lb/>
verſehen iſt.</p><lb/><p>Am folgenden Tage hatten wir eilf Meilen zu ma-<lb/>
chen, und zwar durch die große reiche und fruchtbare Pro-<lb/>
vinz <placeName>Omi</placeName>. Hier liegen die Staͤdte und Doͤrfer ganz dicht<lb/>
an einander. Die merkwuͤrdigſten, welche wir paſſirten,<lb/>
waren <placeName>Menoki</placeName>, <placeName>Iſſibe</placeName>, <placeName>Naſumi</placeName>, <placeName>Iſami</placeName>, <placeName>Minakuts</placeName>, <placeName>Ono</placeName>,<lb/><placeName>Matſu</placeName>, <placeName>Fitsjoma</placeName>, <placeName>Inofana Sawa</placeName> und <placeName>Sakanoſta</placeName>.</p><lb/><p><placeName>Minakuts</placeName> iſt eine anſehnliche Stadt. So wohl<lb/>
hier als vorher an verſchiednen Orten, waren Kranke<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 2</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[83/0117]
nach der Kaiſerl. Reſidenz-Stadt Jedo.
Logis nahmen: eine Tagereiſe von etwas mehr als ſieben
Meilen.
Oits liegt an einem Landſee gleiches Nahmens, der
gegen ſeine Laͤnge von vierzig Japaniſchen Meilen ſehr
ſchmal iſt. Wenn man alten Erzaͤhlungen glauben kann,
ſo iſt derſelbe in Einer Nacht durch ein Erdbeben, das
dieſe ganze Strecke Landes einſtuͤrzen gemacht, entſtan-
den. Er befoͤrdert gar ſehr den Transport der Waaren
aus den umliegenden Gegenden nach Miaco. Auch iſt
er deswegen merkwuͤrdig, daß Lachſe ſich darin aufhalten,
welche Art Fiſche ſonſt in ganz Oſtindien ſo außerordent-
lich ſelten iſt. Diejenigen, welche wir hier davon aßen,
waren vortrefflich. Die groͤßten wogen ungefaͤhr ein
halbes Ließpfund. Auf unſrer ferneren Reiſe trafen wir
noch an mehr Oertern Lachs; wir ließen daher verſchiedne
raͤuchern, um ſie bey unſrer Zuruͤckkunft mitzunehmen;
dieſe kamen aber weder an Groͤße und Fett, noch in An-
ſehung der Art, wie ſie geraͤuchert waren, den Europaͤi-
ſchen gleich.
Kuſats iſt nur ein Dorf, aber von fuͤnf hundert
Feuerſtellen. Bey Tſetta kamen wir uͤber eine ſehr lan-
ge Bruͤcke, die auf einer kleinen, nahe nach der einen
Seite liegenden Inſel ruhet, etwa 350 Schritte lang,
nach Japaniſcher Art ſchoͤn gebauet, und mit Gelender
verſehen iſt.
Am folgenden Tage hatten wir eilf Meilen zu ma-
chen, und zwar durch die große reiche und fruchtbare Pro-
vinz Omi. Hier liegen die Staͤdte und Doͤrfer ganz dicht
an einander. Die merkwuͤrdigſten, welche wir paſſirten,
waren Menoki, Iſſibe, Naſumi, Iſami, Minakuts, Ono,
Matſu, Fitsjoma, Inofana Sawa und Sakanoſta.
Minakuts iſt eine anſehnliche Stadt. So wohl
hier als vorher an verſchiednen Orten, waren Kranke
F 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/117>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.