Indischen Handelsplätzen. Aber doch muß von allen Waa- ren, die vom Schiffe gebracht, und im Lande verkauft werden, eine gewisse Abgabe entrichtet werden. Diese Abgabe ist jetzt an eine Gesellschaft Chineser verpachtet, die zwar auf eine anständige und bescheidne Art die Pack- kasten durchsuchen, Koffer aber und kleine Kasten un- angerührt lassen.
Auf Bodmerey wird hier häufig Geld ausgeliehen, aber die Zinsen dafür sind sehr hoch, wiewohl auch, im Verhältnisse zu der jedesmahligen Weite der Reise, und zu der größern oder geringern Gefahr auf dieser oder jenen See, sehr verschieden. Die Fahrt nach Japan wird für eine der gefährlichsten in ganz Ostindien angesehen. Die Bodmerey-Zinsen während derselben belaufen sich daher auf zwanzig bis fünf und zwanzig Procent, welche be- zahlt werden, wenn man nach glücklich zurückgelegter Rei- se nach Batavia zurückkommt. Verunglückt aber das Schiff unterweges, so fällt alle Forderung weg, und der Schuldner bezahlt alsdann nie das geringste für ein Capital, das ihm gegen hohen Zins auf Gewinn und Verlust geliehen war.
Wenn Schiffe von hier abgehen wollen, pflegen sie sich auf ihre ganze Reise hier mit den nöthigen Lebens- mitteln und andern Bedürfnissen zu verproviantiren. Besonders nehmen sie eingemachte Fische, Hühner, En- ten, Gänse, Eyer, Wassermelonen, Pompelmuse, Ko- kosnüsse, wie auch Arrak und Reiß, im größten Ueberflusse mit. Diese Sachen bekommen sie hier auch für sehr billigen Preis.
Der Handel mit den Landes-Produkten, als Kaffee, Zucker, Vogelnester und dergleichen, beruhet fast ganz auf einem einzigen Manne. Dieser hat den Titel Com- missarius über die Eingebohrnen oder Einländer. Außer
Von Handlung, Manufacturen ꝛc. zu Batavia.
Indiſchen Handelsplaͤtzen. Aber doch muß von allen Waa- ren, die vom Schiffe gebracht, und im Lande verkauft werden, eine gewiſſe Abgabe entrichtet werden. Dieſe Abgabe iſt jetzt an eine Geſellſchaft Chineſer verpachtet, die zwar auf eine anſtaͤndige und beſcheidne Art die Pack- kaſten durchſuchen, Koffer aber und kleine Kaſten un- angeruͤhrt laſſen.
Auf Bodmerey wird hier haͤufig Geld ausgeliehen, aber die Zinſen dafuͤr ſind ſehr hoch, wiewohl auch, im Verhaͤltniſſe zu der jedesmahligen Weite der Reiſe, und zu der groͤßern oder geringern Gefahr auf dieſer oder jenen See, ſehr verſchieden. Die Fahrt nach Japan wird fuͤr eine der gefaͤhrlichſten in ganz Oſtindien angeſehen. Die Bodmerey-Zinſen waͤhrend derſelben belaufen ſich daher auf zwanzig bis fuͤnf und zwanzig Procent, welche be- zahlt werden, wenn man nach gluͤcklich zuruͤckgelegter Rei- ſe nach Batavia zuruͤckkommt. Verungluͤckt aber das Schiff unterweges, ſo faͤllt alle Forderung weg, und der Schuldner bezahlt alsdann nie das geringſte fuͤr ein Capital, das ihm gegen hohen Zins auf Gewinn und Verluſt geliehen war.
Wenn Schiffe von hier abgehen wollen, pflegen ſie ſich auf ihre ganze Reiſe hier mit den noͤthigen Lebens- mitteln und andern Beduͤrfniſſen zu verproviantiren. Beſonders nehmen ſie eingemachte Fiſche, Huͤhner, En- ten, Gaͤnſe, Eyer, Waſſermelonen, Pompelmuſe, Ko- kosnuͤſſe, wie auch Arrak und Reiß, im groͤßten Ueberfluſſe mit. Dieſe Sachen bekommen ſie hier auch fuͤr ſehr billigen Preis.
Der Handel mit den Landes-Produkten, als Kaffee, Zucker, Vogelneſter und dergleichen, beruhet faſt ganz auf einem einzigen Manne. Dieſer hat den Titel Com- miſſarius uͤber die Eingebohrnen oder Einlaͤnder. Außer
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0555"n="217"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von Handlung, Manufacturen ꝛc. zu <placeName>Batavia</placeName>.</hi></fw><lb/>
Indiſchen Handelsplaͤtzen. Aber doch muß von allen Waa-<lb/>
ren, die vom Schiffe gebracht, und im Lande verkauft<lb/>
werden, eine gewiſſe Abgabe entrichtet werden. Dieſe<lb/>
Abgabe iſt jetzt an eine Geſellſchaft Chineſer verpachtet,<lb/>
die zwar auf eine anſtaͤndige und beſcheidne Art die Pack-<lb/>
kaſten durchſuchen, Koffer aber und kleine Kaſten un-<lb/>
angeruͤhrt laſſen.</p><lb/><p>Auf Bodmerey wird hier haͤufig Geld ausgeliehen,<lb/>
aber die Zinſen dafuͤr ſind ſehr hoch, wiewohl auch, im<lb/>
Verhaͤltniſſe zu der jedesmahligen Weite der Reiſe, und<lb/>
zu der groͤßern oder geringern Gefahr auf dieſer oder jenen<lb/>
See, ſehr verſchieden. Die Fahrt nach <placeName>Japan</placeName> wird fuͤr<lb/>
eine der gefaͤhrlichſten in ganz <placeName>Oſtindien</placeName> angeſehen. Die<lb/>
Bodmerey-Zinſen waͤhrend derſelben belaufen ſich daher<lb/>
auf zwanzig bis fuͤnf und zwanzig Procent, welche be-<lb/>
zahlt werden, wenn man nach gluͤcklich zuruͤckgelegter Rei-<lb/>ſe nach <placeName>Batavia</placeName> zuruͤckkommt. Verungluͤckt aber das<lb/>
Schiff unterweges, ſo faͤllt alle Forderung weg, und<lb/>
der Schuldner bezahlt alsdann nie das geringſte fuͤr ein<lb/>
Capital, das ihm gegen hohen Zins auf Gewinn und<lb/>
Verluſt geliehen war.</p><lb/><p>Wenn Schiffe von hier abgehen wollen, pflegen<lb/>ſie ſich auf ihre ganze Reiſe hier mit den noͤthigen Lebens-<lb/>
mitteln und andern Beduͤrfniſſen zu verproviantiren.<lb/>
Beſonders nehmen ſie eingemachte Fiſche, Huͤhner, En-<lb/>
ten, Gaͤnſe, Eyer, Waſſermelonen, Pompelmuſe, Ko-<lb/>
kosnuͤſſe, wie auch Arrak und Reiß, im groͤßten Ueberfluſſe<lb/>
mit. Dieſe Sachen bekommen ſie hier auch fuͤr ſehr<lb/>
billigen Preis.</p><lb/><p>Der Handel mit den Landes-Produkten, als Kaffee,<lb/>
Zucker, Vogelneſter und dergleichen, beruhet faſt ganz<lb/>
auf einem einzigen Manne. Dieſer hat den Titel Com-<lb/>
miſſarius uͤber die Eingebohrnen oder Einlaͤnder. Außer<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[217/0555]
Von Handlung, Manufacturen ꝛc. zu Batavia.
Indiſchen Handelsplaͤtzen. Aber doch muß von allen Waa-
ren, die vom Schiffe gebracht, und im Lande verkauft
werden, eine gewiſſe Abgabe entrichtet werden. Dieſe
Abgabe iſt jetzt an eine Geſellſchaft Chineſer verpachtet,
die zwar auf eine anſtaͤndige und beſcheidne Art die Pack-
kaſten durchſuchen, Koffer aber und kleine Kaſten un-
angeruͤhrt laſſen.
Auf Bodmerey wird hier haͤufig Geld ausgeliehen,
aber die Zinſen dafuͤr ſind ſehr hoch, wiewohl auch, im
Verhaͤltniſſe zu der jedesmahligen Weite der Reiſe, und
zu der groͤßern oder geringern Gefahr auf dieſer oder jenen
See, ſehr verſchieden. Die Fahrt nach Japan wird fuͤr
eine der gefaͤhrlichſten in ganz Oſtindien angeſehen. Die
Bodmerey-Zinſen waͤhrend derſelben belaufen ſich daher
auf zwanzig bis fuͤnf und zwanzig Procent, welche be-
zahlt werden, wenn man nach gluͤcklich zuruͤckgelegter Rei-
ſe nach Batavia zuruͤckkommt. Verungluͤckt aber das
Schiff unterweges, ſo faͤllt alle Forderung weg, und
der Schuldner bezahlt alsdann nie das geringſte fuͤr ein
Capital, das ihm gegen hohen Zins auf Gewinn und
Verluſt geliehen war.
Wenn Schiffe von hier abgehen wollen, pflegen
ſie ſich auf ihre ganze Reiſe hier mit den noͤthigen Lebens-
mitteln und andern Beduͤrfniſſen zu verproviantiren.
Beſonders nehmen ſie eingemachte Fiſche, Huͤhner, En-
ten, Gaͤnſe, Eyer, Waſſermelonen, Pompelmuſe, Ko-
kosnuͤſſe, wie auch Arrak und Reiß, im groͤßten Ueberfluſſe
mit. Dieſe Sachen bekommen ſie hier auch fuͤr ſehr
billigen Preis.
Der Handel mit den Landes-Produkten, als Kaffee,
Zucker, Vogelneſter und dergleichen, beruhet faſt ganz
auf einem einzigen Manne. Dieſer hat den Titel Com-
miſſarius uͤber die Eingebohrnen oder Einlaͤnder. Außer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/555>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.