Den 19. November 1770 kamen wir vor Havre de Grace an. In dem großen Meerbusen, welchen das Land hier bildet, lagen verschiedne Schiffe. Unsern Matrosen hatte das salzige Wasser, welches über das Schiff geschlagen war, nasse Füße verursacht; und jetzt fingen diese an zu schwellen, und an verschiednen Stel- len große Blasen zu bekommen. Das einzige Heilmit- tel, welches sie gegen diese Unbequemlichkeiten gebrauch- ten, bestand darin, daß sie die Füße mit Branntwein wuschen. Der Schiffer mußte sich jetzt nach der Stadt begeben, um einen sogenannten Gesundheitsbrief, und einen Lootsen zu bekommen.
Havre de Grace liegt am Abhange einer Anhöhe zwischen Hügeln. Die Stadt ist schön, aber nicht sehr groß; sie hat eine gute Lage und einen vortrefflichen Ha- fen, der gegenwärtig ungefähr hundert und funfzig Fahrzeuge innerhalb der Mauern enthielt. Außerhalb lagen einige Hamburgische Schiffe, die Quarantaine hielten.
Von Havre de Grace segelten wir bald ab, ohne an Land gestiegen zu seyn, und fuhren nach Quilleboeuf, wo die Seine sich ins Meer ergießt. Hier kamen die Zollbedienten an Bord, um das Schiff zu versiegeln; auch kam ein Lootse, um uns nach Rouen zu führen. Hier lagen zwey in den Strom versenkte Schiffe, wovon nur die Spitzen der Maste sichtbar waren. Das Wasser sieht hier von der Kreide ganz weißlich aus. -- Gegen Abend warfen wir die Anker bey einem Dorfe, Vilcair, weil uns der Strom jetzt entgegen war, und der Wind sich gelegt hatte. Von der Mündung der in vielen Buchten fortfließenden Seine bis nach Rouen zählt man dreißig Französische Meilen, da eben diese Entfernung zu Lande nur zehn beträgt. Ich ging hier mit dem
Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
Den 19. November 1770 kamen wir vor Havre de Grace an. In dem großen Meerbuſen, welchen das Land hier bildet, lagen verſchiedne Schiffe. Unſern Matroſen hatte das ſalzige Waſſer, welches uͤber das Schiff geſchlagen war, naſſe Fuͤße verurſacht; und jetzt fingen dieſe an zu ſchwellen, und an verſchiednen Stel- len große Blaſen zu bekommen. Das einzige Heilmit- tel, welches ſie gegen dieſe Unbequemlichkeiten gebrauch- ten, beſtand darin, daß ſie die Fuͤße mit Branntwein wuſchen. Der Schiffer mußte ſich jetzt nach der Stadt begeben, um einen ſogenannten Geſundheitsbrief, und einen Lootſen zu bekommen.
Havre de Grace liegt am Abhange einer Anhoͤhe zwiſchen Huͤgeln. Die Stadt iſt ſchoͤn, aber nicht ſehr groß; ſie hat eine gute Lage und einen vortrefflichen Ha- fen, der gegenwaͤrtig ungefaͤhr hundert und funfzig Fahrzeuge innerhalb der Mauern enthielt. Außerhalb lagen einige Hamburgiſche Schiffe, die Quarantaine hielten.
Von Havre de Grace ſegelten wir bald ab, ohne an Land geſtiegen zu ſeyn, und fuhren nach Quilleboeuf, wo die Seine ſich ins Meer ergießt. Hier kamen die Zollbedienten an Bord, um das Schiff zu verſiegeln; auch kam ein Lootſe, um uns nach Rouen zu fuͤhren. Hier lagen zwey in den Strom verſenkte Schiffe, wovon nur die Spitzen der Maſte ſichtbar waren. Das Waſſer ſieht hier von der Kreide ganz weißlich aus. — Gegen Abend warfen wir die Anker bey einem Dorfe, Vilcair, weil uns der Strom jetzt entgegen war, und der Wind ſich gelegt hatte. Von der Muͤndung der in vielen Buchten fortfließenden Seine bis nach Rouen zaͤhlt man dreißig Franzoͤſiſche Meilen, da eben dieſe Entfernung zu Lande nur zehn betraͤgt. Ich ging hier mit dem
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Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
Den 19. November 1770 kamen wir vor Havre
de Grace an. In dem großen Meerbuſen, welchen das
Land hier bildet, lagen verſchiedne Schiffe. Unſern
Matroſen hatte das ſalzige Waſſer, welches uͤber das
Schiff geſchlagen war, naſſe Fuͤße verurſacht; und jetzt
fingen dieſe an zu ſchwellen, und an verſchiednen Stel-
len große Blaſen zu bekommen. Das einzige Heilmit-
tel, welches ſie gegen dieſe Unbequemlichkeiten gebrauch-
ten, beſtand darin, daß ſie die Fuͤße mit Branntwein
wuſchen. Der Schiffer mußte ſich jetzt nach der Stadt
begeben, um einen ſogenannten Geſundheitsbrief, und
einen Lootſen zu bekommen.
Havre de Grace liegt am Abhange einer Anhoͤhe
zwiſchen Huͤgeln. Die Stadt iſt ſchoͤn, aber nicht ſehr
groß; ſie hat eine gute Lage und einen vortrefflichen Ha-
fen, der gegenwaͤrtig ungefaͤhr hundert und funfzig
Fahrzeuge innerhalb der Mauern enthielt. Außerhalb
lagen einige Hamburgiſche Schiffe, die Quarantaine
hielten.
Von Havre de Grace ſegelten wir bald ab, ohne
an Land geſtiegen zu ſeyn, und fuhren nach Quilleboeuf,
wo die Seine ſich ins Meer ergießt. Hier kamen die
Zollbedienten an Bord, um das Schiff zu verſiegeln;
auch kam ein Lootſe, um uns nach Rouen zu fuͤhren.
Hier lagen zwey in den Strom verſenkte Schiffe, wovon
nur die Spitzen der Maſte ſichtbar waren. Das Waſſer
ſieht hier von der Kreide ganz weißlich aus. — Gegen
Abend warfen wir die Anker bey einem Dorfe, Vilcair,
weil uns der Strom jetzt entgegen war, und der Wind
ſich gelegt hatte. Von der Muͤndung der in vielen
Buchten fortfließenden Seine bis nach Rouen zaͤhlt man
dreißig Franzoͤſiſche Meilen, da eben dieſe Entfernung
zu Lande nur zehn betraͤgt. Ich ging hier mit dem
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/56>, abgerufen am 22.11.2024.
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