werden oft aufs unbilligste, ungerechteste und härtste behandelt. Die, welche von den so genannten Seelen- verkäufern angeworben sind, genießen in langer Zeit kei- nen Sold; und wenn sie zum Genusse gelangen, be- kommen sie doch nicht mehr, als dreyzehn Holländische Stüber vom Gulden, wovon das meiste zur Bekleidung abgeht. Nach überstandnen Krankheiten pflegen sie so bleich, als ein übertünchter Pfeiler, auszusehen, und so mager zu seyn, daß sie beynahe durchsichtig sind.
Zu Batavia sind zwey der Compagnie gehörige öf- fentliche Hospitäler. Das eine steht in der Stadt und heißt das Binnen-Hospital. In diesem werden alle Kranke aus der Stadt und von den Schiffen aufgenommen, und zur Pflege der Kranken sind drey Aerzte und zwey Wundärzte bestellt. Das andre steht außerhalb der Stadt, und wird das Außen-Hospital (Buyten-Hospi- tal) genannt. Hieher werden die Patienten aus jenem gebracht, so bald sie anfangen zu genesen, um hier ei- ne frischere Luft zu genießen, und mehr Bewegung zu haben. Außer jenen beyden findet man in der Stadt noch zwey Krankenhäuser, wovon das eine den Mohren, und das andre den Chinesern gehört. Da so wohl in diesen Lazareten und bey den Regimentern, als auch auf den Schiffen sehr viele Wundärzte im Dienste der Compagnie angestellet sind, ist über diese alle ein Ge- neral-Chirurgus gesetzt, der jeden, entweder auf den Schiffen, oder im Lande, so placirt, als er für dien- lich erachtet, welche Ernennung vom General-Gouver- neur und der Regierung bestätiget wird. -- Auf der Rhede liegt allezeit ein so genanntes Wachtschiff. Auf diesem muß des Nachts einer von den mit den Schiffen angekommenen Wundärzten Wache halten; dies wechselt unter ihnen von vier zu vier Näch-
Beſchreibung der Stadt Batavia.
werden oft aufs unbilligſte, ungerechteſte und haͤrtſte behandelt. Die, welche von den ſo genannten Seelen- verkaͤufern angeworben ſind, genießen in langer Zeit kei- nen Sold; und wenn ſie zum Genuſſe gelangen, be- kommen ſie doch nicht mehr, als dreyzehn Hollaͤndiſche Stuͤber vom Gulden, wovon das meiſte zur Bekleidung abgeht. Nach uͤberſtandnen Krankheiten pflegen ſie ſo bleich, als ein uͤbertuͤnchter Pfeiler, auszuſehen, und ſo mager zu ſeyn, daß ſie beynahe durchſichtig ſind.
Zu Batavia ſind zwey der Compagnie gehoͤrige oͤf- fentliche Hoſpitaͤler. Das eine ſteht in der Stadt und heißt das Binnen-Hoſpital. In dieſem werden alle Kranke aus der Stadt und von den Schiffen aufgenommen, und zur Pflege der Kranken ſind drey Aerzte und zwey Wundaͤrzte beſtellt. Das andre ſteht außerhalb der Stadt, und wird das Außen-Hoſpital (Buyten-Hoſpi- tal) genannt. Hieher werden die Patienten aus jenem gebracht, ſo bald ſie anfangen zu geneſen, um hier ei- ne friſchere Luft zu genießen, und mehr Bewegung zu haben. Außer jenen beyden findet man in der Stadt noch zwey Krankenhaͤuſer, wovon das eine den Mohren, und das andre den Chineſern gehoͤrt. Da ſo wohl in dieſen Lazareten und bey den Regimentern, als auch auf den Schiffen ſehr viele Wundaͤrzte im Dienſte der Compagnie angeſtellet ſind, iſt uͤber dieſe alle ein Ge- neral-Chirurgus geſetzt, der jeden, entweder auf den Schiffen, oder im Lande, ſo placirt, als er fuͤr dien- lich erachtet, welche Ernennung vom General-Gouver- neur und der Regierung beſtaͤtiget wird. — Auf der Rhede liegt allezeit ein ſo genanntes Wachtſchiff. Auf dieſem muß des Nachts einer von den mit den Schiffen angekommenen Wundaͤrzten Wache halten; dies wechſelt unter ihnen von vier zu vier Naͤch-
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Beſchreibung der Stadt Batavia.
werden oft aufs unbilligſte, ungerechteſte und haͤrtſte
behandelt. Die, welche von den ſo genannten Seelen-
verkaͤufern angeworben ſind, genießen in langer Zeit kei-
nen Sold; und wenn ſie zum Genuſſe gelangen, be-
kommen ſie doch nicht mehr, als dreyzehn Hollaͤndiſche
Stuͤber vom Gulden, wovon das meiſte zur Bekleidung
abgeht. Nach uͤberſtandnen Krankheiten pflegen ſie ſo
bleich, als ein uͤbertuͤnchter Pfeiler, auszuſehen, und
ſo mager zu ſeyn, daß ſie beynahe durchſichtig ſind.
Zu Batavia ſind zwey der Compagnie gehoͤrige oͤf-
fentliche Hoſpitaͤler. Das eine ſteht in der Stadt und
heißt das Binnen-Hoſpital. In dieſem werden alle Kranke
aus der Stadt und von den Schiffen aufgenommen, und
zur Pflege der Kranken ſind drey Aerzte und zwey
Wundaͤrzte beſtellt. Das andre ſteht außerhalb der
Stadt, und wird das Außen-Hoſpital (Buyten-Hoſpi-
tal) genannt. Hieher werden die Patienten aus jenem
gebracht, ſo bald ſie anfangen zu geneſen, um hier ei-
ne friſchere Luft zu genießen, und mehr Bewegung zu
haben. Außer jenen beyden findet man in der Stadt
noch zwey Krankenhaͤuſer, wovon das eine den Mohren,
und das andre den Chineſern gehoͤrt. Da ſo wohl in
dieſen Lazareten und bey den Regimentern, als auch auf
den Schiffen ſehr viele Wundaͤrzte im Dienſte der
Compagnie angeſtellet ſind, iſt uͤber dieſe alle ein Ge-
neral-Chirurgus geſetzt, der jeden, entweder auf den
Schiffen, oder im Lande, ſo placirt, als er fuͤr dien-
lich erachtet, welche Ernennung vom General-Gouver-
neur und der Regierung beſtaͤtiget wird. — Auf
der Rhede liegt allezeit ein ſo genanntes Wachtſchiff.
Auf dieſem muß des Nachts einer von den mit den
Schiffen angekommenen Wundaͤrzten Wache halten;
dies wechſelt unter ihnen von vier zu vier Naͤch-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/539>, abgerufen am 22.11.2024.
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