Vierter Abschnitt. Von den Sprachen zu Batavia und auf Java überhaupt.
Da man zu Batavia, wie zu Amsterdam, ein Gemisch von allerhand Nationen und Völkern findet, so ist es auch natürlich, daß hier eine große Menge Sprachen gesprochen wird. Unter den Europäern wird aber doch allgemein die Holländische geredet, und mit den Sklaven, so wie im Umgange mit andern Indiern, bedient man sich gemeiniglich der Maleyischen Sprache. Diese ist in der ganzen östlichen, und einem Theile der westlichen Hälfte Ostindiens so durchgängig eingeführt, daß man sich da- mit, auf gleiche Art, als in Europa mit dem Französi- schen, überall forthelfen kann. Sie ist eine Mundart der Arabischen, wird auch mit Arabischen Buchstaben ge- schrieben. Man hat im Maleyischen die Uebersetzung eines Theils der Bibel, verschiedne kleine Wörterbücher, eine Grammatik und einige Gebethbücher. Diese Spra- che ist leicht zu lernen, sehr einfach und ungekünstelt, auch klingt sie angenehm. Für Leute von den verschiednen Völkern, welche dieselbe verstehen und sprechen, und sich dabey zum Christenthum bekennen, hat die Compagnie hier eine Kirche bauen lassen; auch besoldet sie die Predi- ger bey derselben. Imgleichen hält die Compagnie auf eig- ne Kosten einen Uebersetzer oder Translator, so wohl für die Maleyische, als die Javasche Sprache. Auch wird hier, so wie in den meisten andern Indischen Besitzungen, wo die Portugiesen vormahls gehandelt und ihre Sprache ausgebreitet haben, ein gebrochnes Portugiesisches gespro- chen. Daher ist auch noch jetzt eine Portugiesische Kirche und Gemeine in der Stadt vorhanden, und außerdem
Sechste Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
Vierter Abſchnitt. Von den Sprachen zu Batavia und auf Java uͤberhaupt.
Da man zu Batavia, wie zu Amſterdam, ein Gemiſch von allerhand Nationen und Voͤlkern findet, ſo iſt es auch natuͤrlich, daß hier eine große Menge Sprachen geſprochen wird. Unter den Europaͤern wird aber doch allgemein die Hollaͤndiſche geredet, und mit den Sklaven, ſo wie im Umgange mit andern Indiern, bedient man ſich gemeiniglich der Maleyiſchen Sprache. Dieſe iſt in der ganzen oͤſtlichen, und einem Theile der weſtlichen Haͤlfte Oſtindiens ſo durchgaͤngig eingefuͤhrt, daß man ſich da- mit, auf gleiche Art, als in Europa mit dem Franzoͤſi- ſchen, uͤberall forthelfen kann. Sie iſt eine Mundart der Arabiſchen, wird auch mit Arabiſchen Buchſtaben ge- ſchrieben. Man hat im Maleyiſchen die Ueberſetzung eines Theils der Bibel, verſchiedne kleine Woͤrterbuͤcher, eine Grammatik und einige Gebethbuͤcher. Dieſe Spra- che iſt leicht zu lernen, ſehr einfach und ungekuͤnſtelt, auch klingt ſie angenehm. Fuͤr Leute von den verſchiednen Voͤlkern, welche dieſelbe verſtehen und ſprechen, und ſich dabey zum Chriſtenthum bekennen, hat die Compagnie hier eine Kirche bauen laſſen; auch beſoldet ſie die Predi- ger bey derſelben. Imgleichen haͤlt die Compagnie auf eig- ne Koſten einen Ueberſetzer oder Translator, ſo wohl fuͤr die Maleyiſche, als die Javaſche Sprache. Auch wird hier, ſo wie in den meiſten andern Indiſchen Beſitzungen, wo die Portugieſen vormahls gehandelt und ihre Sprache ausgebreitet haben, ein gebrochnes Portugieſiſches geſpro- chen. Daher iſt auch noch jetzt eine Portugieſiſche Kirche und Gemeine in der Stadt vorhanden, und außerdem
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Sechste Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
Vierter Abſchnitt.
Von den Sprachen zu Batavia und
auf Java uͤberhaupt.
Da man zu Batavia, wie zu Amſterdam, ein Gemiſch
von allerhand Nationen und Voͤlkern findet, ſo iſt es
auch natuͤrlich, daß hier eine große Menge Sprachen
geſprochen wird. Unter den Europaͤern wird aber doch
allgemein die Hollaͤndiſche geredet, und mit den Sklaven,
ſo wie im Umgange mit andern Indiern, bedient man ſich
gemeiniglich der Maleyiſchen Sprache. Dieſe iſt in der
ganzen oͤſtlichen, und einem Theile der weſtlichen Haͤlfte
Oſtindiens ſo durchgaͤngig eingefuͤhrt, daß man ſich da-
mit, auf gleiche Art, als in Europa mit dem Franzoͤſi-
ſchen, uͤberall forthelfen kann. Sie iſt eine Mundart der
Arabiſchen, wird auch mit Arabiſchen Buchſtaben ge-
ſchrieben. Man hat im Maleyiſchen die Ueberſetzung
eines Theils der Bibel, verſchiedne kleine Woͤrterbuͤcher,
eine Grammatik und einige Gebethbuͤcher. Dieſe Spra-
che iſt leicht zu lernen, ſehr einfach und ungekuͤnſtelt,
auch klingt ſie angenehm. Fuͤr Leute von den verſchiednen
Voͤlkern, welche dieſelbe verſtehen und ſprechen, und ſich
dabey zum Chriſtenthum bekennen, hat die Compagnie
hier eine Kirche bauen laſſen; auch beſoldet ſie die Predi-
ger bey derſelben. Imgleichen haͤlt die Compagnie auf eig-
ne Koſten einen Ueberſetzer oder Translator, ſo wohl fuͤr
die Maleyiſche, als die Javaſche Sprache. Auch wird
hier, ſo wie in den meiſten andern Indiſchen Beſitzungen,
wo die Portugieſen vormahls gehandelt und ihre Sprache
ausgebreitet haben, ein gebrochnes Portugieſiſches geſpro-
chen. Daher iſt auch noch jetzt eine Portugieſiſche Kirche
und Gemeine in der Stadt vorhanden, und außerdem
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/558>, abgerufen am 26.11.2024.
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